I never loved myself like I loved you | Shin Soukoku

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Auch hier wieder eine kleine Spoilerwarnung!

„Atsushi!"
Die Stimme von Dazai klang ungewöhnlich laut in den Ohren des Menschentigers. Zusammengekauert saß er zwischen den weißen Wänden aus Metall. Sie befanden sich auf einem Kreuzfahrtschiff. Ein Kreuzfahrtschiff, das sich gut dazu eignete, das Ende eines Krieges zu feiern. Ein Kreuzfahrtschiff, auf dem die Hafenmafia gemeinsam mit dem Jagdhunden und dem Detektivbüro anstieß und dankbar waren.
Ein Kreuzfahrtschiff, wie jenes, auf dem Akutagawa sein Leben gelassen hatte.

So sehr er auch Dankbarkeit zeigen wollte, Atsushi konnte sich nicht freuen. Nicht, wenn derjenige, der ihn am meisten hasste, trotz dieser Tatsache sein Leben für ihn riskiert und verloren hatte. Wie schrecklich muss es gewesen sein, dass das Letzte, was man vor seinem Tod sieht, seine größten Erzfeinde sind? Nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschte er das. Und auch, wenn genau diese Bezeichnung vor ein paar Monaten noch auf Akutagawa zugetroffen hätte, heute war dies nicht mehr der Fall.
Im Gegenteil. Er war derjenige gewesen, der zu Atsushi gehalten hatte, als er sich so allein wie noch nie gefühlt hatte. Natürlich hatte der Schwarzhaarige das alles für Dazai getan, das war auch dem Menschentiger bewusst. Dennoch verspürte er tiefste Dankbarkeit gegenüber dem Mafiosi und wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als das er irgendwo hier auf dem Schiff sein würde.

„Atsushi, die anderen fragen nach dir", riss Dazais Stimme ihn aus seinen Gedanken, als er sich vor den Jungen hockte.
„Wer fragt nach mir?"
„Kyoka, Lucy, Tanizaki... Soll ich weiter machen?"
„Lucy ist hier?"
„Klar, Ranpo hatte Poe eingeladen und so sind eben noch ein paar andere Mitglieder der Gilde gekomme."
Dazai beäugte seinen Schützling einen Moment, ehe er neben ihm Platz nahm. „Aber du bist gerade nicht in der Stimmung, mit ihnen zu reden, was, Atsushi-kun?"
Der Weißhaarige nickte nur. „Ich brauche nur einen kleinen Moment für mich. Das war alles ganz schön viel die letzten Monate."
„Es ist wegen Akutagawa, richtig?"

Atsushi stockte kurz. Woher wusste Dazai das? Das Thema war nicht mehr aufgekommen, seit seiner Festnahme und der letzte Stand war, dass die beiden sich nicht ausstehen konnten.
„Du gibst dir die Schuld für seinen Tod. Er starb auf eine grausame Weise und das wegen dir. Diese Gedanken wirbeln gerade in deinem Kopf", sprach Dazai aus, was Atsushi versuchte zu verstecken.
„Aber soll ich dir was sagen? Wenn sich einer die Schuld daran geben sollte, dann ich."

Atsushi blickte vom Boden auf und schaute in die dunklen Augen seines Mentors. „Und... tust du das?"
Dazai hielt dem Blick kurz Stand, ehe er anfing zu lachen. Verwirrt blickte ihn der Tigerjunge an, bis er sich wieder gefangen hatte.
„Warum sollte ich mir für einen Tod die Schuld geben, der nicht endgültig war?"
„Wie meinst du das?"
„Akutagawa lebt, du Dussel."

Noch immer regte sich Atsushi nicht, also sprach der Braunhaarige weiter.
„Du willst wissen wie? Nun, natürlich sind viele der Vampire in dem Krieg gestorben, aber längst nicht alle. Auch, wenn das aus meinem Mund komisch klingen mag, Akutagawa ist stark. Er hat allemal das Zeug sich gegen einfaches Militär zu wehren, noch dazu als Vampir. Er ist nicht tot, Atsushi. Er ist irgendwo da draußen, zurückverwandelt durch Brams Erlösung."
„Aber das weißt du nicht mit Sicherheit!", wiedersprach der Menschentiger.
„Oh, doch. Er wirkt zwar nicht so, aber der Typ da weiß mehr, als so manchem lieb ist."

Erschrocken blickte Atsushi an die Decke, von der ein leichter Rotschimmer ausging.
Dazai verdrehte sie Augen, als ein kleiner Ginger von der Decke sprang und elegant vor ihnen landete. Er streckte Atsushi die Hand hin, die in einen schwarzen Seidenhandschuh gehüllt war. „Chuuya Nakahara, ehemaliger Partner dieses bandagierten Idioten neben dir."
„Ehemaliger Partner, was die Arbeit angeht. Zukünftiger Partner, was alles andere betrifft", korrigierte Dazai und fing sich einen leichten Tritt von dem Kleinsten.
Etwas irritiert nahm Atsushi die Hand und drückte leicht. „Atsushi Nakajima, freut... freut mich."

OS-SammlungWhere stories live. Discover now