𝐱𝐢𝐢. fernando gonzáles the supervisor

300 16 0
                                    




Erschrocken fasste ich mir ans Herz, als ich gerade noch einen Zusammenstoß vermeiden konnte und ebenfalls das Glück hatte, das Tablett mit der Bestellung nicht fallen gelassen zu haben. Während ich mich von meinen Schock versuchte zu erholen, starrte ich Fer mit großen Augen an, der meinen Blick nur erwidern konnte.

»Was machst du denn hier?«, stellte er mir die Frage und schien sich viel schneller davon erholt zu haben als ich.

»Wie, was mach ich hier?«, stellte ich ihm die Gegenfrage und tat es ihm mit der Betonung nach. »Laut Dienstplan, den ich erstellt habe, habe ich jetzt meine Schicht.«, beantwortete ich ihm die Frage. »Und ich kann mich nicht daran erinnern, dich jemals für die Woche eingetragen zu haben.«

»Normalerweise freut man sich als Schichtleitung, wenn einer freiwillig zur Arbeit erscheint.«, entgegnete er und verdrehte die Augen. »Hast du nicht heute frei?«

»Bestimmt nicht. Ich brauche das Geld und deine Mutter hat mich für heute auch nicht beurlaubt.«, erwiderte ich und räusperte mich anschließend. »Leider gehört meinen Eltern kein Restaurant, in dem ich nach Lust und Laune arbeiten kann. Wenn du mich jetzt entschuldigst, Fernando.«, versuchte ich an ihm vorbeizulaufen und den Gast zu bedienen, der auf sein Essen wartete.

»Nein, ich entschuldige dich nicht.«, stellte er sich mir in den Weg und nahm sich mit einer Bewegung das Tablett aus meiner Hand. »Schichtleitung hin oder her, Alejita. So wie ich es verstanden habe, hast du heute ein Date mit meinem kleinen Bruder, der sicher wie der größte Idiot nur darauf wartet dich abholen zu können. Und das funktioniert nicht, wenn du nach Acht noch hier bist und Señor Alvez sein Bier bringst!«, fuchtelte er mit einer Hand herum und machte deutlich, dass er mich von hier vertreiben wollte. »Überlass mir den Posten als Schichtleitung.«

»Dir?«, harkte ich nach und musste anschließend lachen, da allein der Gedanke sehr absurd klang. »Das kann ich nicht tun.«, schüttelte ich meinen Kopf.

»Warum nicht? Meinen Eltern gehört der Laden hier! Wenn ich es möchte, schmeißen sie dich raus.«, scherzte er und lief mir hinteher als ich an ihm vorbei lief. »Ich hab auch hin und wieder den Laden übernommen, wenn die Schichtleitung plötzlich die Grippe hatte und keiner den Posten wirklich übernehmen wollte. Und das alles vor deiner Zeit hier.«, erzählte er mir und stellte sich erneut vor mich. »Was ist schon dabei? Du hast einen freien Tag und kannst dich voll auf das Date mit Pedri konzentrieren, was ich tatsächlich erst einmal unkommentiert lasse, während ich die Schichtleitung spiele.«

»Das ist kein Spiel, Fer.«

»Sorry. Natürlich ist das kein Spiel. Große Verantwortung, Kunden zufrieden stellen– Klar.«, nickte er mit dem Kopf und sprach das Ganze mit einer Leichtigkeit aus. »Ich überlebe die paar Stunden, ja? Sollte irgendwas schief laufen, was sicher nicht passieren wird, dann trage ich, Fernando González Lopez, die Verantwortung.«, versprach er mir und grinste breit als er merkte, dass ich kurz vor dem nachgeben war. »Solltest du mir nicht freiwillig den Posten geben–«

»Willst du mir etwa drohen?«

»Um dir drohen zu können, müsste ich erst meine Drohung aussprechen.«, konterte er direkt. »Solltest du mir den Posten nicht freiwillig überlassen, hol' ich meine Mutter und erzähl' ihr von deinem Date mit unserem Pedri.«

»Das tust du nicht.«, lachte ich auf und kaufte ihm das nicht ab.

»Tu ich nicht?«, harkte er nach und hob eine Augenbraue, was mich nun etwas verunsicherte. »Komm schon, Alejandra. Ernenn' mich zum Schichtleiter.«, bettelte er mich schon fast an und ließ tatsächlich locker. Ich wusste nicht, warum einer freiwillig zur Schichtleitung ernannt werden wollte, aber wenn er darauf bestand, sollte ich ihm wohl nicht im Weg stehen.

»Sollte was in die Hose gehen, rufst du deine Eltern an und nicht mich, klar?«, drückte ich ihm mein Notizblock in die Hand und nahm die Schürze ab. »Du bekommst das hin.«, sprach ich ihm anschließend Mut zu und machte mehrere Schritte zurück. »Sei der Boss, der du schon immer sein wolltest, Fer. Ich glaube an dich!«, trug ich zu dick auf und streckte ihm meine zugedrückten Daumen hoch.

