CP 5: Die Gefahren des Internets

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In den dunklen Tiefen des Internets, wo die Schatten länger sind und die Realität sich zu verzerren scheint, begann meine Geschichte.

Mein Name ist Vivian, und ich suchte etwas, das meinem trostlosen Leben einen Funken Magie verleihen würde.

Ich hielt nie sonderlich viel vom Internet, war in ziemlich vielen Dingen recht altmodisch und kam damit auch mein bisheriges Leben gut zurecht - bis zu jenen Tag.

Bereits zu lange schon der Einsamkeit verfallen, glaubte ich, wieder bereit für eine Beziehung zu sein, nachdem mein Ex-Mann mich vor Jahren verlassen hatte.

Doch hatte sich im Laufe der Zeit einiges geändert. Die Leute lernten einander längst nicht mehr durch Zufall in der Welt kennen, und schrieben sich stattdessen gezielt im Internet an.

»Wieso eigentlich nicht?«,
dachte ich, gewillt der ganzen Sache eine Chance zu geben.

Einige Tage später, kam er schließlich an - mein neuer Laptop.
Ich verbrachte Stunden damit, meinem Sohn aufmerksam zuzuhören. Er erklärte mir alles was ich wissen musste, nachdem er den Laptop für mich eingerichtet hatte.

Und so verschwand er schließlich wieder, nichts ahnend, mich mit einem Tor zur Hölle zurückgelassen zu haben.

Es benötigte noch etwas an Übung, bis ich den Dreh raus hatte. Und schließlich meldete ich mich auf einer der unzähligen und unseriösen Seiten für Single an. Dort stieß auf ein Profil, das meine Aufmerksamkeit erregte.

Sein Name war Alex, und er schien der perfekte Gentleman zu sein. Mit seinen 54 Jahren, war er zwar 10 Jahre älter als ich, doch störte mich diese Tatsache nicht. Wir unterhielten uns stundenlang und es fühlte sich an, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen. Er erzählte mir viel von sich, seiner Arbeit und den Reisen, die er leidenschaftlich gerne unternahm. Die Gemeinsamkeit unserer Interessen, erschrak mich dabei schon fast - wenn auch auf eine positive Art und Weise.

Doch ich hätte niemals ahnen können, welch dunkles Geheimnis sich hinter seiner Fassade verbarg.

Eines Abends, als der Mond hinter den Wolken hervortrat, beschlossen wir, uns endlich persönlich zu treffen. Einige Wochen seit unserem kennenlernen waren bereits vergangen, und so glaubte ich, bereit dafür zu sein.

Wir verabredeten uns in einem kleinen Café am Rande der Stadt, fernab von den neugierigen Blicken der Anderen. Ich kam zuerst an und wartete gespannt auf seine Ankunft. Als er endlich durch die Tür trat, spürte ich einen Schauer, der mir über den Rücken lief. Er sah genauso aus wie auf seinen Fotos, doch etwas an ihm schien... anders. Seine Augen wirkten leer, als wären sie zwei schwarze Abgründe, die direkt in die Dunkelheit führten.

"Alex?", fragte ich zögerlich, als er sich mir näherte. Er lächelte. Ein falsches, künstliches Lächeln. "Ja, das bin ich", antwortete er mit einer Stimme, die kalt und leer klang, wie ein Echo aus einer anderen Welt.

Wir setzten uns und begannen damit uns zu unterhalten, doch je länger das Gespräch dauerte, desto unwohler fühlte ich mich. Es war, als würde ich mit einem Fremden sprechen, jemandem, der nur vorgab, Alex zu sein.

Ich versuchte, die Unterhaltung aufrechtzuerhalten, doch ich konnte nicht anders, als ihn immer wieder anzustarren. Seine Haut schien bleich und wachsartig zu sein, als wäre sie nur eine Hülle, die seine wahre Identität verbarg. Seine Bewegungen waren unnatürlich fließend, als würde er nicht atmen müssen. Ich beschloss, ihn zur Rede zu stellen. "Alex, was ist los? Du bist nicht du selbst." Er sah mich an, und für einen Moment schien es, als würde etwas Dunkles in seinen Augen aufblitzen. "Ich weiß nicht, wovon du sprichst", antwortete er, ohne erkennbare Emotion.

