CP 9: Die dunkle Seite der Therapie

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In meiner Zeit als renommierter Therapeut hatte ich schon viele seltsame Begegnungen, aber diese stellte mein Leben auf den Kopf.

Noch immer auf der Flucht, schreibe ich diese Zeilen, in der Hoffnung, dass man sie nach meinem Tod finden wird.

Es begann alles an einem kalten und trostlosen Herbsttag, als ich in meiner Praxis saß und auf meinen nächsten Patienten wartete. Ich hatte mir gerade eine Tasse Kaffee eingegossen, während ich in die Akte von Thomas Hinsch blickte, bevor es an der Tür klopfte.

"Hereinkommen", sagte ich, und die Tür öffnete sich langsam. Ein hochgewachsener Mann, sicherlich über zwei Meter groß, mit blassem Gesicht und tiefen Augenringen trat ein.

Er sah mich einen Moment lang an, bevor er das Zimmer betrat und sich auf die Couch gegenüber von mir setzte.

"Guten Tag - Ich bin Doktor Martin. Sie müssen Mister Hinsch sein, richtig?" Fragte ich, nachdem ich mich ihm vorgestellt hatte.

Seine großen Augen starrten mich einen Moment lang schweigend an, bevor er endlich sprach. "Ich... ich weiß nicht, wo ich anfangen soll", stammelte er.

"Wie wäre es mit Ihrem Namen?", schlug ich vor.

"Entschuldigung", senkte er peinlich berührt den Blick, bevor er ihn wieder hob, und mich mit seinen großen Augen in den Bann zog. "Ja, ich bin Hinsch... Nein, Thomas - Thomas Hinsch."

Dabei fiel mir auf, dass er kein einziges Mal blinzelte. Er starrte mich einfach nur konzentriert an, als würde er versuchen, meinen Kopf mit Hilfe seiner Gedanken zerplatzen zu lassen.

"Nun, Thomas, was bringt Sie zu mir?", fragte ich, und schluckte meine Bedenken runter.

Erneut zögerte er einen Moment, bevor er sprach. "Ich... ich werde verfolgt", flüsterte er.

"Verfolgt? Von wem?", fragte ich.

"Ich weiß es nicht!", schrie er mich daraufhin fast schon an, bevor er seine nächsten Worte wieder flüsterte. "Ich sehe sie nur... überall. In den Schatten, in den Spiegeln, in den Ecken meines Auges."

Ich bemerkte, wie seine Hände zitterten, als er sprach. "Thomas, können Sie mir mehr darüber erzählen? Wann haben Sie das erste Mal bemerkt, dass Sie verfolgt werden?"

Er dachte einen Moment nach. "Vor ein paar Wochen, glaube ich. Ich war spät von der Arbeit nach Hause gekommen und als ich in mein Schlafzimmer ging, sah ich... etwas in der Ecke stehen. Es war dunkel und ich konnte nicht genau sehen, was es war, aber ich spürte, dass es mich beobachtete.", erklärte er.

Ich wusste das, was er versuchte mir zu beschreiben nicht einzuordnen. Das er allerdings unter einer schweren Psychose leiden musste, stand für mich bereits fest.

"Und seitdem sehen Sie diese... Schattenwesen häufiger?", fuhr ich das Gespräch fort.

Er nickte. "Ja, und es wird immer schlimmer. Ich kann nicht mehr schlafen, ich kann nicht mehr essen. Ich habe Angst, dass sie mich irgendwann holen werden."

Ich versuchte, beruhigend auf ihn einzuwirken. "Thomas, es ist wichtig, dass Sie wissen, dass Sie sicher sind. Diese Schattenwesen, sie existieren nur in Ihrem Kopf. Sie sind ein Produkt Ihrer Angst und Ihrer Vorstellungskraft."

66: A Treasury Of CreepyPastasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt