23|eyes talk

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Saphira

Mit zitternden Händen gehe ich auf die Türe des Rektorats zu. Noch nie in meinen zwölf Jahren Schule wurde ich zum Direktor gerufen. Dass der Name von Elaine ebenfalls gefallen ist, lässt meine Nerven sich nicht gerade beruhigen. Haben sie uns doch erwischt, als wir geschwänzt haben? Habe ich vergessen, etwas abzugeben? Aber dann würde Elaine nicht auch ins Büro gerufen werden. Oder diese Kaitlyn.

Da dämmert es mir. Kaitlyn war das Mädchen, welches mich so wie Elaine vor dem Schmierer verteidigt hat. Wahrscheinlich geht es um gestern.

Dennoch bleibt das mulmige Gefühl.

„Saphira? Ist alles ok?" Erleichtert atme ich auf, als ich Elaine auf mich zukommen sehe. Ihre braunen Haare hat sie heute zu einer Krone geflochten. „Sie haben dich auch rausgerufen, nicht?"

Ich gebe nur ein Nicken von mir. Zu mehr bin ich noch nicht in der Lage.

„Was ist, wenn sie das von gestern rausgefunden haben?" Blanke Panik in meiner Stimme. „Ich werde von der Schule geschmissen. Was werden meine Tante und mein Onkel dazu sagen? Was wird aus meinem Abschluss? Ich brauche doch eine gute Endnote, sonst kann ich nicht Medizin studieren und-"

Elaine unterbricht mich, indem sie meine Schultern packt und mich einmal kräftig schüttelt, wobei mir die Strähnchen von meinem stufigen Schnitt ins Gesicht fallen, auch wenn ich mir einen Dutt gemacht habe.

„Beruhige dich. Sonst hätten sie außerdem nicht Kaitlyn rausgerufen. Stimmt's?" Irgendwie beruhigt es mich wirklich, dass ich nicht die einzige mit dieser Vermutung bin.

„Hey." Jetzt kommt auch Kaitlyn dazu. Ihre ebenso blonden Haare fallen ihr nun in schön geformten Wellen, die sie sich mit dem Lockenstab gezaubert haben muss, locker über die Schultern und reichen ihr bis zur Brust. Sie sieht meine zitternden Hände. „Alles ok?"

Ich nicke nur knapp.

„Sie hat das nicht oft gemacht", neckt Elaine mich. „Und jetzt kommt."

Zu dritt gehen wir rein.

„Sehr gut. Einfach durchgehen. Ihr werdet erwartet." Die Sekretärin hat nur kurz aufgeblickt, bevor sie uns in die Richtung des Büros weist.

Mit klopfendem Herzen sehe ich zu, wie Elaine – scheinbar die Gelassenheit in Person – den Knauf dreht, weshalb augenblicklich die Türe nachgibt. Und ich erstarre.

Cayden sitzt dem Rektor gegenüber. Neben ihm ein Mann, der wohl im Alter meines Onkels sein muss. Er trägt einen Anzug und sieht sehr wichtig aus. Es wirkt, als hätte er hier viel Einfluss. Und nicht nur alleine hier an dieser Schule. Seine Präsenz nimmt den gesamten Raum in Anspruch, dabei bin ich mir sicher, dass das nicht mal sein eigenes Büro ist.

„Miss Nelson, Miss Hoover, Miss Woodworth", begrüßt Rektor Williams uns drei. „Es dauert nicht lange. Bitte." Mit einer Hand deutet er an, etwas näher zu kommen. Doch ich kann mich nicht von der Stelle bewegen. Caydens Anblick scheint mich vollkommen einzunehmen. Ich studiere seine Haltung, seine Mimik. Dann fällt mein Blick wieder auf den Mann neben ihm. Er wirkt furchteinflößend. Nicht, was seine Statur betrifft, denn da ist Cayden um einiges beängstigender, sondern seine Ausstrahlung macht es. In seiner Gegenwart kann man nicht anders, als sich klein zu fühlen.

Irgendwie lande ich nun doch vor dem Eckschreibtsich des Rektors, dicht neben mir Cayden.

„Miss Nelson?"

„Hm?" Elaine stößt mich an. „Entschuldigung, könnten Sie das bitte wiederholen?" Meine Wangen brennen vor Peinlichkeit. Außerdem beginnen meine Hände wieder zu schwitzen. Unauffällig reibe ich sie an meinem Rock. Wie jedes Mal, wenn ich im Mittelpunkt stehe, verschränke ich meine Arme vor meinem Körper.

Desire-Hot as FireWhere stories live. Discover now