Kapitel 9

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Ein schwaches Licht drang durch die halb geöffneten Vorhänge und erhellte den Raum, als Yoongi langsam die Augen öffnete. Sein Kopf pochte dumpf und sein Körper fühlte sich schwer und fremd an. Er versuchte sich zu bewegen, aber ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Kopf und zwang ihn zurück ins Kissen.

Als sich seine Sinne klärten, wurde ihm bewusst, dass er nicht in seinem eigenen Bett lag. Der Geruch nach Desinfektionsmittel und Krankenhaus füllte seine Nase, und das leise Summen von medizinischen Geräten drang an seine Ohren. Panik stieg in ihm auf, als die Erinnerungen an die Diagnose und die Operation zurückkehrten.

Langsam hob Yoongi seine Hand und berührte vorsichtig den Verband um seinen Kopf. Ein fernes Summen in seinem Ohr wurde lauter, und er spürte die Tränen in seinen Augen brennen. Doch er zwang sich, ruhig zu bleiben und seine Gedanken zu sammeln.

Plötzlich öffnete sich die Tür und eine Krankenschwester trat ein, gefolgt von einem Arzt in einem weißen Kittel. Sie lächelten freundlich, aber Yoongi konnte die Ernsthaftigkeit in ihren Augen nicht übersehen.

"Guten Morgen, Herr Min", begrüßte der Arzt ihn sanft. "Wie fühlen Sie sich?"

Yoongi schluckte schwer und versuchte, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. "Schmerz... Kopfschmerzen", brachte er mühsam hervor.

Der Arzt nickte verständnisvoll. "Das ist normal nach der Operation. Wir haben die Tumormasse entfernt, aber ich möchte ehrlich mit Ihnen sein, Herr Min. Sie haben einen bösartigen Hirntumor, ein Glioblastom. Die Operation war nur teilweise erfolgreich, um die Symptome zu lindern und die Tumormasse zu verringern."

Yoongi erstarrte bei den Worten des Arztes, die wie ein Todesurteil in seinen Ohren klangen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und er spürte die Tränen in seinen Augen brennen.

Der Arzt fuhr fort, seine Stimme leise und mitfühlend. "Es tut mir leid, Herr Min, aber Ihr Zustand ist nicht heilbar. Wir können Ihnen Behandlungsoptionen anbieten, um Ihre Lebensqualität zu verbessern und Ihre Symptome zu kontrollieren."

Yoongi nickte nur und schloss dann seine Augen. Er wollte nur noch schlafen und endlich allein sein. Und schon gar nicht wollte er den Arzt, der ihm immer nur schlechte Nachrichten brachten, an seiner Seite haben. "Seokjin-Hyung", murmelte er leise, denn das war der einzige Mensch, den er jetzt bei sich haben wollte. Die Krankenschwester verschwand schnell aus dem Zimmer und holte Seokjin aus dem Wartezimmer, während der Arzt sich auf den Stuhl neben Yoongis Bett setzte.

Als er den Raum betrat, fiel sein Blick sofort auf Yoongi, der mit geschlossenen Augen dalag, sein Gesicht von einem Ausdruck der Erschöpfung gezeichnet.

"Herr Kim, bitte setzen Sie sich", sagte der Arzt ruhig und wies auf den Stuhl gegenüber von ihm. Seokjin nahm Platz, ein Gefühl von Beklemmung breitete sich in seiner Brust aus, als er sich auf das Schlimmste vorbereitete.

Der Arzt fuhr fort, seine Stimme sanft, aber dennoch deutlich. "Ich fürchte, ich muss Ihnen mitteilen, dass Herr Mins Zustand ernster ist als erwartet. Die Operation war erfolgreich darin, die Tumormasse zu verringern, aber wir konnten den Tumor nicht vollständig entfernen. Die letzten Teile liegen zu nah a den wichtigen Geweben, weshalb wir sie nur durch Strahlen- und Chemotherapien entfernen können."

Seokjins Herz schlug schneller, als er die Worte des Arztes hörte. Er wusste, dass dies keine guten Nachrichten sein würden. "Was bedeutet das genau?", fragte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Der Arzt seufzte und strich sich über die Stirn, bevor er antwortete. "Er hat einen bösartigen Hirntumor, ein Glioblastom. Es ist eine aggressive Form von Krebs, die schwer zu behandeln ist. Wir können ihn nicht heilen, sondern nur versuchen, seine Lebensqualität zu verbessern."

Seokjin schluckte schwer, als er die Schwere der Diagnose erfasste. Eine Welle der Verzweiflung überkam ihn und er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. "Was können wir tun?", fragte er schließlich, seine Stimme brüchig vor Emotionen.

Der Arzt senkte den Blick für einen Moment, bevor er antwortete. "Wir können verschiedene Behandlungen wie Chemotherapie und Strahlentherapie anbieten, um das Tumorwachstum zu verlangsamen und die Symptome zu lindern. Aber ich muss ehrlich sein, die Prognose ist nicht gut. Die Lebenserwartung bei einem Glioblastom ist in der Regel nicht sehr lang."

Seokjin schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, seine Hände zitterten leicht. Er konnte nicht glauben, dass sein Freund mit solch einer schrecklichen Krankheit konfrontiert war. All die Hoffnung, die er bisher gehabt hatte, schien in diesem Moment zerschlagen zu sein.

"Können Sie uns kurz alleine lassen?", fragte er mit einem Blick auf Yoongi. Er hörte, wie ein Stuhl nach hinten geschoben wurde und kurz darauf schloss sich eine Tür.

Dann konnte Seokjin seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Er klammerte sich an Yoongis Oberkörper und ließ seinen Tränen freien Lauf. Yoongi würde sterben. Und er wusste nicht, wann, aber er konnte nichts dagegen tun.

"Yoongi", flüsterte er und strich über die Wange seines Freundes. Yoongi spürte Seokjins zitternde Berührung auf seiner Wange und öffnete langsam die Augen. Sein Blick war trüb und voller Erschöpfung, als er seinen Freund ansah, der vor ihm weinte.

"Hyung...", murmelte Yoongi leise, seine Stimme brüchig vor Emotionen. Er hob mühsam seine Hand und legte sie auf Seokjins, der sie fest umklammerte. Es fühlte sich an, als ob seine ganze Welt zusammenbrach, als er den Schmerz und die Verzweiflung in Seokjins Augen sah.

"Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll...", schluchzte Seokjin, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Warum... warum ausgerechnet du, Yoongi?"

Yoongi presste die Lippen zusammen, unfähig, eine angemessene Antwort zu finden. Stattdessen drückte er Seokjins Hand sanft und versuchte, ihm Trost zu spenden, obwohl er selbst von Ängsten und Unsicherheit überwältigt war.

"Ich will nach Hause, Hyung", flüsterte Yoongi.

"Morgen darfst du auch nach Hause. Aber zuerst müssen wir noch mit dem Arzt über die Therapien reden, okay?", fragte Seokjin ihn sanft und sah Yoongi durch vor Tränen glitzernden Augen an.

"Okay, Hyung", erwiderte Yoongi leise.

Ein schwaches Lächeln glitt über Seokjins Gesicht, als er Yoongis Hand festhielt und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn drückte. "Alles wird gut, Yoongi. Wir schaffen das zusammen", versprach er ihm, obwohl beide wussten, dass nichts gut war und auch nie gut werden würde.

2025 | ᵐᶤᶰ ʸᵒᵒᶰᵍᶤ ✓Where stories live. Discover now