Ich wusste, dass ich gehen musste, doch etwas hielt mich zurück - die stundenlangen Nächte, in denen wir schrieben. Er war kein schlechter Mann, dass hatte er bereits bewiesen.

Ich wollte wissen, was mit ihm nicht stimmte. Ich redete mir ein, ihm womöglich helfen zu können, ihm beistehen zu können.

So glaubte ich, das er an einer schweren Krankheit leiden musste, aufgrund seiner kränklich wirkenden Erscheinung.

Hatte er Angst sich auf mich einzulassen, da er wusste, dass er bald sterben würde?

Fragen über Fragen, deren Antworten jedoch warten mussten, als Alex sich plötzlich erhob und seine Hand nach der meinen ausstreckte.

So verließen wir also das Café, und begaben uns in die Dunkelheit hinaus.
Wir gingen durch die leeren Straßen, während ich darauf wartete, dass er sich erklären würde. "Alex, was auch immer ist, du kannst ganz ehrlich zu mir sein.", versicherte ich ihm, doch keine Antwort.

Mit jedem Schritt wurde mein Gefühl der Unruhe stärker. Schließlich hielt er nur wenige Minuten später an einem alten, verlassenen Haus an. "Warum hast du mich hierher gebracht, Alex?", fragte ich verunsichert und blickte mich um.

Er drehte sich langsam zu mir um, und dann sah ich es. Seine Augen waren vollständig schwarz, wie zwei tiefschwarze Löcher, die ins Nichts führten. "Ich bin nicht Alex", sagte er mit einer Stimme, die nicht mehr menschlich klang.

"Ich bin etwas anderes. Etwas, das du nicht verstehen kannst." Ich spürte, wie mein Herz in meiner Brust raste, während der Griff seiner Hand die meine immer fester umschloss.

"Was... was bist du?", stammelte ich.

Er kam näher, und ich sah, wie sich seine Gestalt zu verändern begann. Seine Haut wurde dünner und durchsichtiger, woraufhin ich die schreckliche Wahrheit unter seiner menschlichen Hülle erkannte.

"Dein schlimmster Alptraum", flüsterte das Wesen, welches an einen Dämonen erinnerte.

Seine Stimme klang wie das Knirschen von Knochen, während es so schien, als würden mehrere Stimmen zur selben Zeit sprechen. "Ich bin gekommen, um dich zu holen."

In diesem Moment wusste ich, dass ich sterben würde. Ich wusste, dass ich einem Monster gegenüberstand, einem Wesen, das nicht von dieser Welt war.

Doch ich wusste auch, dass ich nicht ohne einen Kampf aufgeben würde. Ich schrie, so laut ich konnte, und entzog mich mit aller Kraft dem Griff jener Gestalt, die vorgab Alex zu sein.

Ich hörte seine schrecklichen Schreie hinter mir, doch ich ließ mich nicht aufhalten.
Ich rannte so schnell ich konnte, bis ich nicht mehr konnte.

Als ich nach einer gefühlten Stunde schließlich an die Grenzen meines Körpers stieß, wandte ich meinen Blick unsicher hinter mich - Alex, oder das was sich als Alex ausgab, es war weg.

Ich war allein, in der Dunkelheit, doch ich fühlte mich noch immer nicht sicher.
Ich wusste, dass er da draußen war, irgendwo in der Nacht, und dass er nach mir suchte.

Ich wusste, dass ich ihn nie mehr würde vergessen können.

Ich weiß nicht, ob er mich jemals finden wird, doch ich weiß, dass ich nie wieder sicher sein werde.

Ich weiß, dass er da draußen ist, irgendwo in der Dunkelheit, und dass er auf mich wartet.

Auch weiß ich nun, dass ich niemals wieder online nach Liebe suchen werde - denn ich weiß jetzt, dass die Dunkelheit des Internets mehr Geheimnisse birgt, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Und dass manche dieser Geheimnisse besser unentdeckt bleiben sollten.

Was jedoch aus dem Alex wurde, den ich online kennengelernt hatte, erfuhr ich bis heute nie.

Ich hoffe, dass es dir gut geht.

Doch glaube ich tief in mir drinnen, dass dieses Wesen, was auch immer es war, dich am Tag unseres ersten Treffens geholt hat.

Ruhe in Frieden.
Du fehlst mir.

66: A Treasury Of CreepyPastasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt