CP 12: Die Fragmente meiner selbst

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In den dunklen Ecken meines Verstands lauert etwas, etwas, das ich nicht vollständig begreife.

Ich erinnere mich an jene Nacht, als sich das Unheimliche in mein Leben schlich und es für immer veränderte.

Es war ein kalter, vom Schnee heimgesuchter Abend.

Ich saß in meinem Wohnzimmer, die Augen auf den Fernseher gerichtet, doch in Gedanken vertieft. Ich bekam nicht viel von der Wiederholung meiner Lieblingsserie mit, bis mich etwas aus meinem Gedanken riss.

Plötzlich spürte ich eine Kälte, die nicht von der Winterluft stammte. Ich drehte mich um, doch da war nichts. Nur die Dunkelheit, die aus dem Flur hereinzukriechen schien.

"Du bist nicht allein, weißt du?" Eine Stimme, die nicht meine eigene war, flüsterte mir ins Ohr. Ich sprang panisch auf und blickte mich um, doch wieder war da nichts. Nur meine eigene Spiegelung in der Glasfront des Fernsehers.

Ich beschloss, genug Fern gesehen zu haben. Es musste an meiner Müdigkeit liegen, reine Einbildung - ein Streich meines Verstands, der mir riet, mich schlafen zu legen.

Am nächsten Morgen fand ich in der Küche etwas Abscheuliches. Auf dem Küchentisch lag ein toter Vogel, sein Gefieder verklebt mit einer ekelhaften, schleimigen Substanz.

Seine Augen wurden ihm aus dem Kopf geecharbt, und befanden sich neben seinem toten Körper. Sie schienen mich direkt anzustarren. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, als sich ein Schauder durch meinen Körper schlich.

"Was hast du getan?", ertönte die geheimnisvolle Stimme vom Vorabend erneut, dieses Mal vorwurfsvoll.

"Ich... ich habe nichts getan," stammelte ich, doch meine eigene Stimme klang fremd in meinen Ohren.

Weitere Tage vergingen, und die Ereignisse wurden immer seltsamer. Ich fand mich an Orten wieder, an die ich mich nicht erinnern konnte, gegangen zu sein. Ich hörte Stimmen, die mich anschrien, weinten, und flüsterten.

Und immer wieder diese ekelhaften Dinge, die ich fand. Ein toter Kater, ein blutverschmiertes Messer, und zu meinem Schock sogar ein abgetrennter Finger.

"Du musst es aufhalten," flehte eine Stimme, als ich eines Nachts aufwachte und mich in einem dunklen Wald wiederfand. In meiner linken Hand ein Messer, und in der rechten Hand etwas, dass die Tiefen meines Verstandes erschütterte.

Es war das Bein einer Leiche, die ich scheinbar in die Tiefen des Waldes gezerrt hatte. "Es wird uns zerstören."

"Was ist los mit mir?" schrie ich voller Verzweiflung in die Dunkelheit, doch die einzige Antwort war das Wispern des Windes in den Bäumen.

Ich fasste den Entschluss, die Leiche zu vergraben und herauszufinden, was mit mir nicht stimmte. Nachdem ich mein Vorhaben in die Tat umgesetzt, und mich mehrere Male übergeben hatte, wanderte ich nach Hause, mit dem Wissen, eine Leiche im Wald zurückgelassen zu haben.

Ich begann zu recherchieren, zu lesen, über Dinge, die ich nie für möglich gehalten hätte.

Und dann stieß ich auf die dissoziative Identitätsstörung. Es war, als hätte jemand ein Licht in die Dunkelheit meines Verstands gebracht.

Ich fand heraus, dass die dissoziative Identitätsstörung, auch DIS genannt, früher als multiple Persönlichkeitsstörung bekannt war.

Sie soll eine psychische Störung sein, bei der eine Person zwei oder mehr unterschiedliche Identitäten oder Persönlichkeitszustände besitzt.

Doch als ich herausfand, dass dieser Identitäten ihre eigenen Muster des Wahrnehmens, Denkens und Handelns hatten, fuhr mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich erkannte den Ernst der Lage, dank meinem neuen Wissen: Einer meiner Identitäten war ein Mörder mit psychopathischen Zügen.

Ich erfuhr, dass Betroffenen oft unter Lücken in den eigenen Erinnerungen litten, die von dem Wechsel der Identitäten hervorgerufen wurden. Und langsam ergab alles einen Sinn.

Und dann ergab sich ein Gesamtbild, als ich schließlich auf die Ursache für dieses Krankheitsbild stieß. Die dissoziative Identitätsstörung ist oft das Ergebnis von schweren, wiederholten Traumata in der Kindheit, wie körperlicher, sexueller oder emotionaler Missbrauch.

Als Kind erlebte ich schreckliche Dinge, die meinen Geist für immer veränderten.

Ich erinnere mich an den Schmerz, die Angst, die Verzweiflung. Ich wurde missbraucht, sowohl körperlich als auch emotional, von jemandem, dem ich vertraute.

Um mit dem Trauma umgehen zu können, begann mein Geist, sich zu spalten. Ich schuf unbewusst neue Identitäten, um mich selbst zu schützen, um die schrecklichen Erinnerungen zu verdrängen. Aber wurde mir bewusst, dass diese Identitäten zu meinem eigenen Albtraum geworden waren, der mich verfolgte, wo immer ich auch hinging.

Ich verstand, dass die Störung als eine Art Überlebensstrategie verstanden werden kann, bei der der mein Geist seine Persönlichkeit unbewusst "aufspaltete", um mit dem Trauma umzugehen.

"Du bist nicht allein," flüsterte die Stimme wieder, als ich am Abend nach meinen Recherchen im Bett lag und in die Dunkelheit starrte. "Aber du musst uns kontrollieren."

"Wie?" fragte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

"Indem du uns akzeptierst," antwortete die Stimme. "Indem du uns hörst. Indem du uns nicht länger ignorierst."

Und so begann ich, mich mit meinen anderen Persönlichkeiten auseinanderzusetzen. Es war nicht einfach, es war sogar erschreckend. Aber es war notwendig.

Ich wusste nicht, ob ich jemals vollständig geheilt werden könnte. Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder in Sicherheit sein würde. Aber ich wusste, dass ich nicht allein war. Und das gab mir Hoffnung.

Doch wusste ich auch, dass mir ohne professionellem Beistand nie wirklich geholfen werden könne. Und so schreibe ich diese Zeilen, währenddessen die anderen Patienten, mit denen ich eingesperrt bin, zu Mittag essen.

Ich suchte Hilfe auf, und erklärte was geschehen war, erklärte was ich getan hatte.

Ich erinnere mich daran, wie die Behandlung meiner dissoziativen Identitätsstörung eine langfristige Psychotherapie erforderte.

Mein Therapeut half mir, meine verschiedenen Identitäten zu integrieren und die zugrunde liegenden Traumata zu bewältigen. Es war ein harter Weg, aber ich lernte, mit meiner Störung umzugehen.

Ich musste akzeptieren, dass Menschen mit dieser Störung, einschließlich ich selbst, oft große Schwierigkeiten haben, in ihrem täglichen Leben zu funktionieren.

Professionelle Hilfe war von entscheidender Bedeutung, um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Es war nicht einfach, aber es war notwendig, um meine mentale Gesundheit wiederherzustellen.

Bald werde ich entlassen, doch habe ich offen gesprochen Angst davor. Was ist, wenn ich es nicht kontrollieren kann?

Denk daran, lieber Leser, während du dies liest, in deiner eigenen vertrauten Umgebung: Auch die Dunkelheit, die du kennst, kann Geheimnisse bergen. Auch die Stille, die du gewohnt bist, kann lügen. Und auch du könntest nicht so allein sein, wie du glaubst.

Wünscht uns Glück, wir alle werden es brauchen.

66: A Treasury Of CreepyPastasWhere stories live. Discover now