6 - Cappucchino bitte - Louisa

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- Sonntag, 17.03.24 - Cherry Wine/Hozier -

Ich betrat nach knapp 20 Minuten Bahnfahrt das kleine Cafe Soleil und die kleine Glocke über der Tür klingelte. Ich warf einen kurzen Blick durch das Cafe. Es war wirklich klein, wirkte aber nicht bedrängend oder chaotisch. Im Gegenteil, die Holztische waren jeweils mit Blumen in kleinen Weinflaschen bestückt und die wild zusammengewürfelten Stühle passten perfekt zum Ambiente des gemütlichen Etablissements. Leise spielte beruhigende Musik und selbst an einem Sonntag Nachmittag war es nicht zu überfüllt. Ein perfektes Lerncafe, dachte ich mir.

Am letzten Tisch in der Ecke erkannte ich Mias blaue Haare, die noch ein wenig nass zu sein schienen. Als sie mich auch sah, winkte sie mir und erhob sich. Sie trug, wider Erwarten, einen sehr entspannten Look mit einer grauen Jogginghose und einem schwarzen Pullover. Ich bewegte mich auf sie zu und umarmte sie zur Begrüßung.

"Hey du!", lächelte sie mich an. Ich lächelte zurück. "Na, wie gehts dir? Warst du grade duschen?" Sie nickte, während wir uns wieder an den kleinen Tisch setzten. "Ich hatte gerade ein Spiel."

Ich blickte sie überrascht an. "Oh, das wusste ich nicht. Wir hätten uns auch auf einen anderen Tag verabreden können!" Sie lachte nur und zuckte mit den Schultern. "Das ist gar kein Problem, ein Kaffee hat sowieso gerade perfekt reingepasst." Das beruhigte mich ein wenig.

"Wie liefs denn? Zufrieden mit deiner Leistung?" Nun blickte sie mich überrascht an. "Es lief super, wir haben gewonnen, mit Abstand. Und mit meiner Leistung bin ich auch zufrieden. Aber spannend, dass du nach meiner Zufriedenheit fragst und nicht nach dem Endergebnis..." Sie lachte leicht. Ich erwiderte ihr: "Das ist bei mir so einprogrammiert dank Juli. Als Profispieler ist dir das Endergebnis oft weniger wichtig als deine Leistung. Da gewöhnt man sich schnell dran."

Sie grinste. "Ich komm einfach immer noch nicht darauf klar, dass du einfach mit einem Nationalspieler zusammen bist. Aber egal. Hast du dir schon überlegt, was du trinken willst?" Ich war ein Mensch, der immer und zu allem Kaffee trinken konnte, deshalb meinte ich schnell: "Ich glaube, ich will einen Cappucchino." Sie nickte. "Ich auch. Bleib ruhig sitzen, ich geh kurz vor."

Ich wollte schon protestieren, aber sie ließ mir keine Zeit und stand auf. Einen kurzen Moment später kam sie mit zwei Cappucchini in der Hand wieder auf den Tisch zu. Ich stand auf und nahm ihr eine der zwei großen Tassen ab. "Danke dir. Wie viel schulde ich dir?" Sie setzte sich und winkte ab. "Ach, lass stecken. Ich bin dir ja schon mega dankbar, dass du mich da vor der Halle nicht einfach stehen lassen hast." Sie lachte leicht.

Ich musste auch lächeln. Sie hatte meinen Tag echt versüßt damit, dass sie mich angesprochen hatte. "Gerne doch. Und danke dir, dass du mich angesprochen hast. Ich bin eigentlich zu schüchtern dafür. Deshalb bin ich auch echt schlecht darin, neue Leute kennenzulernen..." Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und versteckte dann die leichte Röte, die in meine Wangen schoss, mit meiner rechten Hand.

In diesem Moment wechselte die Musik auf ein neues Lied, und die sanften Gitarrentöne kamen mir direkt bekannt vor. So meinte ich: "Oh, das Lied ist schön! Ist das nicht Cherry Wine?" Mia blickte mich nur voller Überraschung an. "Keine Ahnung um ehrlich zu sein..." Ich hörte kurz weiter zu und nickte dann zur Bestätigung. "Ja, das ist echt Cherry Wine von Hozier. Du hast dir ein gutes Cafe ausgesucht!"

Sie errötete leicht und sagte dann: "Danke. Ich bin hier echt oft. Vor allem, weil es nicht weit weg von meiner Wohnung ist und hier auch eine Freundin um die Ecke wohnt." Ich nickte verständnisvoll. Wir nahmen beide einen Schluck von dem heißen Getränk vor uns. Ich genoss die Wärme, die mich direkt von innen heraus aufwärmte, da heute ein eher regnerischer und kühler Tag war.

Dann musterte ich die wirklich natürlich hübsche junge Frau vor mir. Es wirkte fast so, als ob Mia gar nicht bewusst wäre, wie hübsch sie eigentlich ist. Ich fragte mich, warum sie ihre Haare blau gefärbt hatte. "Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund für deine Haare? Also deine Haarfarbe?", fragte ich sie schließlich. Sie zuckte nur mit den Schultern. "Nicht wirklich. Ich färbe meine Haare schon praktisch mein ganzes Leben lang, und blau ist meine Lieblingsfarbe. Keine Ahnung, irgendwie finde ich auch, dass die Farbe gut zu meinem Teint passt." Ich nickte bestätigend. "Definitiv. Die Farbe bringt gut das Blau in deinen Augen raus." Sie errötete erneut.

111 km/h  /// Julian Köster ffWhere stories live. Discover now