38|brainwashed

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Cayden

Pochende Schmerzen haben mich heute Morgen geweckt. Erst habe ich nicht verstanden, wo ich war. Als dann die Erinnerungen an gestern Nacht zurückgekommen sind, bin ich so schnell wie nur möglich aus diesem Haus verschwunden.

Auch jetzt noch, zwei Stunden später, spüre ich Saphiras Lippen auf meinen. Ihre Nägel auf meinem Rücken. Und als ich in den Spiegel im Bad blicke, kann man die Spuren noch sehen. Sie ziehen sich quer über meinen gesamten Rücken.

„Uff. Mann, was ist denn gestern noch vorgefallen?" Ryan kommt ins Badezimmer, als ich mir die Zähen putze. Da ich noch kein Shirt anhabe, sieht er natürlich die Spuren.

Mit vollem Mund nuschele ich: „Nichts." Ich spucke die Zahnpasta aus. „Brittany", spezifiziere ich. Dass es Saphira war, muss ich ihm ja nicht auf die Nase binden.

„Hab die beim Kampf aber nicht gesehen." Er runzelt die Stirn. „Lag wahrscheinlich am Licht dort." Ich atme leise aus. „Hey, ähm..." Ryan reibt sich den Hinterkopf, was schwieriger ist als gedacht, da er seine längeren Haare wie immer zu einem Knoten gebunden hat. „Warum warst du gestern eigentlich so wütend?" Er stellt sich neben mich, um sich im Spiegel zu betrachten.

Wenige Momente beobachte ich ihn dabei, dann erwidere ich: „Ich war nicht wütend. Es war einfach kein guter Tag für mich."

„Aber etwas muss doch vorgefallen sein." Ryan sieht mich erwartungsvoll an.

Ich spucke meine Mundspülung aus, bevor ich mit extra viel Nachdruck erwidere: „Nichts ist vorgefallen. Mir geht es super." Ich versuche so viel Entschlossenheit in meine Worte zu stecken wie es nur geht. Denn irgendwie muss ich mich selber ebenfalls davon überzeugen. Saphira und ich? Von wegen. Saphira und ich nichts.

Mein Körper straft meine Worte Lüge, indem ich meinen Rücken leicht strecke und mich somit an Saphiras Nägel erinnern und meine Lippen anfangen zu pulsieren, als würden sie mir wieder Saphiras Lippen in Erinnerung rufen wollen.

Ich schüttele alles ab. „Wirklich, Ryan. Alles gut." Ich gebe ihm einen leichten Klapps auf seine Schulter, bevor ich in mein Zimmer verschwinde.

Nach der Aspirin, die ich genommen habe, sobald ich nach Hause gekommen bin, geht es mir um einiges besser. Auch die Schmerzmittel, die ich noch von früher daheim hatte, helfen gegen den Schmerz in meinem Oberkörper. Ich muss gestehen, dass Saphira reife Arbeit geleistet hat.

In der Küche angekommen, halte ich inne. „Vater?"

„Ah, guten Morgen, Sohn. Kann ich dich in meinem Büro einen Moment sprechen?" Ohne auf meine Antwort zu warten, geht er voraus. Habe ich denn eine Wahl?

„Was gibt es denn, Vater?" Unschlüssig bleibe ich im Raum stehen, nachdem ich die Türe hinter mir geschlossen habe. Der Geruch von Holz umgibt mich.

Vater hat hinter seinem dunklen Holztisch bereits Platz genommen. Er trägt wie immer einen seiner extrem teuren Anzüge. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann ich ihn zuletzt ohne gesehen habe. Nicht einmal einfache Jeans trägt er.

„Setz dich doch." Er deutet auf den Stuhl vor ihm. Sobald ich sitze, fängt er an: „Du warst bei einem Mädchen?" Er macht eine Pause, als würde er auf eine Antwort meinerseits hoffen, doch als ich meinen Mund aufmache, spricht er sogleich weiter: „Du erinnerst dich noch an unser Gespräch über Caroline?"

Bei der Erwähnung ihres Namens unterdrücke ich das Bedürfnis zusammenzuzucken nur mit Mühe. Nach all der Zeit hat sie mich immer noch so fest im Griff. Langsam wird es Zeit, dass das beschissene Gefühl verschwindet. Wird Zeit, dass ich wieder der alte Cayden werde. Der ohne jegliche Gefühle, der keine Emotionen zeigt. Dem es egal ist, was andere von ihm halten.

Desire-Hot as FireWhere stories live. Discover now