»Verschwinde einfach.«, schüttelte er seinen Kopf, konnte sich dennoch das Lachen nicht verkneifen. »Genieß die Zeit mit meinem hermanito, Alejandra. Und versprich mir, dass du sein Herz nicht brichst.«

»Ich wüsste nicht, warum ich das tun sollte oder wie ich es überhaupt anstelle.«, konterte ich. »Bitte, Fer. Mach' keinen Mist und sei heute einmal nicht der coole Boss. Du kannst ihn spielen, aber bitte behalte den vernünftigen und verantwortungsvollen Boss im Hinterkopf, klar?«.

»¡Vete ahora, Alejandra!«, versuchte er mich weiter zu vertreiben und zeigte sogar mit seinem Finger Richtung Tür. »Komm nicht einmal auf den Gedanken hier anzurufen und nach dem Stand zu fragen. Du hast frei, ich übernehme und keiner wird hier sterben.«, stöhnte er leicht genervt auf.

»Ich vertraue dir, Fernando Junior.«, ließ ich ihn wissen und machte auf dem Absatz kehrt, bevor ich meine Sachen holte und anschließend das Restaurant mit einem ungewohnten Gefühl im Magen verließ. Ich wusste, dass das Restaurant seinen Eltern gehörte und ihn wohl besser als ich kannte. Dennoch bekam ich bei ihm das Gefühl nicht los, dass er das Ganze auf die leichte Schulter nahm und den Laden bis spätestens heute Abend mit irgendeiner Aktion gegen die Wand fuhr.

Trotzdem wollte ich die Sache erst einmal abspielen lassen und mich zurücklehnen, während ich mich nun einem anderen González widmen musste.

»Wie soll ich dir ein Outfit heraussuchen, wenn wir noch nicht einmal wissen, wohin es geht?«, stöhnte Valentína frustriert auf und schaute sich meinen Kleiderschrank an, nachdem ich sie um ihre Hilfe gebeten hatte. »Du kannst kein Kleid anziehen, wenn ihr sehr viel zu Fuß müsst oder eine Jeans, wenn es elegant sein muss. Ein Mix aus den Sachen könnte es auch tun, aber ich brauche genaue Angaben!«, fasste sie sich anschließend durch ihre blonden Haare und drehte sich zu mir um. »Wo bleibt deine Frustration?«

»Die übernimmst es schon.«, lachte ich leicht und hatte auch schon das Outfit im Sinn gehabt, dass ich heute anziehen wollte. »Ich hab da schon ein bis zwei Outfits im Kopf, die ich heute anziehen könnte. Die Frage ist nur, ob sie mir auch wie in meinen Gedanken stehen.«, murmelte ich den letzten Teil und stellte mich neben ihr vor meinen Kleiderschrank, der beinah aus allen Nähten platzte. »Was hältst du von dem Satin Rock und Top in babyblau?«, fragte ich sie und bediente mich an meiner unteren Schublade, um den Zweiteiler herausholen zu können.

»Das schreit total nach einem unschuldigen Mädchen, dass das Aufklären über Sex Bienchen und Blumen nennt.«, kommentierte sie und schaute die zwei Teile mit skeptischen Blicken an. »Option Zwei?«

»Option Zwei ist auch ein Zweiteiler, aber in rosa.«, zeigte ich ihr das zweite Outfit, das in meinen Augen glasklar als Gewinner gilt. Dennoch wollte ich ihre Meinung hören und dann noch einmal überlegen, ob es Sinn machte.

»Die Röcke sind schon ein bisschen kurz, nicht?«, harkte sie nach und musterte den Rock. »Aber ich liebs. Beide Outfits würden dir unglaublich stehen, aber wir brauchen eins. In babyblau siehst du so unglaublich unschuldig aus und man könnte glauben, dass du keiner Fliege etwas tun könnte. Aber das gibt Pedri das Gefühl, dass er dich um die Nase führen und seine blöden Spielchen treiben kann. Pink hat was. Ehrlich, aber in eurer Phase ein bisschen zu früh. Pink ist neben Rot die attraktivste Farbe und wenn du nicht geplant hast mit ihm nach eurem Date ins Bett zu springen, solltest du nochmal darüber nachdenken.«

»Ich möchte sicher nicht mit ihm ins Bett, aber das ist nicht Pink. Das ist Rosa und Rosa soll bekanntlich nur die Stimmung heben. Ebenfalls löst sie unangenehme Spannungen und wirkt nicht so dermaßen aggressiv.«, stand ich hinter meiner Meinung und entschied mich für diesen Zweiteiler. »Der Rock war beim letzten Mal nicht so kurz und ich bete einfach nur, dass er an Ort und Stelle bleibt.«

»Pink, Rosa– Alles das Gleiche! Fakt ist, dass ihm die Augen herausfallen werden, wenn er dich in diesem Outfit sieht und ich fertig mit dir bin!«, erwiderte sie darauf und klatschte sich begeistert in ihre Hände. »Was stehst du hier noch so herum? ¡Venga, venga!«, schubste sie mich schon ins Bad und freute sich momentan mehr über das Date mit dem jünsten González Jungen als ich es gerade tat.

𝐜𝐚𝐧𝐚𝐫𝐲 𝐢𝐬𝐥𝐚𝐧𝐝 • pedriWhere stories live. Discover now