69 erste Vollmondnacht

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In der Schule und auch in der Stadt fühlte Louis sich von Zeit zu Zeit unwohler. Er spürte, dass etwas nicht stimmte, konnte aber nicht benennen, was es war. Fynn und die anderen waren zwar immer an seiner Seite aber das Gefühl ließ sich nicht abschütteln. Von Tag zu Tag wurde es stärker. Er hatte den Eindruck, dass ihn jemand beobachtete, konnte aber nie jemanden entdecken. Auch sein Wolf spürte, dass etwas nicht stimmte.

Vielleicht lag es aber auch an dem Vollmond der heute Abend scheinen sollte. Der erste Vollmond in einem Rudel. Vielleicht war er auch nur aufgeregt... Louis müsste sich schließlich als Wolf zeigen. Das hatte er schon ewig nicht mehr getan.

Fynn freute sich darauf. Heute Abend würde er mit seinem Mate das Rudel anführen. Das erste Mal würde er Lou sehen können. Fynn stellte sich den Wolf putzig klein und süß vor. So wie Louis eben. Vielleicht ein kleiner brauner Puschelwolf. Fynn war sehr gespannt und konnte gleichzeitig Louis Nervosität im Hinblick auf seinen ersten Vollmond im Rudel verstehen. Das Louis mehr Angst davor hatte sich als Wolf zu zeigen, als vor dem allgemeinen Vollmond im Rudel, wusste Fynn allerdings nicht.

Die Stunden vergingen und Louis spürte wie jedes Mal, wenn der Vollmond näher kam, wie er unruhiger wurde. Normalerweise hatte er sich an diesen Tagen von Nick in dem alten Hochhaus einschließen lassen, damit ihn keiner sehen konnte. Heute würde er das nicht tun können. Ganz im Gegenteil. Heute würden sie ihn alle sehen und Louis müsste sich erklären müssen. Aber hatte er überhaupt eine Erklärung parat, die dem Rudel genügen würde?

Früher war er gerne als Wolf durch die Wälder gestreift. Ein einsamer Wolf. Sein Onkel hatte das immer als höchst gefährlich abgestuft. Schließlich war Louis ein Kind und schutzlos gewesen. Wären andere Wölfe gekommen, hätte der kleine Omega keine Chance gehabt. Dennoch ließ er ihn immer ziehen. Gerade in der Vollmondnacht. Umso glücklicher war er immer, wenn Louis wieder nach Hause kam. Dann gab es immer etwas leckeres zu essen und ein warmes Bad. Auch hatte sein Onkel ihm anschließend das weiche Fell gebürstet. Sonst taten das Wölfe unter sich aber den Luxus hatte Louis nun mal nicht.

Mittlerweile war es 19 Uhr und dämmerte leicht. Die meisten Rudelmitglieder sprangen schon als Wölfe draußen herum. Heute Abend sollte Louis vorne mit Fynn gemeinsam das Rudel durch den Wald zu einer Lichtung anführen. Er hoffte, dass die es nicht so eilig hätten. Schließlich war Louis nicht der schnellste. Aber, da die Kinder auch mitkamen, konnte Louis allen sagen, dass er extra langsam lief um niemanden zurück zu lassen. Das manche Kinder bereits schneller als er sein müssten ignorierte er.

"Bist du bereit Baby?" Nein. Einfach nein. War es zu spät zum abhauen oder Verstecken? Wahrscheinlich schon... Also hob Louis nur kurz die Schultern und ließ sie anschließend wieder runter fallen. Fynn kam auf ihn zu und küsste seine Stirn. "Egal was passiert, ich bin immer bei dir. Vertrau mir. Immer." "Egal was gleich kommt?"
"Ganz egal." Ganz egal... Na ob der Alpha gleich seine Aussage bereuen würde? Vielleicht sollte er ihn vorwahnen aber da wurde er auch schon an der Hand durch das Zimmer und Treppenhaus nach unten gezogen. Dort standen auch schon Fynns Eltern als Wölfe. Fynn streichelte das Fell seiner Mutter und öffnete beiden die Haustür.

Da sah Louis es. Das ganze Rudel stand bereits davor. So viele Wölfe... Er begann zu zittern. Fynn zog ihn zurück ins Wohnzimmer. Ließ aber die Haustüre auf. "Ich muss als Alpha vorgehen. Du kommst nach mir raus. Wir schaffen das. Ich freu mich schon so darauf mit deinem Wolf laufen zu gehen." Fynn strahlte und Louis schluckte. Feste drückte der Alpha nochmal kurz die Hände seines Omegas ehe er sich komplett auszog und seine Sachen auf das Sofa legte.
Das knacken der von Knochen war zu hören und kurze Zeit später stand vor Louis ein großer schöner Wolf. Louis hielt ihm vorsichtig die Hand hin an der Dimitri sogleich leckte. Mutiger geworden kniete Louis sich hin und strich er seinem Alpha durch das dichte Fell. "Versprich mir, dass du mich nicht verlässt"
~Versprochen Baby~ dröhnte Fynns Stimme in Louis Kopf. Dann leckte er einmal über Louis Gesicht und ging Richtung Ausgang.

~Jetzt oder nie Lou...~
Erneut war leises knacken der Knochen zu hören. Die Verwandlung tat weh... Erst recht, wenn man es so selten wie Louis tat... Doch dann war es geschafft. Lou fühlte sich endlich wieder frei. So lange konnte er kein Wolf mehr sein. Auch wenn er sich darüber freute, nagte an ihm dieses miese Gefühl der Unwissenheit. Wie würden sie auf ihn reagieren?
Er hörte mit seinen Wolfohren, ob er schon etwas ausmachen könnte, wie die Stimmung draußen war. Doch er hörte so gut wie nichts. Nur das leise atmen und hecheln der Wölfe. Sie schienen still zu stehen und zu warten. Warten auf ihn.

~Merrily we fall out of line, out of line
I'd fall anywhere with you, I'm by your side
Swinging in the rain, humming melodies
We're not going anywhere until we freeze

I'm not afraid anymore
I'm not afraid

Forever is a long time
But I, I wouldn't mind spending it by your side

Carefully we'll place for our destiny
You came and you took this heart and set it free
Every word you write and sing is so warm to me
So warm to me
I'm torn, I'm torn
To be right where you are

I'm not afraid anymore
I'm not afraid

Forever is a long time
But I, I wouldn't mind spending it by your side
Tell me everyday I get to wake up to that smile
I wouldn't mind it at all
I wouldn't mind it at all~

Sang Louis im Kopf. Fynn würde bei ihm sein. Er hatte es versprochen. Also ging er Schritt für Schritt Richtung Ausgang. Noch konnten sie ihn nicht sehen, da es bereits dunkle wurde und in Flur kein Licht brannte. Nur vor dem Haus war die Außenbeleuchtung angeschaltet.

Mit einer letzten Bitte an die Mondgöttin, dass das Rudel und auch Fynn ihn so nehmen würden wie er war wagte er die letzte Schritte nach draußen.


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Lustiger Funfact: das letzte Kapitel hab ich übrigens zur Hälfte im DriveIn zum Mecces geschrieben. Da war die Hölle los. Anscheinend hatten noch mehr Leute keine Lust an Weihnachten zu kochen...

Kleiner WolfWhere stories live. Discover now