CP 7: Mr. Blackwoods Garten

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Ich erinnere mich noch lebhaft an diesen heißen Sommertag, als mein Bruder Ethan und ich zum ersten Mal den Garten von Mr. Blackwood betraten.

Der alte, verbitterte Mann war in unserer Nachbarschaft bekannt und gefürchtet. Seine finstere Aura und sein grimmiger Blick ließen die Kinder erschaudern, wenn sie ihn nur sahen. Doch an diesem Tag schien sich etwas verändert zu haben.

Unsere Eltern erzählten uns, dass Mr. Blackwood sie angesprochen hatte.

Er fragte, ob Ethan und ich nicht Lust dazu hätten, seinen verwilderten Garten in Ordnung zu bringen und dafür etwas Taschengeld zu kassieren. Wir, die wir immer auf der Suche nach Abenteuern waren, willigten sofort ein, ohne zu ahnen, welche Geheimnisse dieser Garten verbarg.

Doch die Aussicht auf einen Berg an Süßigkeiten, war einfach zu gut, als das wir uns diese Gelegenheit hätten entgehen lassen können.

Und so bereiteten wir uns vor.
Wie Kinder, die wir nun einmal waren, legten wir uns einen Schlachtplan zurecht, bevor wie ins Bett gingen.

Als wir am Morgen des nächsten Tages durch das verrostete Gartentor traten, begrüßte uns Mr. Blackwood mit einem seltsam anmutenden Lächeln. "Seid vorsichtig, Jungs. Mein Garten ist voller Überraschungen", sagte er grinsend und deutete auf das wuchernde Gestrüpp.

Daraufhin händigte Mr. Blackwood uns das nötige Werkzeug aus, um mit der Arbeit beginnen zu können.
Gefährliche Gerätschaften, scharf und spitz.
Alles andere als geeignet für Kinder.

Ethan und ich sahen uns an, ergriffen je eine Gartenschere und begannen damit das Unkraut zu entfernen und die verwilderten Beete zu säubern.

Nach einigen Stunden bemerkte ich, dass Ethan blass geworden war. "Henry, schau mal hier", flüsterte er und zeigte auf einen Nagel, der gut getarnt im Boden steckte.

Trotz der Tatsache, Kinder gewesen zu sein, erkannten wir die feindliche und abschreckende Absicht des Nagels im Boden.

Dieser befand sich alles andere als zufällig dort. Er war plaziert worden, um zu verletzen.

Wir waren erschüttert und beschlossen, Mr. Blackwood zur Rede zu stellen. Doch als wir ihn auf den Nagel ansprachen, lachte er nur düster. "Das ist nur ein kleiner Scherz, Jungs. Macht euch keine Sorgen. Passt nur auf, wohin ihr tretet." lächelte er.

Wir zögerten, doch die Aussicht auf Taschengeld und die Neugier, was dieser Garten noch zu bieten hatte, ließen uns weitermachen.

In den folgenden Tagen entdeckten wir weitere Fallen: versteckte Gruben, angespitzte Stöcke und sogar eine Schlingfalle. Es schien, als wolle Mr. Blackwood niemanden in seinem Garten haben. Doch warum bat er dann gerade uns, ihn auf Vordermann zu bringen?

Eines Abends, als wir kurz davor waren den Garten zu verlassen, hörten wir ein seltsames Geräusch aus dem Haus von Mr. Blackwood.

Es klang wie ein Wimmern, gefolgt von einem leisen Flüstern. "Was ist das, Henry?", fragte Ethan, sichtlich verängstigt.

Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen und schlich mich zum Haus, um durch eines der Fenster zu spähen.

Das, was ich sah, ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Mr. Blackwood stand vor einem Spiegel, in dem auch ich mich wiedererkannte.

Er hatte mich gesehen, und starrte mein Spiegelbild mit seinen verweinten Augen direkt an, bevor er mit seltsam ruhiger Stimme sprach. "Ich danke euch, Jungs. Ihr habt mir geholfen, die bösen Geister zu vertreiben. Jetzt kann ich endlich ruhen." Plötzlich drehte er sich um und sah mir direkt in die Augen. Sein Gesicht schien übersät mit fauligen Stellen, an denen die Haut und das Fleisch in seinen Schädel sank.

Ich erschrak und rannte so schnell ich konnte zu Ethan.

"Lass und abhauen!", forderte ich meinen jüngeren Bruder auf, bereit dafür, auf das Geld zu verzichten.

Wir verließen den Garten von Mr. Blackwood und kehrten nie wieder dorthin zurück.

Am nächsten Tag überreichten unsere Eltern meinem Bruder und mir das Geld.
100$ für jeden von uns.

Sie erklärten uns, dass Mr. Blackwood früh am Morgen vor der Tür unseres Hauses stand, und ihnen das Geld für unsere Arbeit überreichte, bevor er wieder verschwand.

Mr. Blackwood wurde seither nie mehr gesehen. Es war, als hörte er ganz einfach auf zu existieren.

Die Erinnerung an diesen seltsamen Sommer verblasste mit der Zeit, doch die Ereignisse sollten uns noch lange beschäftigen.

30 Jahre waren seit jenen Tag vergangen, doch das Haus des alten Mr. Blackwoods befand sich noch immer an Ort und Stelle. Der Garten gepflegt und aufgeräumt, so wie Ethan und ich ihn vor Jahren zurückgelassen hatten.

Eines Tages erfuhr ich durch meine alten Eltern schließlich die Wahrheit über Mr. Blackwood.

Es stellte sich heraus, dass er einst ein angesehener Gärtner gewesen war, der jedoch bei einem Unfall ums Leben gekommen war.

Im Haus meiner Eltern sitzend, überreichten diese mir ein altes Foto, auf dem Mr. Blackwood neben einem Mann stand, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah.

Es war sein Zwillingsbruder, Jimmy Blackwood, der nach dem Tod seines Bruders in das Haus gezogen war und den Garten hatte verwildern lassen.

Ein Angehöriger der Familie Blackwood sagte später aus, dass Jimmy von dem Geist seines Bruders heimgesucht wurde - er solle wütend auf seinen Bruder gewesen sein, weil dieser den geliebten Garten derart verwildern lassen hatte.

Doch egal wie sehr Jimmy sich daraufhin bemühte, den Garten seines Bruders wieder in Ordnung zu bringen, sah dieser wie durch ein Hexenwerk von Tag zu Tag nur schlimmer aus, desto mehr Jimmy am Garten tat.

Und so gab Jimmy den Kampf gegen den Zorn seines Bruders auf, und stieß schließlich auf Ethan und mich.

Der Mann, den wir für Mr. Blackwood gehalten hatten, war in Wirklichkeit Jimmy gewesen, der von den Nachbarn gemieden wurde, weil sie ihn für den totgeglaubten Mr. Blackwood hielten.

Er hatte uns darum gebeten, den Garten wieder auf vordermann zu bringen, um den Geist seines verstorbenen Bruders zu besänftigen - mit Erfolg.

"Und die Fallen?", fragte ich meine Eltern zum Schluss.

Sie erklärten mir, dass die Fallen ein Überbleibsel aus einer Zeit waren, in der der echte Mr. Blackwood versucht hatte, Diebe von seinen seltenen Pflanzen fernzuhalten.

Jimmy wusste nichts von den Fallen seines Bruders.

Unser vermeintlicher Feind war so in Wahrheit ein einsamer und trauriger Mann, der nur nach Frieden für sich selbst und Anerkennung für seinen Bruder suchte.

Bis heute weiß ich nicht, was ich glauben soll. Viele meiner Fragen scheinen zwar beantwortet, doch bleibt eine aus:

Der faulige Mann vor dem Spiegel. Habe ich mir das nur eingebildet, oder sah ich an jenen Tag den Geist von Mr. Blackwood und wenn ja, lebte dieser noch immer in seinem Haus?

66: A Treasury Of CreepyPastasWhere stories live. Discover now