Florentina Dewan
By LuanaWhiteCarter hatte mir ins Gewissen geredet. Mein Freund fand es zwar toll, dass ich sowohl in der Küche als auch im Garten den Gärtnern ständig half, aber er meinte auch ich müsste mir hier und da auch mal Zeit für mich nehmen. Da hatte er eigentlich recht. Ich hatte immer meinen Platz bei den Kriegern der Finsternis gesucht, und wollte meinen Teil beitragen. Doch dabei hatte ich vergessen dass ich auch eine Persönlichkeit mit eigenen Interessen war.
Ja, das klang irgendwie komisch, aber es war so. Durch Carter fand ich nun allmählich wieder zu mir selbst, und dafür war ich ihm wirklich mehr als dankbar. Und heute hatte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich nichts vor. Mein Freund allerdings war heute mit Freddie, Shawn und Hudson unterwegs. Ich hatte mir ein Buch von Ana ausgeliehen, dass ich beginnen wollte zu lesen und setzte mich dafür im Garten unter einem großen Baum.
Die Sonne schien hell vom Himmel herab und es war wirklich warm. Doch das Blätterdach des Baumes schenkte mir wohligen Schatten und ich begann zu lesen. Es war wohl eine historische Romanze, und das Buch begann bereits sehr spannend. Ich hatte fast das erste Kapitel durch, als ich abgelenkt wurde.
"Hier hat sich so viel verändert. Alles was früher Spaß gemacht hat, ist jetzt verboten. Echt ätzend." hörte ich, wie sich ein Mädchen beschwerte. Ihr schien wohl nicht zu gefallen, dass unser König Luan viele Sachen verändert hatte, aber ich fand es gut wie es jetzt war.
"Das wird nicht mehr lange so sein. Bald wird sich alles ändern." antwortete ein anderes Mädchen. Das hörte sich noch weniger gut an. Sprach sie da etwa von demjenigen, der Luan stürzen wollte? Ich sah mich um um herauszufinden, zu wem die Stimmen gehörten. Sie kamen mir bekannt vor, aber konnte sie gerade nicht zuordnen.
Doch plötzlich ließ sich jemand neben mir in der Wiese nieder und nahm mir mein Buch aus den Händen. Ich riss meine Augen auf, weil ich mich einen Moment erschrocken hatte. Meine Konzentration war so auf die Stimmen der Mädchen fokussiert gewesen, dass ich ihn nicht hatte kommen sehen. Es war Damon und er betrachtete das Buch, während ich mich unwohl zu fühlen begann.
"Wieso sitzt du hier ganz alleine und liest so einen Roman?" erkundigte er sich. Es wunderte mich wirklich, dass Damon zu mir gekommen war. Ich konnte mich nicht daran erinnern dass er jemals Anstalten gemacht hätte, sich mit mir unterhalten zu wollen. Damon war sehr beliebt unter den anderen Kriegern. Neben Luan, Hudson und Freddie gehörte er zu den Stärksten hier und viele der Mädchen himmelten ihn an. Und er zeigte auch deutlich wie ihm das gefiel. Also was wollte er jetzt von mir?
"Warum nicht? Das Wetter ist schön und es ist nie verkehrt sich ein neues Hobby zu suchen." meinte ich schüchtern und wollte das Buch wieder an mich nehmen, aber Damon schien es mir noch nicht wiedergeben zu wollen und grinste schief.
"Solche Bücher sind Zeitverschwendung und haben nichts mit der Realität zu tun. Du könntest stattdessen deine Fähigkeiten noch perfektionieren, Florentina. Das Aussehen zu verändern, kann durchaus hilfreich im Kampf sein. Das solltest du nicht unterschätzen." erklärte Damon mir plötzlich und reichte mir schließlich mein Buch, ehe er sich wieder erhob.
Ich wusste dass viele der Bücher nicht der Realität entsprachen aber manche allerdings schon. Jedoch hatte ich meinen Märchenprinzen bereits gefunden, aber was Damon da über meine Kräfte sagte, machte mich neugierig. Wie sollte meine Fähigkeit im Kampf nützlich sein?
