Kapitel 15:

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Legolas und ich verabschieden uns von Bard und seinen Kindern. Wir gehen durch die Menschen hindurch, die uns seltsam betrachten, wir aber nichts dabei denken und mit jeder Sekunde unsere Schritte verschnelleren. Legolas will aus irgendeinem Grund weg, deswegen will ich ihn zur Rede stellen.

„Du hast dort draußen etwas gesehen."

„Der Ork, den ich in der Seestadt verfolgt habe, ich weiß wer er ist."

Wir gehen neben Tannenbäume hindurch, Legolas sieht mich jede drei Sekunde in die Augen und ich spüre Angst in seinem Blick.

„Bolg, ein Spross von Arzog dem Schänder. Eine Wargmeute hat im Rande Esgaroth auf ihn gewartet. Sie sind in den Norden geflohen."

Währenddem er spricht, starre ich ihn genau an, wie er seine Gesichtszüge immer und immer wieder verändert.

„Diese Orks waren anders. Sie trugen ein Zeichen, das ich lange nicht gesehen habe. Das Zeichen Gundabads."

„Gundabad?", wiederhole ich dieses Wort mit völliger Angst und Erschrockenheit.

„Eine Orkfestung im Norden des Nebelgebirges."

Ich dachte, diese Festung sei seit langem verlassen, aber da habe ich mich wohl getäuscht. In den letzten Jahren wurde man oft von Mittelerde enttäuscht. Die vielen Spinnen, die sich in Dol Guldur vermehren und jetzt auch noch Gundabad. Was kommt als nächstes?

In diesem Moment erblicke ich einen unbekannten Elb, ein Wache, der auf einem hellbraunen Pferd angeritten kommt. Ich bleibe stehen und Legolas erblickt ihn erst wenige Sekunden später, bleibt dann auch stehen und starrt den Elb an. Er hat hellbraune, etwas kürzere Haare, ein makelloses Gesicht und ist nicht gerade erfreut uns zu sehen.

„Mein Herr Legolas..." Legolas stellt sich vor mir. „Ich bringe Worte von eurem Vater. Sie sollen sofort zurück zu ihm."

Die Menschen der Seestadt schauen uns an. Die elbische Sprache verstehen sie nicht und wenn man etwas nicht versteht, bekommt man oft Angst davor. Ohne Worte schaut Legolas kurz zu mir zurück. Er macht eine kleine Geste mit seinem Gesicht um mir zu sagen, dass ich ihm folgen soll.

„Komm, Talia."

„Mein Herr...", murmelt der Elb sofort. „Talia wurde verbannt."

„Verbannt?", fragt Legolas stirnrunzelt nach, aber er hat schon verstanden, dass ich nicht mehr zurückkann.

Ja, ich wurde verbannt. Ja, ich wusste, dass es nicht lange dauert, bis Thranduil genug von mir hat und nein, dies kann nur wieder von Befehl des Königs rückgängig gemacht werden, was so gut wie nie passieren wird. Nachdem ich weggelaufen bin – aus Wut natürlich – und Legolas damit hineingezogen habe, war dies doch voraussichtlich, dass es so kommen muss. Vielleicht denkt Legolas dies auch, dass Thranduil eine Strafe für mich bereithält, er sagte es mir ja, als wir auf den Dächern der Seestadt waren, wenige Stunden bevor der Drache angriff. Aber er hat vielleicht Hoffnung, dass er seinen Vater davon überzeugen kann, dass er falsch liegt.

„Dann sage meinem Vater wo kein Platz für Talia ist, ist auch kein Platz für mich."

Ich gehe sofort dazwischen, denn dies kann ich nicht zulassen. Legolas gehört zu seinem Vater, zu seinem Volk, nicht zu mir. Was soll ich schon groß ausrichten? Thranduil wird wütender auf mich sein, wenn er diese Neuigkeit von Legolas hört. Er kennt seinen Sohn gut, dass er weiß, dass diese Worte aus seinem Mund kommen würden und ich ihn nicht dazu gezwungen habe, hier zu bleiben. Aber der Gedanke fiel mir ebenfalls auf Thranduil, der stinkwütend auf mich sein muss und Luthien ihn bestimmt angefleht hat, mich nicht zu verbannen und beide vielleicht einen schrecklichen Streit nur wegen mir hatten. Nur bei dem Gedanken macht sich Schmerz in meiner Brust breit, denn ich weiß, wie Luthien um ihren König steht. Nahe und gerade zu unzertrennlich.

Ich stelle mich neben Legolas und flüstere zu ihm. „Legolas, es ist deines Königs Befehl."

Er dreht sich zu mir um und schaut mich an, wie er es selten tut. Er will bei mir bleiben. Wir kennen uns schon so lange, dass es sehr schwer ist, mich und Legolas zu trennen. Unzertrennlich.

„Ja, er ist mein König..." Er nimmt Luft, als bekäme er kein weiteres Wort mehr heraus. „aber er befehlt nicht um mein Herz."

Er hält seinen Blick, währenddem er diese Worte sagt. Seine blauen Augen suchen meine grünen und niemand kann diese Verbindung trennen. Ich habe kaum Zeit, ihm zu wiedersprechen oder normal zu antworten, da wechselt er das Thema.

„Ich reite nach Norden, kommst du mit mir?"

Er geht schon voran und nimmt ein Pferd, das der Elb mitgenommen hat. Das Pferd sollte mit uns dem Wachen eigentlich wieder zurück zu Thranduil folgen, aber da Legolas mich hier bei den Menschen der Seestadt nicht allein lassen will, kann ich ja nicht anders.

„Wohin?", frage ich.

„Nach Gundabad."

Er steigt auf sein weißes Pferd und ich sehe es mir kurz an. Es ist Legolas Pferd Arod, weiß wie Edelsteine, blaue helle Augen. Es hat mit den Farben Ähnlichkeit mit Legolas, nur, dass Legolas ein Elb ist und kein Tier. Legolas weiß, dass ich Pferde hasse und am liebsten zu Fuß gehen würde, aber er schnappt sich meine Hand und reißt mich hinter ihn auf sein Pferd. Es würde Wochen zu Fuß dauern, bis wir dort ankommen würden. Ich halte mich an Legolas fest und so reiten wir zwischen den Menschen – die uns Platz machen – in den Norden zu der Festung.

Talia: Die Schlacht der fünf HeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt