Ich lass für dich das Licht an | Bokuaka

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Die Musikanlage war aufgedreht, der Herd und der Ofen liefen auf Hochtouren, während Bokuto gerade dabei war, Wasser für Tee aufzukochen. Der grauhaarige Profisportler tanzte fröhlich zu dem laufenden Song. Normalerweise mochte er die Band nicht wirklich, aber er wusste, dass sein Partner ihre Musik liebte und dieses Lied erinnerte ihn immer an den Schwarzhaarigen.
Sein Lächeln wurde breiter, als er daran dachte, dass Jener in etwa einer Stunde wieder in seinen Armen wäre und sie gemeinsam einen schönen Abend verbringen würden.

Heute vor drei Jahren hatten sie sich das erste Mal geküsst und sich anschließend von ihren Gefühlen füreinander erzählt. Nachdem Bokuto diesen Tag im letzten Jahr aufgrund eines Auswärtsspiels verpasst hatte, wollte er seinem Partner dieses Jahr einen wirklich zauberhaften Abend schenken. Akaashi gab ihm so viel und das bereits für eine so lange Zeit, dass Bokuto sich eingestehen musste, er selbst machte oft viel zu wenig für den Anderen.

Aus diesem Grund hatte er sich an diesem Abend einiges vorgenommen. Zu aller Erst, wollte er Akaashis Lieblingsgericht kochen: Tofu-Suppe und dazu frische, warme Brötchen, direkt aus dem Ofen. Er hatte außerdem heute das Training geschwänzt, um ihre gemeinsame Wohnung aufzuräumen und zu dekorieren. So lagen die Sofakissen nun ordentlich und einladend auf dem Möbelstück, das Wohnzimmer wurde von warmen orangenen LEDs beleuchtet und sogar zwei Kerzen hatte der Ältere auf dem kleinen Tisch platziert.

Eine Flasche Weißwein stand bereits im Kühlschrank. Bokuto wusste, dass sein Freund Roten nicht so gern hatte. Auch eine Playlist hatte der Volleyballspieler erstellt, mit all den Liedern, die Akaashi liebte oder die ihnen etwas bedeuteten, welche bereits aus der Stereoanlage ertönte. Es war alles perfekt, nur das Essen musste noch fertig werden. Während das Teewasser aufkochte, beschloss Bokuto noch einmal ins Badezimmer zu gehen, um sich das Gel aus den Haaren zu kämmen, da sein Partner ihm einmal betrunken gestanden hatte, er fand ihn ohne die hochgestylten Haare verdammt süß.

Jener Partner stand währenddessen mit seiner Aktentasche vor die Brust gepresst auf dem überfüllten Bahnsteig und wartete auf seine Bahn. Bereits sechs Minuten Verspätung. Ungeduldig blickte der Schwarzhaarige auf seine Armbanduhr. Er wollte doch nur nach Hause und endlich schlafen. Heute war mal wieder ein verdammt anstrengender Tag gewesen! Sein Manuskript, mit dem er sich die letzten zwei Nächte um die Ohren geschlagen hatte, wurde abgelehnt, die Kaffeemaschine war kaputt und die Rolle seines Bürostuhls war abgebrochen, weshalb er die letzten zwei Stunden auf dem Boden hatte arbeiten müssen.

Natürlich hätte er sich auch in den Pausenraum setzen können, doch waren dort so gut wie immer andere Kollegen und Akaashi fühlte sich nicht wohl. In letzter Zeit hatte er immer mehr das Gefühl, seine Mitarbeiter waren nicht gut auf ihn zu sprechen, hatten Angst vor ihm oder waren einfach abgeneigt von seiner Person. Mit vielen von ihnen hatte der junge Redakteur noch gar nicht geredet, doch trotzdem spürte er die Seitenblicke, welche ihm zugeworfen wurden.

Seufzend stieg er in die Bahn, die nun endlich vor seinen Füßen hielt. Der Bahnsteig war brechend voll, aber Akaashi stand ziemlich nah an den Gleisen, weshalb er noch einen Sitzplatz ergattern konnte.
Diesen gab er allerdings zwei Haltestellen weiter schon wieder ab, an eine ältere Dame, die allem Anschein nach gerade von ihrem Wocheneinkauf kam. Das Metall der Griffstange war kalt unter seinen Fingern und er wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als endlich zu Hause zu sein. Bei Bokuto.

Dieser war währenddessen immer noch mit seinen Haaren beschäftigt und hörte somit das Piepen des Ofens nicht, welches das Signal dafür war, dass die Brötchen nun fertig waren. Auch den Fakt, dass das Teewasser bereits so stark blubberte, dass es über den Rand des Topfes floss, bemerkte unser Eulerich nicht.

Nach etwa fünf Minuten war er zufrieden mit seiner Frisur und trat zurück in die Küche, die mittlerweile eher einer Kammer des Schreckens glich. Der Herd war vollständig überflutet, es roch unangenehm verbrannt und das Fenster war komplett beschlagen. Geistesgegenwärtig griff Bokuto nach dem kleinen Drehknopf, um den Herd abzuschalten, verbrannte sich dabei jedoch an dem kochenden Wasser, dass auf seine Hand tropfte. Erschrocken sprang der Grauhaarige nach hinten, stütze sich auf den Tellern ab, die er bereits aus dem Schrank geholt hatte und welche jetzt auf dem Weg Richtung Küchenfliesen waren, wo sie in graue Porzellanscherben zersprangen.

OS-SammlungWhere stories live. Discover now