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10.06.2023, 07:08

Kaffeegeruch schleicht sich in meine Nase und die Sonnenstrahlen kitzeln auf meiner Haut. „Guten Morgen Alex, steh mal auf. Es gibt Brötchen!" flüstert mir jemand ins Ohr. „Mhh... noch 5 Minuten... bitte" nuschle ich und will mich umdrehen. Dabei habe ich vergessen, dass ich in einer Hängematte liege und falle an der Seite raus (ein Glück auf die weichen Kissen). „Na, sind wir dann auch mal wach?" Ich höre das Grinsen in Francos Stimme und richte mich auf. „Ja, ja, hilf mir mal auf" Wie ein alter Mann hievt Franco mich auf und ich sehe den gedeckten Tisch. „Wow, hat heute jemand Geburtstag oder so?" „Nee, ich wollte einfach mal Danke sagen, dass du für mich da bist." Er wurde etwas rot und stand schüchtern - was für Franco sehr selten ist - am Tisch. Dieser war mit Blumen und Brötchen gedeckt und frischem Obst. Ein echtes Luxusfrühstück, wie ich es selten habe. „Du bist echt ne Wucht Franco!" Ich klopfe ihm auf die Schulter und grinse ihn an. „Ich hab dich auch lieb" erwidert er mit einer Grimasse und setzt sich an den Tisch. „Und jetzt zieh dich an, ich hab Hunger!"

Nach einem sehr sehr leckeren Frühstück, welches echt lange gedauert hat, verabschiedet sich Franco und macht sich auf den Weg, um sich für den Dienst vorzubereiten. Ich entscheide mich eine Runde joggen zu gehen. Handy mit Kopfhörern verbinden, Playlist an und los. Ich jogge am Rhein entlang und genieße die doch etwas frische Morgenluft. Die Vögel zwitschern und die Sonne scheint. Gegen Mittag wird es immer wärmer und ich schwitze. Also beschließe ich den Weg nach Hause anzutreten und jogge los. Derweil höre ich die Rockplaylist, welche von einem meiner besten Freunde aus der Grundschule stammt. Grade läuft Another brick in the wall von Pink Floyd. Normalerweise stehe ich nicht so auf Rockmusik, aber zum Joggen ist es echt gut. In Gedanken versunken laufe ich am Rheinufer entlang und denke über alles und jeden nach. Da gibt es jemanden, der mir einfach nicht mehr aus den Gedanken geht. Ich kann nicht mehr aufhören an die Person zu denken, aber wie soll ich daran kommen? Das ist eine sehr gute Frage. Ich meine es ist auch echt weit weg und für die Person existiere ich wahrscheinlich nicht. Naja... Aber irgendwie... Ach egal.

Auf einmal knallte es und ich lag am Boden. Was zum Kuckuck ist jetzt passiert?! „Das tut mir so Leid. Geht es Ihnen gut?" Ich blicke mich um und gucke in das Gesicht eines Mannes, welcher ebenfalls am Boden liegt. Er blutet am Knie und am Kinn. Ein anderer Jogger. „Äh... Ja, ja mir geht es gut. Was ist mit Ihnen? Sie bluten." In dem Moment begreife ich, dass es meine Schuld war. Ich bin in ihn reingelaufen, weil ich mit meinen Gedanken bei jemand anderem war. „Ach, nicht so schlimm, das geht schon. Wie geht es Ihnen?" Ich checke kurz alles ab, Knie etwas aufgeschürft und Ellenbogen, aber ansonsten nichts schlimmes. „Auch alles okay. Tut mir echt Leid. Da wollte ich nicht." Mir war das echt peinlich. „Ach, das macht nichts. Ich bin auch oft in Gedanken unterwegs." Er grinst mich an und ich werde rot. „Sie haben nicht zufällig ein Pflaster dabei?" fragt er mich. „Nein, aber meine Wohnung ist ungefähr 100 Meter von hier entfernt. Ich habe dort Pflaster und so." Das war das mindeste, was ich ihm jetzt anbieten kann. „Das wäre echt nett." Ich stehe auf und helfe meinem Unfallpartner beim Aufstehen. Sein Knie scheint etwas stärker zu bluten, aber das dürfte ich wieder hinbekommen.

Nach fast 10 Minuten, die wir langsam - er gestützt - zu meiner Wohnung gelaufen sind und nochmal ca. 5 Minuten für die Treppe gebraucht haben, krame ich in meiner Hosentasche und fische meinen Schlüssel raus. „So, kommen Sie rein. Sie können sich auf das Sofa setzen oder legen, je nachdem wie es Ihnen geht." Schnell wasche ich mir die Hände, desinfiziere die auch noch und suche nach dem Erste-Hilfe-Set, welches ich nach der letzen Sauftour wahrscheinlich verlegt habe. Das war auch ein Erlebnis. Endlich finde ich es. Das Erste-Hilfe-Set liegt unter meinem Nachtisch, keine Ahnung wie das dahin gekommen ist. Also gehe ich wieder zu dem jungen Mann, der mein Alter sein müsste. Dieser hat sich auf mein Sofa gelegt, jedoch aufgepasst, dass er nicht alles mit Blut verschmiert. Wie heißt er eigentlich? Hatten wir das schon gesagt? Ich überlege kurz... „Ähm, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Liam" Ah okay, also haben wir uns noch nicht vorgestellt... Wo ich nur immer mit meinen Gedanken bin. „Ich bin Alexander, kannst mich aber Alex nennen, ist einfacher." Ich grinse und er ebenfalls. „Ich gucke mir mal eben dein Knie an, das blutet ganz schön." Handschuhe an und dann mache ich schnell das Knie sauber. Ein Glück hört es nach einer kurzen Zeit auf zu bluten und ich klebe vorsichtshalber ein Pflaster drauf. Liams Kinn gucke ich mir auch noch an, aber das ist nicht so schlimm. „Wenn dir schlecht oder schwindelig wird, du Kopfschmerzen oder so bekommst, geh bitte ins Krankenhaus, das könnte eine Gehirnerschütterung sein." erkläre ich, während ich zwei Limos fertig mache. „Okay... Sag mal, bist du Arzt oder so" Liam lacht etwas unsicher. „Ja, Notarzt im Rettungsdienst. Was arbeitest du?" „Ich bin eigentlich Journalist, aber nebenberuflich bin ich Schauspieler im Theater hier um die Ecke." Oha wie cool. „Das hört sich echt gut an. Ich bin ehrenamtlich noch bei der freiwilligen Feuerwehr." Und so versinken wir in Gesprächen über unsere Berufe und ich erfahre, dass Liam früher auch in den Rettungsdienst wollte, sich dann aber noch anders entschieden hat und den Weg in den Journalismus eingeschlagen hat.

Einmal Retter, immer RetterDonde viven las historias. Descúbrelo ahora