Prolog

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08.06.2023, 13:30

„Wenn wir heute noch ne Person bekommen, die dehydriert ist, dann fresse ich nen Besen" murrt Franco, der heute der Fahrer des NEFs ist. „Ja, das ist heute schon echt heftig... wir haben noch nicht mal 15 Uhr und schon 6 Personen, die entweder zu wenig getrunken haben oder die zu lange in der prallen Sonne lagen." meine ich und nehme mir ein Wasser aus dem Kühlschrank. „Tja, glaub mir, das werden nicht die letzten sein. Ich hab grade eben mal kurz mit Katy in der Notaufnahme gesprochen und die hatte heute schon viel mehr zu tun." Ich grinse und gehe in den Aufenthaltsraum. Es ist definitiv einer der heißesten Tage des Jahres. Heute Morgen um 8 Uhr schon 23 Grad und jetzt um 13:30 Uhr 36 Grad im Schatten. Steigend geht es auf die 40 Grad zu und die Luft ist drückend heiß.

Auf unserer Wache haben sich die meisten Kollegen in die Räume mit Klimaanlagen verzogen. So auch im Aufenthaltsraum. Fast alle Kollegen (welche nicht im Einsatz sind) liegen hier auf dem Sofa, oder auf dem Boden und gucken Handy. Nur Phil, welcher der motivierteste von allen ist, sitzt am Tisch mit einer Zeitung in der Hand und daneben steht (ich kann es kaum glauben) eine Tasse Kaffee. „Phil, sag mal bist du krank oder so? Warum trinkst du Kaffee?!" frage ich ihn entsetzt und schlage ihm spielerisch auf den Rücken. „Ist doch erfrischend. Es gibt nichts besseres als ein guter Kaffee, wenn man nicht geschlafen hat." Das muss auch mal einer verstehen. Ich gehe weiter und lege mich halb neben Dustin, welcher leicht vor sich hin schnarcht. Ich schiebe seine Beine zur Seite, welche unsanft auf dem Boden aufkommen. „Eyyy...." Dustin öffnet seine Augen und starrt mich böse an. Ich lache nur und trinke einen Schluck Wasser. „Gib her! Ich bin zu faul zum laufen und es ist viel zu heiß!" sagt Flo und reißt mir die Flasche aus der Hand. In diesem Moment geht sein Melder und er flucht laut auf. „Wenn man einmal was trinken will! Komm Dustin! Wir müssen Leben retten, ist bestimmt wieder ne Dehydration." Er geht schlecht gelaunt zum RTW. Ich krieg mich fast nicht mehr ein vor Lachen. „Lach nicht zu früh, ihr bekommt sicher auch noch was rein." droht Dustin, bevor er auch auf dem Weg zur Fahrzeughalle ist. „Du Franco, sag mal, haben wir noch Eis in der Gefriertruhe?" Frage ich beiläufig und blicke zu ihm. „Ich denke schon, also da war noch so ne Kinderpackung drin, diese mit dem Kaktus und mit diesen Waffeln. So ne Family Box." meint er und grinst mich an. Ich springe auf und bin schon auf dem Weg zur Tür, doch ich habe nicht mit Oli und Phil gerechnet, welcher seinen Kaffee ausgetrunken hat und auch ein Eis will. „Ich nehme das Kaktuseis!" Ruft Oli und hält mich an meinem T-Shirt fest, um sich an mir vorbei in die Küche zu drängeln. „Nein! Ich nehme das! Eben war nur noch eins da!" quängelt Phil und versucht sich an Oli vorbeizudrängeln, welcher die Tür blockierte. „Lass mich da vorbei!" sage ich und bin daran einen Weg zu finden, wie ich an Oli vorbeikomme. Zu dritt versuchen wir durch die Tür zu kommen, welche eine Breite von knappen 60 cm hat. Natürlich passt das nicht. Wir quetschen uns durch die Tür um zuerst an die Gefriertruhe zu kommen, doch es ist zu spät. Franco steht grinsend am Küchentisch, in der Hand: Das letzte Kaktuseis! „Du Vollidiot!" flucht Phil los und boxt ihm gegen die Schulter. „Tja, wenn sich drei streiten freut sich der vierte." Ich muss grinsen und schnappe mir schnell eins von den Waffeln. Oli nimmt sich auch noch eins und für Phil bleibt nur noch das verhasste Milcheis übrig. „Ich hasse euch! Das ist das allerschlimmste Eis der Welt!" Dann geht er grummelnd weg und wir fangen an zu lachen.

Das ist er, der Alltag bei uns auf der Wache. Ich mache diesen Job seit über 5 Jahren und hab es noch nie bereut den Job gewählt zu haben. Zwar ist es manchmal anstrengend und demütigend, vor allem, wenn Patienten versterben, aber dennoch liebe ich meinen Job und möchte nichts anderes machen. Es heißt ja immer, dass man sich Verwandtschaft und Kollegen nicht aussuchen kann, Freunde aber schon. Aus Kollegen werden Freunde (nicht alle, aber die meisten) und aus Freunden werden beste Freunde. Das ist das schöne am Rettungsdienst finde ich. Im Großen und Ganzen sind wir eine Familie. Eine Blaulichtfamilie. 

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So, jetzt habe ich es auch mal geschafft. 

Willkommen bei meiner neuen Geschichte :) 

Habt ihr Ideen oder Vorschläge, wie es weitergehen kann? Dann schreibt mir per Nachricht! 

Einmal Retter, immer RetterWhere stories live. Discover now