Daraufhin führte Nyx ihn aus seiner Wohnung hinaus. Sie machten sich auf den Weg zum Hafen der Raumschiffe und stiegen dort zu Ivan's Überraschung in das nächstmögliche Raumfahrzeug, welches sie zum Planeten Proxima bringen konnte.
Ivan war selten auf diesem Planeten unterwegs, denn er verstand nicht, was andere Leute so attraktiv daran fanden, dort zu wohnen.
„Proxima?", fragte Ivan dementsprechend verwundert.
Nyx schenkte ihm ein freches Grinsen, ehe er sich für die Fahrt einen Mund- und Nasenschutz aufsetzte. Zusammen ließen sie sich auf zwei Sitzplätzen nieder. Nyx tippte auf seiner Uhr herum – schien die Lage zu prüfen, um sicherzugehen, dass Utopia sie nicht verfolgte.
„Wie willst du sichergehen, dass Utopia uns nicht folgt?", flüsterte Ivan leise, sodass sie niemand hören konnte.
„Ich überspiele die Kameraaufnahmen mit alten Aufnahmen, sodass man unseren Weg nicht zurückverfolgen kann", murmelte Nyx, während er weiterhin gebannt auf seine Uhr starrte.
Ivan wusste es eigentlich besser als Nyx zurechtzuweisen, trotzdem konnte er sich nicht zurückhalten zu sagen: „Weißt du eigentlich, wie viel Gutes du mit deinen Fähigkeiten anstellen könntest, wenn du dich den richtigen Leuten anschließen würdest?"
„Redest du von der Polizei, die dir so in den Rücken gefallen ist?", hakte Nyx nach, während er weiterhin auf seiner Uhr herumtippte. Man konnte in seiner Stimme hören, dass es sich eigentlich nicht um eine Frage, sondern eine Feststellung handelte.
„Ich habe das Gesetz gebrochen. Sie waren verpflichtet, mich zu kündigen", verteidigte Ivan demnach seine Kollegen. Er wusste, dass weder Julie noch Cooper eine persönliche Abneigung gegen ihn hatten. Für sie war es auch hart gewesen, ihn als Partner zu verlieren.
Nyx jedoch zog wütend seine Augenbrauen zusammen und hisste: „Ich hasse das Gesetz. Ich hasse Menschen. Sie tuen anderen Menschen unrecht." Er schloss das Fenster auf seiner Uhr und wandte sich endlich Ivan zu, als er unbekümmert meinte: „Jetzt sag nicht, ich soll mir an die eigene Nase packen. Ich weiß, dass ich Teil des Systems bin und Menschen schlechtes tue. Aber welchen Zweck hat es, in einer verdorbenen Welt zu versuchen, Gutes zu erreichen?"
Ivan schaute Nyx traurig an. Er konnte es nicht ertragen, dass es Menschen gab – darunter Nyx –, die jegliche Hoffnung aufgegeben hatten. Er antwortete: „Damit du am Ende sagen kannst, dass du es versucht hast."
„Wem nützt das?", fragte Nyx ihn. „Mir sicherlich nicht. Mit der Menschheit zu sympathisieren, bedeutet zu leiden."
Sein Herz zog sich bei Nyx's Worten schmerzhaft zusammen. „Denkst du, dass ich leide?", traute Ivan sich zu fragen.
Das Raumschiff erhob sich polternd in die Höhe. Die Kabine schwankte und wackelte, dann waren die Startturbulenzen überwunden und es kehrte wieder Stille ein. Eine erdrückende Stille.
Ivan konnte durch die Maske nicht sehen, wie sich Nyx's Ausdruck veränderte, doch in seinen grünen Augen lag Trauer. Dann sprach er mit fester Stimme: „Ja."
Ivan senkte seinen Blick auf seine Hände, die er auf seinem Schoß abgelegt hatte. Neben ihm saß Nyx – so nah, dass sich ihre Knie beinahe berührten. „Ich bereue nichts", murmelte er.
Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann hauchte Nyx: „Ich habe auch nie gewollt, dass du deine Entscheidungen bereust. Allerdings habe ich das Gefühl, dass du dich anders hättest entscheiden sollen."
„Dafür ist es nun zu spät", entgegnete Ivan. Dann hob er seinen Kopf, blickte Nyx wieder direkt an und meinte entschlossen: „Aber ich würde mich auch nicht anders entscheiden, wenn man mir noch eine Chance geben würde."
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UTOPIA
Science FictionIm Jahr 2245 hat sich der Mensch bereits auf sechs bewohnbaren Planeten ausgebreitet. Doch seine Gier ist dadurch nicht gestillt. Als Polizist wird Ivan Tasca einem wichtigen Fall zugeteilt. Er soll die Terroristengruppe „Utopia" stoppen. Um dieser...