Do you want to die together | Soukoku

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Geschafft stapfte Chuuya die Stufen zu seinem Appartement hinauf. Seine Haare klebten an seiner Stirn, der Mantel lag schwer auf seinen Schultern und immer wieder fielen dem Mafioso die Augen zu.
Sein letzter Auftrag war kein schöner gewesen. Er hatte für einen Monat im Ausland arbeiten und dort von einem Hotel zum nächsten pendeln müssen, um eine konkurrierende Organisation auszuschalten. Er hatte es mit Leichtigkeit erledigt, jedoch viel Zeit verplempert.
Mit Corruption wäre das Ganze deutlich schneller gegangen, doch ohne seinen Suizidfanatiker von Partner würde er dabei draufgehen. Und im Gegensatz zu diesem Freak, hatte Chuuya dies nicht so schnell vor.

Zwei Jahre war es jetzt her, dass der Brünette die Mafia verlassen und Chuuya sich anschließend in Grund und Boden getrunken hatte. Dies war der erste Tag, an dem er sich aufgrund eines Katers hatte freinehmen müssen. Der Rothaarige redete sich ein, es wäre zur Feier des Tages gewesen, weshalb er damals nicht eine, sondern gleich drei Rotweinflaschen geköpft hatte.
Doch tief im Inneren wusste er, dass er damals nur die Angst betäuben wollte, seinen Partner nie wiederzusehen.
Heute war die Angst Resignation gewichen. Und Wut, oh ja, wie wütend er auf diesen bandagierten Verräter war! Und trotzdem, wenn auch nur manchmal, flossen gemeinsam mit dem Alkohol auch Tränen, die niemand anderem als diesem lebensmüden Trottel galten.

Seufzend drehte Chuuya den Schlüssel in seiner Wohnungstür und schmiss ihn anschließend genervt auf die Komode. Seine Schuhe pfefferte der Mafioso einfach in eine Ecke, sein Mantel landete auf dem Boden. Er dachte schon wieder viel zu viel über diesen Idioten nach! Warum konnte er ihn nicht einfach vergessen? Das hatte der Andere immerhin auch mit ihm getan!

Er fuhr sich durch die roten Haare, als er seinen Hut, an den entsprechenden Haken hängte. Jetzt eine heiße Dusche und dann mit einem Glas Wein die Füße hochlegen. Oder zwei.
Das war der perfekt Plan für den Abend des Mafioso. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte und was diesen Plan gehörig durcheinander brachte, war die bandagierte Makrele, die es sich auf seiner Couch gemütlich gemacht hatte.

„Dazai?!"
Der Angesprochene blickte auf und in seinem Gesicht spiegelte sich Verwirrung, ehe seine Augen zu funkeln begannen.
„Chuuya!"
Oh Mann! Wie konnte er es wagen?! Dieser kleine- wie zur Hölle war er hier überhaupt reingekommen?!

Der Kleinere war rasend vor Wut und als auch Dazai dies bemerkte, verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. „Lange nicht gesehen, huh?" Ein ängstliches Lachen erklang und jener Ton verschaffte Chuuya Genugtuung. Mit langen Schritten kam er auf den Detektiv zu, der sich schützend ein Kissen vor das Gesicht hielt.
„Lass uns doch darüber reden, ja?"

Doch Chuuya dachte gar nicht ans Reden. In seinen Augen spiegelte sich in diesem Moment nur eines: Mordlust.
Er riss ihm das Kissen aus der Hand und pfefferte es auf die Holzdielen, ehe er seine schmalen Finger um den Hals des Anderen legte. Mit eisernem Griff pinnte er Dazai an die Couchlehne. „Nenn mir einen guten Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle töten sollte", zischte er gefährlich leise, was sein Gegenüber zum Schlucken brachte.

Einen Augenblick sahen sie sich einfach nur in die Augen, bis Dazai schließlich traurig seufzte. „Ich kann es nicht."
Der Griff des Mafiosos verfestigte sich. „Du kannst was nicht, huh?! Sagen, warum ich dich am Leben lassen sollte? Oder dir vorstellen, was du mit deinem Verschwinden vor zwei Jahren mit mir gemacht hast?"
Der Detektiv öffnete seinen Mund, doch Chuuya ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Hast du irgendeine Ahnung, wie beschissen sich das angefühlt hat? Wie leer diese scheiß Wohnung war? Wie ekelerregend seitdem jeder einzelne Schluck Sake geschmeckt hat, weil ich dabei an deine verfickte Fresse denken musste?!"

Dazai bemerkte die Tränen in den Augen des Rothaarigen erst, als eine davon auf sein Hemd tropfte.
„Wie allein ich mich plötzlich bei der Mafia gefühlt habe?", die letzten Worte kamen nur noch gebrochen aus seinem Mund und endeten in einem Schluchzen.

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