14 | November 2019

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„Hey, Principessa! Wo hast Du denn deine Feuchtigkeitscreme versteckt?", rief Christian aus dem Bad, aus dem verdächtiges Klappern und Scheppern drang. Sie wohnten seit beinahe zwei Monaten gemeinsam in Michaels Appartement, aber das Problem um die Ordnung im Badezimmer hatten sie noch immer nicht gelöst.

Kopfschüttelnd nahm er eine schwarze Jeans aus dem Schrank und humpelte aus dem Schlafzimmer, während er gleichzeitig versuchte in die engen Hosenbeine zu schlüpfen.

„Da, wo sie immer ist!", gab er klug zurück. Irgendwann würde Christian es schon lernen oder einfach seine eigene benutzen.

„Nein, da ist sie nicht... ich habe schon überall gesucht!"

Michael bot sich ein erschreckendes Bild, als er durch die offene Tür ins Bad trat. Sein Freund kniete mit noch feuchten Haaren auf dem Boden, um ihn herum verschiedene Körbe und Tiegelchen, die noch vor kurzem akribisch sortiert in dem kleinen Hängeschrank gestanden hatten.

„Also, mein Schatz. Die offenen Dosen stehen wie immer...wo?", lehrerhaft senkte er das Kinn und zog die Brauen nach oben. Seufzend stieg er über eines der Körbchen, schob Christian sanft zur Seite und öffnete den Spiegelschrank über dem Waschbecken. „Richtig! Hier! Wie auch die Zahnpasta... die Handcreme, das Parfum...!"

„Ohh", Christian grinste ihn vom Boden schief an. „Tut mir leid, ich werde mir dein System nie merken. Ich stelle alles einfach immer nach vorne, was gerade offen ist."

Lachend schnaubte Michael und strich durch Christians Haare, der seinen Kopf liebevoll an Michaels Oberschenkel lehnte. „Glaub mir, ich weiß."

Als er begann, die Körbchen übereinander zu stellen, um sie wieder einzuräumen, verzog Michael gequält das Gesicht. „Bitte, lass! Ich mach das schon, ich kann dir gar nicht zusehen."

Kurz darauf verstaute Michael die letzten Utensilien wieder im Hängeschrank, während Christian sich die Creme ins Gesicht massierte.

Etwas wehmütig beobachtete Michael, wie die von der Arbeit rauen Finger über seine glattrasierten Wangen strichen. Nächstes Wochenende würde er wieder zurück in Haus gehen, da sich die Situation mit Phillip nun endlich entspannt hatte und er zur Mitte der Woche eine neue Wohnung beziehen konnte. Über seine Kollegin Stefanie hatte Michael von der Altbauwohnung im Stadtzentrum erfahren, bei ihrem Onkel ein gutes Wort für Phillip eingelegt und so dafür gesorgt, dass sich Christian nun sein Haus wieder für sich haben würde. Dass sein Exfreund auf eigenen Beinen stand, half auch Michael sich auf die Beziehung zu Christian einzulassen. 

Es war ein wichtiger Schritt zu einer gemeinsamen Zukunft. Außerdem sah er, wie sehr sich Christian darauf freute, nicht mehr mit ihm in der Stadtwohnung eingepfercht zu sein und Michael war froh, seinen Rückzugsort wieder für sich zu haben. Trotzdem wurde sein Herz schwer, bei dem Gedanken, dass er bald nicht mehr jeden Tag neben ihm aufwachen würde.

Von hinten legte er seine Arme um Christians schlanken Oberkörper und drückte die Nase in seine feuchten Haare, die noch herrlich frisch nach der Dusche rochen. Er vermisste ihn jetzt schon, obwohl er noch hier war. Nachdem Christian die Creme an den vorgesehenen Platz stellte und das Spiegelschränkchen schloss, trafen sich ihre Blicke im Spiegel.

Dunkle Augen verloren sich in hellen – doch der verliebte Ausdruck war ihnen beiden ins Gesicht geschrieben. Er wollte noch nicht daran denken, dass ihre tägliche Zweisamkeit bald vorbei war und sich die gemeinsamen Stunden auf gelegentliche Abende und die Wochenenden beschränkten.

Nur die Tischreservierung beim Italiener um die Ecke für den Abend hielt Michael davon ab, seine Hände tiefer gleiten zu lassen und den aufkeimenden Abschiedsschmerz etwas zu lindern. Sanft biss er stattdessen in Christians Hals, direkt in die durch schwarze Tinte verzierte Haut, leckte genüsslich darüber. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen; Christian war zum Anbeißen. Dieser lachte liebevoll auf und legte seine Hände über Michaels.

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