In love with an angel | Otayuri

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Er strich sich eine hellblonde Strähne aus dem Gesicht und blinzelte einige Male, ehe die türkisblauen Augen die Zahlen auf dem Wecker erkennen konnten. Es war halb zehn. In einer halben Stunde wollte er in der Halle sein.
Gähnend streckte er sich und hob dann seine Beine über die Bettkante. Kurz verweilte der Blonde in dieser Position, rieb sich noch einmal über die Augen, bevor er gänzlich aufstand, um sich anzuziehen.

Bekleidet mit einer schwarzen zerrissenen Jeans, kombiniert mit einem Langarm-Shirt schlurfte der junge Eiskunstläufer in die Küche, um sich an der Kaffeemaschine zu schaffen zu machen. Der Geruch von frisch gemahlenen Kaffeebohnen erfüllte den Raum, während er einen Blick in den Kühlschrank warf, nur um festzustellen, dass dort gähnende Leere herrschte. Dies war allerdings keine Seltenheit. Durch seinen vollen Trainingsplan, blieb oft keine Zeit für Einkäufe, sodass es meist sein Großvater war, der dafür sorgte, dass der Kühlschrank gefüllt war.

Das Geräusch der Kaffeemaschine verstummte, als die schwarze Tasse gänzlich mit dampfender Flüssigkeit gefüllt war. Durch die Hitze verblasste die dunkle Farbe bereits ein wenig. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Blonden, als er den zum Sprung ansetzenden Tiger betrachtete, dessen Farben langsam kräftiger wurden.
Otabek hatte ihm die Tasse zu Weihnachten geschenkt. Sein Lächeln wurde breiter bei dem Gedanken an seinen besten Freund.

Er konnte sich noch genau an den Tag erinnern, als sie sich näher gekommen sind. Der Ältere hatte ihn damals vor seinen Fans gerettet und ihm anschließend erzählt, wie faszinierend ähnlich sie sich waren.
Auf die Frage nach Freundschaft, wusste der russische Nachwuchssportler zunächst keine Antwort. Er war skeptisch gewesen. Nie hatte er jemanden, abgesehen von seinem Großvater, an sich rangelassen. Doch schlussendlich hatte er eingewilligt.

Das Ganze war nun schon drei Jahre her und heute war der blonde Athlet froh, dass er Otabek damals eine Chance gegeben hatte. Mittlerweile gab es nichts, was der Kasache nicht über ihn wusste und die Telefonate der beiden waren ein Highlight für den Eiskunstläufer geworden.
Lediglich der Fakt, dass sie sich so selten sahen, aufgrund der vielen Kilometer, die sie trennten, störte ihn. Das letzte Mal hatte er Otabek zu Weihnachten besucht und das lag auch bereits drei Monate zurück.

Seufzend trank er seinen Kaffee aus und stellte die Tasse in die Spüle. Langsam sollte er wirklich los. Er zog sein Handy aus der Ladestation und griff nach seiner blauen Jeansjacke. Während seine Arme durch die dafür vorgesehenen Öffnungen glitten, warf er einen Blick auf den Bildschirm. Eine Nachricht seines Großvaters leuchtete ihm entgegen.

Alles Gute zum Geburtstag, Yuratchka! Ich nehme an, du willst gleich in die Eishalle. Komm doch vorher einmal kurz vorbei, ich habe Blini gemacht. Du kannst dir welche mitnehmen!

Mit einem Lächeln las Yuri die Worte. Dann musste das Frühstück also doch nicht ausfallen. Sein Großvater kannte ihn einfach zu gut! Er war es auch, der ihm bei der Finanzierung der Wohnung geholfen hatte, in die er vor einem halben Jahr gezogen war.

Wie versprochen hielt der Blonde bei seinem Großvater an, welcher ihm eine Umarmung, sowie eine Dose mit fluffigen Blinis schenkte. Dankend nahm Yuri sie an und verstaute sie auf seinem Motorrad, ehe er weiter zur Eishalle fuhr. Sein Opa hatte gesagt, dort würde sich sein „richtiges" Geschenk befinden.

Auf Yuris Gesicht spiegelten sich Verwirrung, aber auch Neugier, während er seine Schlittschuhe zuband und sich die mittlerweile ziemlich lang gewordenen Haare zu einem Zopf band. Anschließend betrat er die leere Halle. Er hatte sie heute gemietet, um an seinem Geburtstag in Ruhe auf seine Art zu skaten. Auch seinem Trainer hatte er nicht Bescheid gesagt, um wirklich sein Ding durchziehen zu können.

Bevor er seine Kufen auf das Eis setzte, steuerte Yuri die Musikanlage an und verband sein Handy damit. Ohne zu zögern übersprang er die Playlist mit den Liedern, zu denen er sonst lief und sorgte stattdessen dafür, dass die Songs seiner privaten Playlist durch die Lautsprecher erklangen. Erst dann begab sich die russische Ballerina auf den spiegelglatten Boden.

OS-SammlungWhere stories live. Discover now