8 - Mädchenkichern - Louisa

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- Sonntag, 24.03.24 - Everybody talks/Neon Trees -

Trotz des angenehm warmen Sonntagnachmittags zitterten meine Hände leicht und ich musste sie festhalten, damit es nicht auffiel. Ich war definitiv nervös. Ich sah heute Mia wieder, mit der ich über die vergangene Woche hinweg Kontakt gehalten hatte und, um ehrlich zu sein, welche ich ein wenig über Instagram "gestalkt" hatte. Für mich war sie eine der wenigen Freundinnen, bei welcher mir das Kontakt-Halten leicht fiel. Unsere Konversationen waren so natürlich und unbeschwert, wie ich selten gesehen hatte.

Deshalb war ich auch nicht zwangsläufig wegen ihr nervös, während ich vor dem Hintereingang der Schwalbe-Arena wartete. Eher die Sorge, dass sich Juli wieder so aufführte wie letztes Mal, falls sie verlieren sollten, lag mir im Magen. Auch wenn Stuttgart diese Saison nicht die Höchstleistung erbracht hatte, hing es immer noch an Julian, dieses Mal über seinen Schatten zu springen und tatsächlich das abzuliefern, was er konnte.

Ich konnte immer noch nicht nachvollziehen oder vergessen, wie schroff er zu Mia und vor allem zu mir nach dem letzten Spiel gewesen war. Und das, obwohl Gummersbach ja nicht einmal verloren hatte im Derby. Ich musste - mal wieder - schlucken und wieder lagen mir unsere Kommunikationsprobleme schwer im Magen.

In der Ferne sah ich einen mir wohlbekannten Blauschopf auf mich zulaufen. Bereits von hier konnte ich das breite Grinsen auf Mias Gesicht ausmachen. Automatisch hatte ich bessere Laune und einen Teil der Sorgen, die mich gerade noch geplagt hatten, vergessen. Sie war einfach einer dieser Menschen, bei denen du dich automatisch wohlfühlen konntest.

Bei mir angekommen umarmten wir uns innig und ich betrachtete ihr Outfit mit einem faszinierten Blick. "Wo hast du denn bitte auf die Schnelle ein Gummersbach-Trikot aufgetrieben?" Sie grinste noch breiter und ich drehte sie mit einem sanften Griff an ihren Hüften, sodass ich die Rückseite sehen konnte.

Auf dem Heimtrikot der Gummersbacher war eine 77 und ein mir unbekannter Name "Stüffi" beflockt. Schließlich meinte sie wieder: "Das ist das Trikot von einer Freundin von mir. Sie heißt Steffi und hat mich das für heute ausleihen lassen. Ich wusste um ehrlich zu sein nicht, was ich anziehen sollte für die fancy Plätze...". Sie errötete leicht. Ich bestätigte ihre Hoffnung: "Alles gut, das passt perfekt. Komm mit, es sind schon ein paar drin, die ich dir vorstellen möchte!"

Mit diesen Worten nickte ich dem Türsteher zu, der uns beiden ein VIP-Armband anlegte und uns dann auf die Treppe hinwies, die uns in die ersten Reihen der Lounge führen würde, in welcher sich unsere Plätze befanden. Auf dem Weg dorthin schaute sich Mia mit großen Augen um und staunte hörbar. Sie war wohl selten bei Handballspielen gewesen, dass bereits ein simpler Gang eine solche Reaktion hervorrief...

"Lou, hast du inzwischen eigentlich mal mit Julian geredet? Du meintest im Cafe ja, dass es bei euch momentan hapert mit der Kommunikation..." Ich musste schlucken. "Ich habe es ehrlich versucht, aber ich habe ihn letzte Woche so wenig gesehen, dass ich das Thema mit Urlaub gar nicht erst anschneiden konnte..."

Sie sah mich mit einem verständnisvollen, gequälten Blick an. "Keine Sorge, vor mir brauchst du dich nicht rechtfertigen. Ich glaube nur, dass es euch beiden echt gut tun könnte, wenn ihr mal in Ruhe miteinander redet." Ich nickte und versprach, dass ich eine Gelegenheit dafür suchen würde.

Dann betraten wir die Lounge und Mia staunte nicht schlecht. Und wirklich: So simpel, wie die Lounge auch nach außen hin aussah, desto besser war die Aussicht auf das Feld. Ich winkte Kira und Lukas zu, die mal wieder wie frisch verliebt aussahen. Daneben saß Jasmina, die Frau unseres Torwarts Daniel Rebmann, der diese Saison frisch zum VfL gestoßen war.

Ich erinnerte mich daran, dass ich Sóldís, die Frau von Ellidi Vidarsson heute nicht treffen würde. Sie hatte vor einigen Monaten ihre zuckersüße Tochter zur Welt gebracht und würde das Spiel ihres Mannes von zu Hause aus mitverfolgen. Als ich sah, dass links neben Kira noch zwei Plätze frei waren, zog ich Mia mit mir dorthin.

111 km/h  /// Julian Köster ffWhere stories live. Discover now