54 - Saisonabschluss - Mia

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Sonntag, 12.05.24 - A Sky Full of Stars/Coldplay -

Mein Handy hing noch am Ladekabel, damit ich mit einem vollen Akku gleich das Haus verlassen konnte. Gerade band ich meine Haare in einen engen Pferdeschwanz und erkannte, wie sich der Ansatz meiner natürlicherweise hellblonden Haare langsam sichtbar machte. Gedanklich überlegte ich schon, wann ich demnächst die Zeit finden würde, meine Haare nachzufärben. Auch ein bisschen frische blaue Farbe auf den Längen könnte da gar nicht mal schaden, um den pastellblauen Ton ein wenig aufzufrischen.

Als ich den Pferdeschwanz mit ein bisschen Haarspray fixiert hatte, sammelte ich alle meine Sachen zusammen und packte meine Trainingstasche fertig. Berta, die kleine Quietsche-Ente, hing am Henkel der schwarzen Tasche und direkt musste ich wieder über ihre Symbolik grinsen. Genau in diesem Moment klingelte es auch schon an meiner Tür und ich beeilte mich, in meine Vans zu schlüpfen, bevor ich mitsamt Handy, Trainingstasche, Geldbeutel, Schlüssel und Jacke die Treppen zur Haustür herunterjoggte.

Als ich die Tür öffnete, fiel mir die Kinnlade herunter. Eigentlich hatte ich nur damit gerechnet, dass Juli mich abholte und mit mir zur Halle lief, aber stattdessen sah ich in sage und schreibe zehn lächelnde Gesichter. Alle meine Freunde waren gekommen, um mich zu meinem letzten Spiel zu begleiten. Grinsend sah ich nacheinander in die Gesichter von Franzi, Kathi, Luca und Vanessa, Juli, Tom, Miro mit Kathleen, Lukas, Kira und schließlich auch in Julis, der immer noch grinsend meine Hand nahm und mir die Tasche von der Schulter zog.

"Na, Überraschung gelungen?", fragte mich Franzi grinsend. Immer noch sprachlos nickte ich nur unbeholfen, bevor ich mir auf die Unterlippe biss. "Ihr seid alle gekommen!", meinte ich nur schockiert in die Runde. Dies löste ein leises Lachen aus und Tom antwortete: "Natürlich! Heute ist dein Tag, da wollten wir dich alle gemeinsam unterstützen. Juli hat das alles angeleiert." Daraufhin blickte ich zu Juli hoch, der inzwischen meine Tasche geschultert hatte und mich liebevoll anlächelte. Ich formte ein lautloses 'danke' mit meinen Lippen und grinste dann breit.

Ein letztes Mal holte ich tief Luft und warf dann meinen Blick wieder in die Runde. "Danke euch. Ihr seid die besten Freunde, die ich mir hätte wünschen können." Franzi legte mir zur Antwort nur den Arm um die Schultern und meinte: "Ach was. Und jetzt auf, ich will noch einen Sitzplatz ganz vorne!" Ich lachte leise und gemeinsam mit einem Arm um Franzi geschlungen und meiner anderen Hand in Julis machten wir uns auf den Weg zur nahegelegenen Halle, die keine zwanzig Gehminuten von meiner Wohnung entfernt war.

Auf dem Weg dorthin war ich überwiegend still und hörte allen bei der Konversation zu. Kathi und Tom hielten noch ein wenig Abstand voneinander, was ich verstehen konnte. Ich wollte sie auch nicht dazu drängen, miteinander zu reden, nachdem, was Tom so alles hatte durchblicken lassen beim Lattenschießen. Die zwei würden schon von selbst aus aufeinander zugehen, wenn die Zeit und die Freundschaft es erlaubte. Stattdessen hatten sich Kathi und Franzi ein wenig zurückfallen lassen und redeten wieder über Gott und die Welt.

Danach reflektierte ich noch einmal über die vergangenen Wochen und Monate und kam zu dem Fazit, dass ich noch nie in meinem Leben glücklicher war als jetzt. Seit dem Umzug hierher hatte sich mein Leben wirklich zum Besseren gewendet. Allein all die Freundschaften, die ich in den letzten acht Monaten geschlossen hatte, erfüllten mich komplett. Zusätzlich war ich unglaublich glücklich in meinem neuen Team und verstand mich super mit den Spielerinnen, vor allem Steffi, und meinem Trainer, was auch nicht gerade selbstverständlich war. Und zusätzlich wie die Kirsche on top hatte ich die Liebe meines Lebens gefunden, wenn auch anders, als ich es mir eigentlich ausgemalt hatte.

Ich drückte sanft Julis Hand und er löste seinen Blick von Miro ab, mit dem er gerade noch geredet hatte, um mich fragend anzuschauen. Ich lehnte im Laufen meinen Kopf an seinen Arm und er lächelte, ehe er meine Hand losließ, um einen Arm um mich zu legen und mir einen Kuss auf den Scheitel zu drücken. Niemals könnte ich irgendwie die ganze Freude und Dankbarkeit in Worte fassen, die ich gerade verspürte. Deshalb nahm ich mir vor, irgendwann im Sommer noch einmal eine Hausparty ausschließlich für meine engsten Freunde zu schmeißen und mich auf die Art und Weise bei ihnen zu bedanken.

111 km/h  /// Julian Köster ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt