Kapitel 23:

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Ich wische mir die Tränen aus den Augen und verlasse den Berg, wo ich mich von Gandalf und Bilbo verabschiede und in Richtung Thal gehe, wo ich auf die Überlebenden stoße.

„Talia!", höre ich Tilda nach mir rufen. „Talia!"

Sie rennt auf mich zu und umarmt mich fest. Sigrid folgt ihr, so wie Bain, die mich alle hintereinander umarmen.

„Wir sind froh euch sich heil aufzusehen.", sagt Bain.

Mein Blick führt über seinen Kopf hinweg zu Bard, den Vater der drei Kinder. Er kommt auf mich zu und mustert mich, bis er mich fest umarmt.

„Ich möchte euch meinen Dank aussprechen, für den Schutz meiner Kinder."

Ich nicke und lächele ihn an, bis Luthien sich zu uns gesellt und mich umarmt, bis sie zu Bard schaut und sie ihren Augen bei Bards Anblick verkleinert.

„Entschuldige... ihr habt bloß eine große Ähnlichkeit mit dem letzten König von Thal, das ist alles.", sagt sie.

„Ihr kanntet ihn?", fragt Sigrid.

„Nein, aber ich habe ihn damals vor dem Drachenangriff gesehen."

Bard lächelt. „Er ist mein Vorfahre."

***

Nachdem die Verletzten verarztet wurden und alle versuchen sich von der Schlacht zu erholen, verlasse ich gemeinsam mit Luthien Thal, nachdem ich mich von Bard und seinen Kindern verabschiedet habe.

In mir ist immer noch ein riesen großer Schmerz, denn gerade die, die Könige werden sollten, sind gestorben. Die Elbenheere wandern gemeinsam mit ihrem König Thranduil zurück ins Waldreich. Luthien wollte mich noch abholen, damit ich den weiten Weg nicht alleine gehen muss, doch irgendwie will ich nicht wieder zurück. Außerdem weiß ich nicht, ob meine Verbannung aufgehoben wurde. Seit ich das Gespräch zwischen Thranduil und Legolas gehört habe, verspüre ich ein solches Gefühl, dass ich Legolas folgen soll. Er ist dem, dem ich folgen will.

„Luthien..."

„Ich weiß."

Sie deutet nach vorne zum Weg, wo ich Legolas auf Arod erblicke. Er hält den Rücken zu mir gedreht, wobei er über den Horizont starrt, der die Sonne bald erreichen wird.

„Wir sehen uns, Luthien."

„Das hoffe ich." Sie umarmt mich. „Ich liebe dich, Talia."

„Ich dich auch."

Langsam nehme ich kleine Schritte, die mich zu Legolas führen. Als ich wenige Meter hinter ihm stehen bleibe, ist es für eine längere Zeit still zwischen uns.

„Kann ich mitkommen?", frage ich.

Legolas dreht seinen Kopf zur Seite und bleibt immer noch still. Er starrt genau zum einsamen Berg, wo die Lichter innen immer heller werden, weil es hier draußen immer dunkler wird.

„Überflüssige Frage.", murmelt er und schmunzelt breit.

Er dreht seinen Kopf zu mir und ich lächele. Als er seine Hand zu mir hält, damit ich auf Arod steigen kann, runzele ich die Stirn bei dem Anblick dieses Pferdes.

„Er wird dir nichts tun.", schmunzelt Legolas.

„Wer sagt, dass ich Angst vor ihm habe?"

Und dann lachen wir. Es ist das erste Mal nach hundert Jahren, dass wir das letzte Mal so zusammen gelacht haben. Ich glaube, in unserer Jugend, als wir noch neugierig auf die Welt dort draußen und immer in Ärger verwickelt waren, lachten wir das letzte Mal zusammen. Und Legolas lacht nie, deswegen weiß ich, dass ich einer der wenigen Lebewesen bin, die das zu Augen und hören bekommt. Ich nehme seine Hand in meine und setze mich hinter Legolas. Ich halte mich wieder an ihm fest und wir reiten schlussendlich ganz aus Thal hinaus in den Wald, wo wir einst gekommen sind, um die Zwerge zu beschützen. Und ich bleibe für immer bei Legolas, auch wenn ich langsam aber sicher andere Gefühle für ihn binde. Denn dies wird niemals passieren, das weiß ich. Und wir reiten in den Norden hinein, wo wir einen jungen Mann kennenlernen, der uns noch ein größeres Abenteuer beschert, auf das wir niemals vorbereitet waren. Aber ich glaube, dass Legolas und ich noch nie auf ein Abenteuer vorbereitet waren.

Die Abenteuer kommen eher unerwartet zu uns.

Talia: Die Schlacht der fünf HeereDonde viven las historias. Descúbrelo ahora