33 Grenztänzer.

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┊  ┊  ┊          ★  ISABELL

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Ich liebte die Vorweihnachtszeit.

Nachdem Harry und ich zwei volle Tage brauchten, um sein Perwoll-Haus zu schmücken und ich Liam, Niall und Louis an die Grenze ihrer Hilfsbereitschaft brachte, wohnten wir in einem echten Weihnachtsparadies. 

Eine ganze Nacht lang backte ich mit Noah Plätzchen, wir tranken Punsch, redeten über sämtlichen Mist der uns auf der Seele brannte und rochen zwei Tage nach Vanillezucker. Nebenbei genoss ich sämtlichen Kitsch, den Weihnachten in London zu bieten hatte.

Gleichzeitig musste ich wahnsinnig viel arbeiten. Denn gerade zur aktuellen Zeit wollten die Menschen in Massen Familienfotos verschenken. Ich schleppte also nicht nur Equipment in verschiedene gehobene Häuser und baute es auf, sondern machte hinter Jean faxen, damit die Kleinkinder der Kunden bei Laune gehalten wurden.

Gleichzeitig lief die Fotokampagne von Bryan Adams und leider, leider konnte ich nicht anwesend sein. Cal versuchte es mir möglich zu machen, aber das Weihnachtsgeschäft abseits von Stars und Sternchen brauchte Hilfe. Ich war ein wenig enttäuscht, denn meine Neugier auf das Konzept war episch.

„Du wirst warten müssen, bis wir die Fotos auswerten", tröstete Cal mich. Ich lernte also von meinen anderen Kollegen allerhand Einstellungen und den Umgang mit schwierigen Kunden. Unter anderem machten wir Babyshootings, Tierbilder und natürlich die berüchtigten erotischen Fotos.

Zuerst war ich unglaublich nervös, aber dafür gab es keinen Grund. Im Endeffekt waren wir nur zwei Leute im Raum. Die betagte Kundin, Jean und ich. Es war merkwürdig, denn es lief genauso ab, wie Liam es über sein Shooting gesprochen hatte. Der Raum war warm, es wurde viel mit Licht gespielt und ganz viel Wert daraufgelegt, dass die Kundin sich wohlfühlte.

Obwohl es um Erotik ging, so waren die sinnlichsten Bilder jene, bei denen die Kundin nicht viel Haut zeigte. Sichtlich fasziniert sprach ich, als ich mir die Aufnahmen auf dem Laptop ansah: „Wow, du bist eine Künstlerin, Jean."

Jean selbst straffte selbstgefällig die Schultern und grinste breit: „Natürlich bin ich das." Dann lachte sie glockenhell auf und schlug ihre fleischige Hand auf meine Schulter: „Danke für dein Lob, Schätzchen. Und jetzt hilf mir hier aufzuräumen. In zwei Stunden kommt Familie McGury."

Wenn ich also nicht auf der Arbeit war, Harry mit sentimentalen Weihnachtsfilmen betäubte, dann war ich auf der Suche nach passenden Weihnachtsgeschenken. Für meine Eltern hatte ich schnell das Richtige gefunden. 

Für meinen Vater gab es einen Gutschein, den er im Fahrradladen umsetzten konnte, denn seit dem Sommer radelte er regelmäßig mit seinem E-Bike durch die Gegend. Meine Mutter bekam passende Handschuhe zu ihrem neuen Mantel. Ehrlicher Weise war ich einfallslos was meinen Bruder Flint betraf, aber wir hatten uns angewöhnt uns ebenfalls Gutscheine zu schenken, die wir gebrauchen konnten. So war also Amazon die logische Wahl für ihn.

Bei Noah, Amanda und Harry grübelte ich länger.

Für meinen besten Freund legte ich eine extra Nachtschicht ein, genauso für Harrys Mutter. Beiden backte ich lustige Lebkuchenmänner. Ich bemalte sie geduldig und war völlig erschöpft, als ich um vier Uhr nachts endlich fertig war. Ich konnte das ganze auch nur so durchziehen, weil Harry mit den Jungs eine kreative Schicht in Louis' Tonstudio einlegte.

Amanda machte es mir schließlich einfach, weil sie mich bat ein paar Fotos von ihr zu schießen, die sie dann ihren Eltern ausgedruckt schenken wollte. Demnach verbrachten wir einen ganzen Tag damit sie möglichst in Szene zu setzten. Nachdem Amanda das Ergebnis genau unter die Lupe genommen hatte und wir die Bilder drucken ließen, erzählte ich ihr, dass ich an Harrys Geschenk knabberte.

Liebe heißt das Lied ✓Where stories live. Discover now