CP 11: Das Gesicht des Bösen

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In meinem Sterbebett liegend, möchte ich die Geschichte erzählen, die ich all die Jahre für mich behalten habe. Eine Geschichte, die mich bis ins Mark erschüttert. Es ist die Geschichte von Mr. Black, dem Fremden, der in unsere Stadt kam und mein Leben für immer veränderte.
...

Als kleines Mädchen war ich immer einsam gewesen. Meine Mutter arbeitete hart, aber dennoch reichte es vorne und hinten nicht.

Sie hatte nie viel Zeit für mich, und sprach oft den Wunsch nach meinem Tod aus.

Ich war eine Außenseiterin in der Schule, und die anderen Kinder mieden mich, wenn sie nicht damit beschäftigt waren, mich fertig zu machen.

Doch dann, an einem kalten, regnerischen Abend, traf ich ihn. Mr. Black, den Fremden, der in unsere kleine, von der Außenwelt abgeschottete Stadt gezogen war.

Er sah anders aus als die anderen Erwachsenen, die ich kannte.

Sein Gesicht war bleich, seine Augen tiefschwarz und sein Lächeln so kalt wie Eis. Er trug einen schwarzen Mantel, der ihn wie eine dunkle Gestalt aussehen ließ, die aus der Nacht selbst entstanden war.

Doch trotz seines mysteriösen und gruseligen Aussehens fühlte ich mich auf seltsame Weise zu ihm hingezogen.

"Bist du verloren, kleines Mädchen?" fragte er mich, seine Stimme so sanft wie ein Hauch von Wind.

Ich sah ihn an, meine Augen voller Tränen. "Meine Mutter ist nicht gekommen, um mich abzuholen," flüsterte ich, meine Stimme zitternd vor Angst.

Er streckte seine Hand nach mir aus, ein Angebot der Hilfe. "Ich kann dich nach Hause bringen," sagte er, sein Lächeln nie verblassend.

Ich zögerte ängstlich, doch seine sanfte Stimme und sein beruhigendes Lächeln überzeugten mich schließlich mit ihm zu gehen. "Danke," sagte ich leise und nahm seine Hand.

Mein 12 jähriges ich zog nicht einmal den Gedanken in Erwägung, dass dieser Mann mir Schaden wollen könnte. Er wirkte so magisch und aufrichtig, wie ein Ritter in glänzender Rüstung, der zu meiner Rettung geeilt war.

Und so brachte er mich tatsächlich, wie sein Wort versprach, nach Hause. Ich klopfte an die Tür zu unserem Haus, welches mehr einer Hütte glich.

Schließlich öffnete meine Mutter die Tür.
Sie war betrunken und holte bereits mit der Hand aus, um mich für ihre Vergesslichkeit zu strafen.

Der mir bekannte Schmerz blieb jedoch aus, nachdem ich die Augen ängstlich zugekniffen hatte.

Mr. Black hatte sich schützend vor mich gestellt. Sofort fürchtete ich um das Leben meiner Mutter, doch steckte er lediglich den Schlag meiner Mutter für mich ein und lächelte ihr breit entgegen. "Es war mir eine Freude.", war alles, was er dem Auftritt meiner Mutter entgegen brachte.

Und so verschwand er.
Breit lächelnd wie eh und je.

In den folgenden Tagen sah ich ihn öfter in der Stadt herumlaufen, immer in seinem schwarzen Mantel und mit seinem mysteriösen Lächeln. Die Leute schienen ihn zu meiden, doch ich fühlte mich auf seltsame Weise sicher in seiner Nähe.

Eines Tages traf ich ihn wieder, als ich alleine nach Hause ging. "Warum bist du so anders als die anderen?" fragte ich ihn mit der aufrichtigen Ehrlichkeit eines neugierigen Kindes.

66: A Treasury Of CreepyPastasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt