Kapitel 30

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  Als ich meine Augen öffne, liege ich in Damiens Armen auf der Couch. Die getrockneten Tränen werden für immer in meiner Erinnerung gefangen sein. Das wunderschöne Gesicht ist nach wie vor schmutzig, also beschließe ich, in die Küche zu gehen, um einen Lappen zu holen und es von seiner Vergangenheit zu befreien. 

  Ich will von der Couch aufstehen, aber dann bemerke ich das beinahe leere Blatt Papier und den Kugelschreiber, die auf dem Glastisch liegen. Ich habe völlig vergessen, das Alphabet zu beenden. Ich bleibe also sitzen und greife nach dem Kugelschreiber. Denk nach, Birdie. Welcher Buchstabe kommt nach "P" !?  Aber egal, wie sehr ich mich anstrengen mag, ich komme zu keinem Ergebnis. Frustriert und enttäuscht von meinen mangelnden Fähigkeiten mache ich mich dann doch auf den Weg in die Küche. 

 "Lappen, wo finde ich einen Lappen...", murmle ich vor mir her, während ich nach einem suche. Unter der Spüle werde ich schließlich fündig. 

  Nachdem ich den Stoff in Wasser und Seife getränkt habe, gehe ich zurück zur Couch. Vorsichtig setze ich mich zu Damien und tupfe mit dem Lappen den Schmutz von seinem Kinn, der Stirn und Nase. Sobald ich damit fertig bin, gebe ich dem Alphabet eine zweite Chance, aber ich kann mir vorstellen, dass die Verwirrung in meinem Gesicht für jeden sichtbar ist, als ich das Alphabet von A bis Z auf dem Papier geschrieben sehe.

"Also ich könnte eher eine Dusche vertragen." Ich drehe mich zu Damien, der mit einem leichten Grinsen auf den Lippen zu mir aufschaut. Seine Augen funkeln. 

"Nein. Danke.", antworte ich. Aber es ist eine Lüge. Ich könnte auch eine frische Dusche gebrauchen, aber nicht mit ihm. Nicht zusammen. Meiner Meinung nach ist eine Dusche zu klein für zwei Menschen.

"Oder ein Bad?", führt Damien sein Angebot fort, aber ich schüttle augenblicklich mit dem Kopf. "Ich habe ein zweites Bad, in dem du duschen kannst, wenn du willst. Mach' dir keine Sorgen, ich werde dich zu nichts zwingen." 

"Ist das etwa ein indirekter Hinweis, dass ich stinke?" Mit diesem Satz bekomme ich ein Lachen aus Damiens Mund. Das erste Lachen, das vom Herzen kommt. Das erste, wahre Lächeln, das ich je von einem Anzugträger gehört und gesehen habe. 

"Nein.", sagt er und setzt sich auf, sodass er wieder auf mich herab schaut. "Das würde ich niemals sagen." Aber seltsamerweise genieße ich seinen musternden Blick. "Wir könnten genau so, den ganzen Tage lang liegen. Es würde mich nicht ein Bisschen stören." Eine Gänsehaut breitet sich von meinem Hinterkopf bis zu meinen Zehenspitzen aus und ich beiße meine Zähne von der angenehmen Erschütterung zusammen. 

"Wo finde ich denn das zweite Badezimmer?", frage ich und stelle mich auf meine wackeligen, unsicheren Beine. 

"Ich habe mein eigenes Badezimmer." Damien steht von der Couch auf und sieht mir in die Augen. Und wieder genieße ich seinen Blick, der mich zu studieren scheint. "Aber die Dusche funktioniert nicht mehr und der Klempner kommt erst in zwei Tagen." Ich erinnere mich an seinen Körper, der nur in ein kleines Handtuch gewickelt war. Ich erinnere mich daran, wie er mich im Spiegel betrachtete -- mir einreden wollte, dass ich wunderschön wäre. Aber spätestens jetzt bin ich mir sicher, dass kein Wesen der Welt so wunderschön sein kann, wie Damien. Nichts und niemand könnte es mit ihm aufnehmen. Und selbst wenn sich dies jemand trauen würde, dann würde dieser jemand haushoch gegen ihn verlieren. "Also entweder teilen wir uns ein Badezimmer, oder du zwingst mich dazu, ein heißes Bad in der Badewanne zu nehmen." Oh ja, auf ein Bad hätte ich auch Lust... Und in diesem Moment bin ich mehr als nur dankbar dafür, dass Damien zwei Badezimmer besitzt, obwohl ich ja eigentlich gegen das Überflüssige bin, da er ein zweites Bad ja nicht unbedingt braucht. 

"Ich kann auch warten und nach dir ins Bad.", schlage ich vor. 

"Ist es immer noch dasselbe Problem?", fragt er mich daraufhin und macht kleine Anspielungen auf unsere letzte Bad-Begegnung. 

"Nein...Ich-" Wenn ich genau überlege, ist genau das mein Problem. Einerseits schäme ich mich immer noch für meinen Körper ohne jegliche kurvige Proportionen, anderseits schäme ich mich dafür, dass er weiß, dass ich mich dafür schäme. Aber ich kann mich auch nicht dazu überwinden, einzuwilligen, mir ein Badezimmer mit ihm zu teilen. 

"Ich hätte nichts dagegen, es zu versuchen. Du kannst mir vertrauen, sobald du dich auf irgendeine Art unwohl fühlst, bin ich weg." Er lehnt sich zu mir runter und küsst meine Stirn. Sein Blick ist ernst, als könnte sich meine Angst an ihm festhalten. Als gäbe er mir Halt. "Aber du musst nicht. Auf gar keinen Fall." Er lächelt mir einem Mundwinkel. 

"Du hast das Alphabet beendet, nicht wahr?", frage ich. 

"So wahr, wie die Gesichtsreinigung, die ich von dir erhalten habe." Diesmal bringt er mich zum Lachen. Schmunzelnd richte ich meinen Blick auf den Boden, bis sein Zeigefinger mein Kinn hebt. "Wir ergänzen uns ziemlich gut, würde ich sagen." Ich gebe ihm recht -- das tun wir in der Tat. 

"Ok.", sage ich und werde rot. 

"Ok?" Seine Augenbrauen klettern zum Haaransatz.

"Lass es uns versuchen.", antworte ich auf sein Angebot. 

Und in diesem Moment ist mir klar, dass ich weitaus mehr in ihm sehe, als einen Anzugträger. Denn der Anzugträger hat einen Namen. Er besitzt außerdem ein Herz -- und eine Geschichte, die es geformt hat. Er ist wie ich -- nur anders.



Folgt mir gerne auf Instagram (AuthorNikolinaDrum)! Dort poste ich täglich über meine Geschichten und meinen Schreibprozess. Natürlich fehlt dabei kein Beitrag und keine Neuigkeiten von/über Million Dollars Between Us. Zudem poste ich Edits von Birdie und Damien (Falls ihr welche habt oder gerne einen Edit für mich machen wollt, könnt ihr mir sie per DM über Instagram schicken oder mich auf dem Bild markieren) Diese würde ich dann natürlich auch posten!

Vielen Dank für all euren Support :) x -- Nikolina








Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt