KAPITEL 11 | Konfrontation

11 3 0
                                    

Ivan und Nyx verließen die Veranstaltung um 4 Uhr. Mitten in der Nacht oder früh am Morgen, Ivan wusste nicht, wie er es nennen sollte.

Gegen seinen Willen fuhr er noch bei der Polizeistation vorbei, um dort die Probe zu hinterlegen, die er von dem Getränk genommen hatte. Alles andere würde er am nächsten Tag klären, so viel war klar.

Er hinterließ Cooper außerdem die Nachricht, dass er erst spät zur Arbeit erscheinen würde. Ivan fühlte sich definitiv nicht dazu in der Lage in einigen Stunden bereits wieder auf der Matte zu stehen.

Nyx folgte ihm gut gelaunt auf Schritt und Tritt und faselte irgendeinen Blödsinn vor sich hin – und zwar so lange, bis Ivan Kopfschmerzen hatte.

Nyx hing ihm auf dem Weg hinauf zu seiner Wohnung wortwörtlich am Arm. Als Ivan ihn mit sich in den Fahrstuhl zerrte, damit er diesen Abend endlich beenden könnte, lehnte Nyx sich stark gegen ihn und klammerte sich förmlich an seine Jacke, um sein Gleichgewicht halten zu können.

„Officer", lachte er gut gelaunt, nur um dann erneut zu lallen: „Officer."

Ivan verdrehte die Augen und fragte ungeduldig: „Was ist?"

„Soll ich Ihnen was sagen?"

„Wenn du danach still bist", zischte Ivan ungeduldig. Sein Kopf brachte ihn um und Nyx verbesserte die Situation nicht.

Der Schwarzhaarige lehnte sich daraufhin noch weiter zu ihm, stellte sich auf seine Zehenspitzen und hauchte nah an seinem Ohr: „Ich mag dich sehr."

Ivan spürte den Atem des anderen warm gegen seine Ohrmuschel schlagen. Er riss seine Augen auf und starrte Nyx vor Schreck sprachlos an.

Nyx konnte definitiv nicht mehr klar denken. Er sollte nicht zu viel in seine Worte hinein interpretieren. Andererseits hieß es bekanntlich, dass man im betrunkenen Zustand am ehrlichsten war. Aber wenn dem wirklich so war, wie hatte Nyx diese Worte dann gemeint? Er sprach von dem Mögen auf einer rein platonischen Ebene, nicht wahr? Er schätzte ihn sicherlich als einen einfachen Kollegen. Ivan konnte sich nicht vorstellen, dass Nyx schwul war und ihm auch nur eines Blickes würdigte.

Als Nyx sein geschocktes Gesicht sah, brach dieser in Gelächter aus. Er vergrub sein Gesicht in Ivan's Schulter und lachte schallend. Ivan konnte seinen Körper dabei beben spüren.

Einerseits fiel ihm ein Stein von Herzen, andererseits verspürte er Enttäuschung. Die Enttäuschung, die er verspürte, beunruhigt ihn am meisten.

Nyx war hübsch. Das hatte er sich von Anfang an gedacht und dazu stand er auch. Aber da zog er auch seine Grenze. Nyx war nur hübsch. Mehr nicht. Er wollte nichts von ihm und so sollte es auch bleiben. Sie waren nun Kollegen – quasi so wie er und Julie.

Er war froh, als der Fahrstuhl mit einem leisen Läuten ankündigte, dass sie das passende Stockwerk erreicht hatten und sie schließlich in die Freiheit des Flures entließ.

Ivan schliff Nyx erneut mit sich und öffnete seine Haustür. Als Ivan im Wohnungsflur stehen blieb, um sich dem unbequemen Jackett zu entledigen, lehnte Nyx sich wieder näher zu ihm.

Er blies ihm mit seinem alkoholisierten Atem ins Gesicht, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten, und grinste. „Officer", flüsterte er, so als würde er ihm ein Geheimnis anvertrauen wollen.

Ivan ignorierte ihn und schmiss sein Jackett in die nächste Ecke.

Nyx blickte für einen Augenblick enttäuscht von der kalten Schulter, die man ihm zeigte. Dann reagierte er darauf, indem er Ivan noch näher kam, sodass seine Lippen nur noch Millimeter von Ivan's Ohr und Wange entfernt waren und säuselte: „Ivan."

UTOPIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt