𝟎𝟕.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐀 𝐯𝐢𝐥𝐥𝐚𝐢𝐧𝐨𝐮𝐬 𝐜𝐡𝐫𝐢𝐬𝐭𝐦𝐚𝐬

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Wenn er sich konzentrierte, konnte Dabi den Duft von verbranntem Karamell und Zimt in der Luft erhaschen.

Zu dieser Zeit des Jahres war er wie ein dichter Schleier, der die ganze Stadt bedeckte und jeden Zentimeter mit dem Gefühl von Wärme und Geborgenheit ausfüllte. Selbst in den dunkelsten Gassen, in welchen sich das dreckige Regenwasser in Mulden und Löchern im brüchigen Asphalt ansammelte - den Orten, an denen sich das Licht nie hintraute - konnte man noch die ferne Note von gebrannten Mandeln und süßem Blätterteig im Wind erhaschen.

Der frische Schnee knirschte unter seinen Schritte. Die Sohlen seiner Stiefel waren alt und saugten die Nässe auf, doch er lief zielstrebig weiter.

Er wurde erwartet.

Dabi hielt nicht viel von Festen und traditionellen Feiertagen. Er hatte angefangen, an ihrer Bedeutung zu zweifeln, wenn alle Menschen gemeinsam mit Familie und Freunden über Liebe und Frieden sangen und er immer noch einsam in den Schatten eines stinkenden Hinterhofs verrottet war.

Feste waren etwas für normale Menschen, welche Spaß daran hatten, ihr Geld für alberne Geschenke und so viel Essen, dass es einen Bettler eine ganze Woche lang satt gemacht hätte, zu verschwenden. Leute wie Dabi kämpften Tag für Tag um das nackte Überleben. Ein Dach über dem Kopf, ein voller Bauch, Kleidung, die dich warm hielt ... Die vermeintlich schönste Zeit im Jahr erinnerte ihn an alles, was er verloren hatte.

Er feierte nicht - niemals - doch er genoß die Ruhe, welche diese Tagen mit sich brachten.

Es war Weihnachten und die ganze Welt schien plötzlich wie ausgewechselt. Der Gestank von Müll und Dreck wurde durch die süße Note von warmen Gebäck ausgetauscht. Bunte Girlanden reihten sich von Fassade zu Fassade aneinander, sodass sie selbst die dunkelsten Gassen erleuchteten und irgendwo fand selbst der reudigste Straßenköter einen Unterschlupf.

Es schien, als wäre nach einer unendlich langen Zeit endlich Frieden eingekehrt. Messer und Pistolen wurden durch Schleifen und Geschenkpapier ersetzt. Blut und Schweiß wurden von einer reinen Schicht aus purem, weißen Schnee bedeckt, welche alles Schlechte unter sich begrub.

Und wenn in diesem Moment, in der Stille des Abends ein kleines Lächeln auf vernarbten Lippen lag, so war dies niemandes Angelegenheit, außer Dabis.

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Die Feuertreppe des Krankenhauses hinaufzuklettern, war leicht.

Genau so, wie durch den Hintereingang zu schlüpfen und unbemerkt durch den monotonen, weißen Flur zu schleichen. Er hielt den Kopf gesenkt, seine Schritte leise. Er verschmolz gekonnt mit der eintönigen und sterilen Szenarie, sodass die wenigen anderen Besucher und Krankenschwestern, welche ihm entgegen kamen, ihm nie mehr als einen vagen Blick schenkten.

𝑨𝒅𝒗𝒆𝒏𝒕𝒔𝒌𝒂𝒍𝒆𝒏𝒅𝒆𝒓 𝟐𝟎𝟐𝟑Where stories live. Discover now