"Wie meinst du das?" fragte ich ihn also und sah fragend zu ihm auf. Wenn ich meinen Freunden irgendwie helfen konnte, dann wollte ich mir Mühe geben.
"Naja, ich meine du könntest dein komplettes Aussehen verändern, wenn du noch mehr trainierst und nicht nur deine Haarfarbe. Du könntest Gegner damit verwirren und rein legen. So etwas könnte dich zu einer perfekten Spionin machen und auch entscheidend in einem Kampf sein, wenn du so für Ablenkung sorgst." erklärte Damon mir grinsend.
Achso, das meinte er. Naja... Ich konnte bereits meine gesamte Gestalt verändern, nur tat ich das nicht. Ich hatte nie Vorteile darin gesehen und wenn ich das täte, müsste ich vorgeben jemand anders zu sein und ich wusste nicht ob ich das konnte. Ich war eigentlich immer eine ehrliche Person.
"Das kann ich bereits. Schon seit ein paar Jahren. Aber ich bin keine gute Schauspielerin. Du hast ja bestimmt schon gemerkt, dass ich nicht die selbstbewussteste Person bin. Aber ich kann mich so gut wie in alles verwandeln was ich will." erklärte ich ihm sanft, jedoch senkte ich dabei wieder meinen Kopf. Luan hatte nie einen Vorteil in mir gesehen, oder er traute mir nichts zu.
Damon schmunzelte und sah auf mich herab. "Das sind alles Dinge, die man sich aneignen kann. Mach dich nicht ständig selbst klein und verstecke nicht dein Talent. Deine Kräfte könnten vielleicht der Schlüssel sein Leben zu retten. Vielleicht auch eines Tages das von Carter, wer weiß." meinte er zu mir und ging.
Ich sah Damon etwas nach, als er sich von mir entfernte. Tatsächlich hatte er mich durcheinander gebracht. Meine Kräfte könnten der Schlüssel sein um Leben zu retten? Ich dachte immer meine Fähigkeit sei nutzlos, mehr oder weniger. Aber vielleicht hatte er recht? Vielleicht sollte ich an mir arbeiten, damit ich eine noch bessere Kriegerin werden konnte. Vielleicht sollte ich damit auch gleich anfangen?
Das Gespräch der Mädchen von vorhin hatte ich so gut wie vergessen, als ich noch völlig in Gedanken mein Buch schnappte und hinein in das Anwesen ging. Da kam mir plötzlich Carter entgegen, der glücklich wirkte als er mich erblickte.
Er zog mich sofort an sich und gab mir einen dicken Kuss, worüber ich mich sehr freute. "Ich habe dich schon gesucht. Hast du Lust etwas in die Stadt zu fahren? Ich würde dich gerne zum Essen einladen. Was meinst du?" fragte mein Freund mich und lächelte mich weiter an. Das war eine süße Idee.
Dann fiel Carter's Blick auf das Buch in meinen Händen und er schmunzelte. "Das hat dir bestimmt Ana empfohlen, oder?" meinte er und nahm meine freie Hand in seine.
Ich lächelte meinen Freund sanft an und nickte. "Ja, hat sie. Aber ich bin nicht über das erste Kapitel hinaus gekommen." meinte ich und da fiel mir wieder ein was die Mädchen gesagt hatten. Ein Abend mit meinen Freund war vielleicht genau das Richtige, nach diesem seltsamen Nachmittag.
"Ich würde gerne mit dir ausgehen. Es gibt da außerdem etwas, dass ich mit dir besprechen möchte. Aber wenn wir in die Stadt fahren, möchte ich mich vorher umziehen." erklärte ich Carter und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ich war mir sicher er würde mir helfen, damit ich stark wurde. Dann konnte ich vielleicht das nächste Mal mitkommen, wenn er auf Mission ging. Darüber würde er sich doch freuen, oder?
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Light&Dark - Life and Death
FantasyKyra hat die Akademie verlassen, doch wird sie jetzt tatsächlich eine Kriegerin der Finsternis? Wer steckt in Wahrheit hinter der Ermordung ihrer leiblichen Eltern? Aufs Neue beginnen die Grenzen zwischen Licht und Finsternis zu verwischen. Wer wil...