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20.06.2023, 07:45

Check in... Wo muss ich denn jetzt hin? Ich hasse Flughäfen, aber da muss ich jetzt durch. Ah, dahinten. Einchecken, Koffer abgeben, Sicherheitskontrolle und dann habe ich ein Glück noch ein bisschen Zeit, die ich am Flughafen verbringen kann, bevor ich nach London fliege. Tatsächlich freue ich mich auf den spontanen Urlaub und gebe beim Check in schnell meinen kleinen Koffer ab. Mit einem Rucksack und meinem Handy trete ich danach den Weg zum Sicherheitscheck an. Schuhe aus, Gürtel ab und durch. Ein Glück keine Auffälligkeiten und 5 Minuten später sitze ich am richtigen Gate und warte. Ich habe noch knapp eine Dreiviertelstunde Zeit.

Gestern habe ich noch kurz meiner Familie Bescheid gesagt, dass ich jetzt ungefähr eine Woche im Urlaub bin und am liebsten nicht über den Grund sprechen möchte. Levi und Finn haben das ganz gelassen aufgenommen und mir angeboten, dass wir uns nach dem Urlaub treffen können, um zu reden. Gute Idee. Mama war bei dem Thema nicht ganz so gelassen. Sie meinte, dass ich vor meinen Problemen nicht einfach abhauen kann und ich nicht alles im mich reinfressen soll. Das ist halt meine Methode alles zu vergessen... Sei hat gut reden. Papa hat versucht sie zu beruhigen. Naja zum Teil hat er es geschafft.

Meinen Kollegen habe ich nicht Bescheid gesagt. Stand heute Morgen habe ich vier verpasste Anrufe von Franco, zwei von Dustin und einen von Phil. Dazu kommen etliche Nachrichten von der halben Wache, die ich unbeantwortet gelassen habe. Zum Einen kann ich sie ja verstehen, da es eigentlich selten ist, dass ein Kollege sofort Urlaub haben will und sich ohne was zu sagen verkrümelt. Zum anderen ist es einfach nur nervig von denen, die ganze Zeit „belästigt" zu werden. Jetzt ist es eh zu spät, ich sitze am Flughafen und die haben Dienst. Ich kann übrigens auch nichts dafür, dass Oliver jetzt für mich einspringen muss. Der hat mir gestern Abend noch eine sehr sehr gereizte Sprachnachricht geschickt, in der er mir erklärt, dass er eigentlich Ausflüge mit seinen Kids machen wollte und er keine Lust hat diese zwei Dienste (24 h) zu übernehmen. Außerdem meinte er, dass er es nicht verstehen kann, wenn man sich so kurzfristig Urlaub nimmt und den Kollegen den Grund nicht erklärt. Wenn ich Probleme habe, sollte ich mir doch bitte dringend Hilfe bei nem Seelenklempner holen und gleich erstmal zwei Monate Pause machen. War vielleicht nett gemeint, aber in dem Moment gestern einfach unangebracht und ich habe nur eine Art von Hass und Abneigung gespürt. Deshalb starrt Oliver jetzt auf WhatsApp auf ein leeres Profilbild und wundert sich vielleicht, warum seine Nachrichten nicht mehr ankommen (sollte er welche schicken). Ich brauche einfach einmal Pause, dann geht das wieder.

Kurze Zeit später kommt eine Ansage für meinen Flug, bei der bekannt gegeben wird, dass wir uns jetzt zum Boarding begeben können. Schnell packe ich meinen Rucksack und gehe auf schnellstem Wege zum Flugzeug.

10 Minuten später sitze ich an meinem Fensterplatz, neben mir sitzt ein junger Mann und daneben eine ältere Dame.

Weitere 15 Minuten später starten wir in die Luft. Schon als kleiner Junge habe ich Flugzeuge und fliegen geliebt. Da unsere Familie überall auf der Welt verteilt lebt, kommt es häufig dazu, dass wir mal fliegen. Das meiste, dass ich jemals geflogen bin war von Amsterdam nach Wellington in Neuseeland. Das waren mit dem Flugzeug glaube ich fast 22 Stunden. Deshalb macht es mir überhaupt nichts aus, dass wir fliegen, wegen des Drucks und so. Bei der älteren Dame, welche ich auf Mitte 60 schätzen würde, sieht das eher anders aus. Nachdem wir unsere Flughöhe erreichen und man auf die kleinen Häuser bzw. Städte gucken kann - Es sind heute keine Wolken unterwegs. Yayyy - wird sie ganz blass um die Nase und bestellt sofort ein Wasser. Bitte keinen Notfall hier an Bord. Das brauche ich echt nicht. Auf dem Flug nach Neuseeland vor ungefähr vier Jahren, war ich grade mal 2 Monate Notarzt und auf dem Flug ist jemand kollabiert, aufgrund von Dehydration. Dann kam so ne Durchsage, ob ein Arzt an Bord wäre. Levi hat einfach „ja" geschrien und meinen Arm hochgerissen. Dann musste ich da alleine helfen und den Mann versorgen. Mir war das mega peinlich, weil alle geguckt haben und als der Mann wieder ansprechbar war, geklatscht haben. Deshalb hoffe ich, dass jetzt nichts passiert. Ich werde auch nur aktiv, wenn dringend nach einem Arzt verlangt wird. Der Flug dauert ja ein Glück nur knapp eineinhalb Stunden.

Einmal Retter, immer RetterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt