Kapitel 3

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Mit knapp drei Stunden Schlaf traf Yoongi etwa zehn Minuten zu spät in Jungkooks Wohnung ein. "Entschuldigung, dass ich zu spät bin", murmelte er, als er sich auf einen freien Platz auf der Couch setzte. Seine Augen fühlten sich schwer an und sein Kopf pochte dumpf vor Erschöpfung.

"Kein Problem, Yoongi-Hyung", antwortete Jungkook mit einem verständnisvollen Lächeln. "Wir haben noch nicht angefangen."

Yoongi atmete erleichtert auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Die anderen Mitglieder von BTS saßen bereits aufgeregt um den Wohnzimmer-Tisch herum, während die Kameras und Mikrofone für den geplanten Livestream bereitstanden.

"Okay, da ihr nun alle da seid, können wir den Livestream gleich starten. Ihr wisst alle, worüber ihr nicht reden dürft?", fragte Sejin, der Manager der Gruppe, und erntete zustimmendes Nicken von allen Seiten.

Yoongi seufzte leise. Er wusste, dass der Manager darauf anspielte, dass sie sensible Themen wie ihre Zeit im Militärdienst und ihre persönlichen Schwierigkeiten während ihrer Abwesenheit nicht ansprechen durften. Es war ein ungeschriebenes Gesetz in der Unterhaltungsindustrie, aber für Yoongi fühlte es sich manchmal an wie ein Käfig, der ihn daran hinderte, seine wahren Gefühle zu zeigen.

"Dul, Set, Bangtan. Annyonghaseyo Bangtan Sonyeondan imnida", drang nun Namjoons Stimme an Yoongis Ohr und er stieg in die Begrüßung mit ein und verbeugte sich leicht vor der Kamera.

Sofort schossen die Zuschauerzahlen in die Höhe und die Kommentare füllten sich mit einem Meer aus lilafarbenen Herzen und Nachrichten.

Yoongis Herz schlug schnell, während er dasaß und nicht glauben konnte, dass es 2025 war. BTS war zurück. Die Fans hatten drei Jahre lang darauf gewartet, die Band als Ganzes wiederzusehen und hier saßen sie nun. In Jungkooks Wohnzimmer und winkten in dei Kamera. Wie surreal.

Eigentlich liebte er sein Leben wie es war, aber so war es nicht mehr. Seit sie alle den Militärdienst beigetreten waren, war etwas anders. Und das beunruhigte ihn.

Yoongi fühlte sich nur noch in der Anwesenheit der anderen glücklich, aber selbst, wenn er bei ihnen war, spürte er, dass etwas anders war. Und dieses Etwas machte ihm Angst.

Er wollte einfach nur, dass alles wie früher war. Dass BTS nie zum Militärdienst hätten gehen müssen. Kurz vorher waren sie alle bereits aus dem Wohnheim ausgezogen, aber dieser Akt hatte Yoongi klargemacht, dass sich etwas ändern würde.

Am liebsten würde er zu Sihyuk und Sejin gehen, um den Vertrag zu beenden. Er konnte nicht mehr. Sein Sozialdienst hatte ihm verdeutlicht, wie vergänglich das Leben war. Irgendwann würde es zweifelsohne damit enden, dass man von seinen Kindern in ein Altersheim gesteckt wird und der Tod elendig lang heraus gezögert wird, obwohl diese Art von Leben allen nur noch mehr wehtut. Ab einem gewissen Punkt im Leben zerfällt man nur noch. Und Yoongi hatte Angst. Angst, dass dieser Punkt gekommen war.

Er wünschte sich, er könnte die Zeit zurückdrehen, die Uhr anhalten und den Lauf der Dinge verändern. Aber er wusste, dass das unmöglich war. Die Zeit wartete auf niemanden, nicht einmal auf einen Superstar wie ihn.

Eine Hand legte sich plötzlich auf sein Bein und er schaute erschrocken zu der Person neben ihm. Jimin warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu und Yoongi erwiderte dieses. Sofort füllten sich die Kommentare mit Nachrichten über Yoonmin. Yoongi schmunzelte. ARMY war echt auf BTS-Entzug.

"Alles okay, Hyung?" flüsterte Jimin leise, sodass nur Yoongi ihn hören konnte.

Yoongi nickte langsam. "Ja, alles okay", murmelte er und zwang sich, sein Lächeln aufrechtzuerhalten, obwohl es ihm schwerfiel. Die Worte klangen hohl in seinen eigenen Ohren, aber er wusste, dass Jimin nicht nachbohren würde. Sie hatten gelernt, die Grenzen des anderen zu respektieren, auch wenn sie nicht immer alles offen aussprachen.

Nach etwa zwei Stunden endete der Livestream und Yoongi sank erschöpft in sich zusammen. Sein gesamter Körper war erschöpft, da sich sein Schlafrhythmus ein wenig normalisiert hatte und ihn sein Schlafentzug der letzten Nacht ziemlich aus der Bahn geworfen hatte.

"Wollt ihr noch zum Mittagessen bleiben?", fragte Jungkook und Yoongi war froh, dass jemand anders dies anbot. Er wollte nichts lieber als so viel Zeit wie möglich mit seinen sechs besten Freunden zu verbringen.

Yoongi spürte, wie sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete, als alle zustimmten.

"Wer kocht?", fragte Namjoon.

"Immer der, der fragt", antwortete Jimin mit einem Grinsen. Yoongi konnte seinen Blick einfach nicht von Jimin abwenden. Wie konnte dieser dieses Jahr schon 30 Jahre alt werden?

"Ne, lieber nicht. Ich will, dass meine Küche danach noch steht", warf Jungkook ein.

Yoongi musste lachen. "Stimmt, Jungkookie. Ich erinnere mich noch a das letzte Mal, als Namjoon versucht hat zu kochen. Es endete mit einem Feueralarm und einem verbrannten Topf."

Namjoon grinste verlegen. "Hey, das war ein Unfall! Ich schwöre, ich habe gelernt, seitdem!"

"Ja, jetzt ruiniert er nur noch den Reis", neckte ihn Taehyung mit einem breiten Grinsen.

Schließlich entschieden Yoongi und Seokjin sich dazu, etwas zu kochen. Fast wie früher. Nur, dass es eben einfach anders war. Die Küche war Yoongi fremd und er fühlte sich nirgendwo so heimisch, wie mit seinen Freunden zusammen in ihrem alten Wohnheim.

"Wie in alten Zeiten", sagte Seokjin nun und begann, etwas Gemüse klein zu schneiden.

Yoongi nickte nur. Es war seltsam, wie das Gefühl der Nostalgie und die Einsamkeit sich in seinem Herzen mischten. Die Routine des Kochens mit Seokjin erinnerte ihn an die vergangenen Jahre, als sie als Band zusammenlebten. Aber der Fakt, dass sie nicht mehr zusammenlebten, machte deutlich, dass diese Zeiten vorbei waren.

2025 | ᵐᶤᶰ ʸᵒᵒᶰᵍᶤ ✓Where stories live. Discover now