Kapitel 19

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"Du wirst immer besser!", lobt mich Rosa, als ich mit viel Mühe auch den letzten Strich meines Namens auf den kleinen Notizblock zu ende gezogen habe. So schlecht sieht es wirklich gar nicht aus, wenn man es mit meinen ersten Versuchen vergleicht. Birdie... Ich bin beeindruckt, wie schön mein Name auf Papier geschrieben aussieht. "Und das kannst du bald mit allen Wörtern, das verspreche ich dir!" Ich kann nicht anders, als Rosa ein breites Grinsen zu schenken.

"Das bedeutet mir wirklich viel, dass du mir hiermit hilfst."

  Als wir das Klingeln des Fahrstuhls hören, bemüht sich Rosa, den Kugelschreiber und die vollgekritzelten Papiere so schnell wie möglich zu entsorgen. Ich stehe von meinem Platz auf und eile in das Gästezimmer. Dort schlüpfe ich aus meinem Bademantel und nehme den grauen Handtuch-Turban von meinem Kopf. Meine schulterlangen, immer noch nassen Haare kleben an meiner Haut, als ich es abermals versuche, mir einen BH anzuziehen. Nachdem ich es endlich geschafft habe, ziehe ich mir eines der Shirts über und die enge, schwarze Hose, die ich von Rosa bekommen hatte und mir etwas zu groß ist.

Nun fehlen mir nur noch ein paar Schuhe. Meine alten, blauen Stoffschuhe von Primark kann ich nicht finden, also stöbere ich gezwungener Maßen in den Kleiderschränken des Gästezimmers nach Strümpfen und zumindest ein paar Hausschuhe oder etwas dergleichen. Hinter einer der großen Türen finde ich eine Box auf der ein Zettel mit meinem Namen klebt. Rosa muss sie für mich gekauft haben. Mein Name in wunderschön geschwungenen Kurven, und ich kann ihn tatsächlich lesen!

Vorsichtig nehme ich die Box aus dem Schrank und setze mich auf das Bett. Als ich den Deckel hebe, höre ich das Knistern der Papiere, die die Schuhe einhüllen. Sobald auch diese entfernt sind, schauen mich glänzende, braune Ballerinas mit einer kleinen weißen Schleifen an den Spitzen an. Der Geruch von neuen Schuhen, ist etwas ganz neues für mich. Es gleich auch nicht dem Geruch von den Geschäften, in denen ich zuvor schon mal gewesen bin. Der Geruch ist deutlich angenehmer und die Verarbeitung der Schuhe sauberer, als die meiner blauen Stoffschuhe.

Ich finde weiße Socken in einer der Schubladen und ziehe diese an, bevor ich in die braunen Ballerinas schlüpfe. Sie passen sich auf den Millimeter genau meinen Füßen an. Dann trete ich vor den langen Spiegel in der hintersten Ecke des Raumes und betrachte zum ersten Mal mit einem Ansatz eines Lächelns mein Spiegelbild. Im Hintergrund höre ich Hamiltons tiefe Stimme durch den Flur hallen. Mein Zeichen, das Gästezimmer zu verlassen und mir die Haare im Badezimmer trocknen zu gehen.

Doch sobald ich die Tür wieder hinter mir geschlossen habe, dreht sich zuerst Rosa, dann Hamilton zu mir um, obwohl es so schien, dass sie in ein tiefes Gespräch verwickelt wären.

"Wow. Das sind aber schicke Schuhe, Birdie!", schwärmt Rosa und ihre Reaktion verwirrt mich. Wenn sie die Ballerinas noch nie zuvor gesehen hat, dann bleibt nur noch eine Person übrig, die sie mir gekauft haben muss.

"Ihnen ist bewusst, dass man in diesen Schuhen keine Socken trägt, oder?", brummt Hamilton, der sich nur im Handtuch bekleidet und mit zerzausten Haaren nun von dem Stuhl erhebt, auf dem ich vorhin noch gebüffelt hatte. An der Haut seiner Arme perlen kleine Wassertropfen herunter. Jeder, der nun in das Appartement stürmen würde und nicht wüsste, was wirklich Sache ist, könnte denken, dass wir beide gerade zusammen unter der Dusche standen. Ich schüttel meinen Kopf bei dem Gedanken von dem Anzugträger und mir unter einem heißen Wasserstrahl. "Und Handtücher gehören auch nicht auf Spiegel.", fährt er mit ernster Miene fort. Mist! Ich habe vergessen, das Handtuch vom Spiegel zu nehmen!

"Ich werde mich darum kümmern." Doch als Rosa nur einen Schritt von uns machen will, hebt Hamilton seine Hand und hält sie bewusst auf.

"Nein.", sagt er deutlich und fasst sich nun an den nassen Hinterkopf. "Nehmen Sie sich für den Rest des Tages frei." Wow. "Und Sie kommen bitte mit mir mit." Ich nicke und folge Hamilton, während Rosa im Flur zum Fahrstuhl verschwindet, um sich umzuziehen und das Appartement zu verlassen. Ich hoffe, sie wird ihre freie Zeit genießen...

Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt