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Nova half mir, mich für ein Kleid zu entscheiden – wenn man es denn so nennen konnte. Automatisch griff ich immer nach den Teilen, die nach möglichst viel Stoff aussahen, stellte aber jedes Mal fest, dass sie mir entweder zu groß waren oder die relevanten Stellen nicht bedeckten. Diese Kleidungsstücke waren dermaßen obszön, dass ich mich komplett nackt vermutlich weniger bloßgestellt gefühlt hätte, doch Nova bestand darauf, dass ich etwas anziehen musste.

Mit ihrer fachmännischen Beratung entschied ich mich schließlich für ein weißes Kleid mit dünnen Trägern, das aus einem so feinen Stoff bestand, dass es fast durchsichtig war, dafür aber lang genug, dass es meine Vulva und meinen Hintern halbwegs bedeckte. Der untere Saum war mit einem feinen, dünnen Pelzbesatz verziert. Unterwäsche gab es dazu nicht.

„Du siehst aus wie ein Schneefuchs", sagte Nova und setzte mir zum Abschluss ein paar flauschiger weißer Fuchsohren auf den Kopf. Ich lachte.

Mein Haar trug ich offen und im Gegensatz zu vielen der anderen Frauen hatte ich darauf verzichtet, mich zu schminken. Ein Problem bereiteten mir die Schuhe: Sie alle hatten mörderisch hohe Absätze und ich war es nicht gewohnt, in ihnen zu gehen. Barfuß zu sein war jedoch laut Nova keine Option, und so zwang ich mich schließlich in das Paar, das mir am wenigsten gefährlich erschien. Ich hatte noch kurz Zeit zu üben, doch es reichte bei Weitem nicht und ich fühlte mich reichlich wackelig auf den Beinen.

Um kurz vor acht linsten wir hinter dem Vorhang hervor. Der Saal hatte sich bereits gut gefüllt. Dutzende männliche Seraphim saßen an den Tischen oder standen an der Bar, unterhielten sich, tranken Wein und lachten. Sinnliche Musik tönte aus Lautsprechern und füllte den Raum. Cassiel konnte ich nirgends entdecken. Ich wusste nicht, ob ich darüber enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Einerseits wollte ich ihn unbedingt wiedersehen, andererseits steigerte der Gedanke an ihn meine Nervosität ins Unermessliche.

„So, nun geht es gleich los", sagte Nova an die anderen gewandt. „Daria, du bist die Erste. Ihr anderen kommt mit mir, stürzen wir uns ins Getümmel!"

Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich Nova auf wackeligen Beinen folgte. Wir hatten besprochen, dass ich mich zunächst an sie halten sollte, bis sie mir alles gezeigt hätte, und in diesem Augenblick war ich unglaublich dankbar dafür.

Ich folgte ihr die Treppe an der Seite der Bühne hinab, durch die Tür, und dann befanden wir uns schließlich im Saal.

Augenblicklich flogen dutzende Köpfe zu uns herum. Aller Augen waren auf uns gerichtet und die Blicke ließen keinen Zweifel daran, was die Männer dachten. Die anderen Frauen strömten sofort in alle Richtungen aus, als wäre es ein gut einstudierter Tanz, und ich folgte Nova zur Bar. Lüsterne Blicke begleiteten uns und ich senkte die Lider. Mein Puls raste, auch wenn Nova mich bereits darauf vorbereitet hatte.

"Hey, Süße, Du bist neu, oder?", rief jemand.

Ich war vor Aufregung wie gelähmt, konnte nicht reagieren.

"Du musst antworten, wenn sie mit dir reden", wisperte Nova. "Denk an den Vertrag!"

Es stimmte, so waren die Regeln. Also zwang ich meinen Blick nach oben und sah dem Seraph, der gesprochen hatte, ins Gesicht. Er war gutaussehend wie sie alle, blond, groß und muskulös, mit breiten Kiefern und makellosem Gesicht.

"Oh, seht sie euch an", sagte er zu seinen Freunden. "So süß. So unschuldig sieht sie aus." Er erhob sich von seinem Platz und trat auf mich zu. Angst wollte mich übermannen, doch ich erinnerte mich daran, dass sie uns nicht anfassen durften. Ich hatte nichts zu befürchten.

"Na komm schon, zeig uns deine Pussy", forderte er mich auf. Seine Unverfrorenheit schockierte mich zutiefst. Natürlich wusste ich, dass ich zu ihrer Belustigung hier war, aber nie in meinem ganzen Leben hatte jemand so respektlos mit mir gesprochen, nicht einmal Eldrid. Seine Freunde johlten. Das Blut rauschte mir in den Ohren. Hilflos warf ich einen Blick zu Nova. Die sah ein wenig unglücklich drein, nickte jedoch ermutigend. Natürlich, wir mussten tun, was die Seraphim uns sagten. In diesem Augenblick begriff ich, dass die Klausel, nicht berührt werden zu dürfen, mich keinesfalls vor Demütigungen schützen würde.

Above the Winter Skies [Dark Romantasy]Where stories live. Discover now