Kapitel 6 - Heiße Flammen

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Der Winter nahte und das Schloss, mit sämtlichen Gefolge und Bedienstete, bereitete sich langsam darauf vor. Holz wurde aus den Wäldern geholt, Tierfell von den Nutztieren gehäutet und zum Gerber gebracht. Nie stand das Innere der Festung still. Es sollten harte Wintermonate werden, gnadenlosere. Alte prophezeiten den Untergang dieser Welt und verängstigten den König. Arrow hatte Angst zu sterben, ohne einen männlichen Erben in die Welt zu setzen.  Was würde nur ohne seinen Thronerben geschehen? Ihn grauste es darüber nachzudenken. Die Blutlinie durfte niemals unterbrochen werden! Nachher reichte man die Krone an einen niederen Mann, welcher in der Nahrungskette an letzter Stelle stand. Der Gedanke versetzte Arrow kleine Messerstiche mitten ins Herz. Sein Schloss unter Führung eines Bastards? Um Himmels Willen, nein!
Abermals schlichen sich Gedanken an die Zukunft in seinen Kopf ein, die er schmerzlich versuchte zu unterdrücken. In keiner Dynastie hatte sich jemals ein Unwürdiger geschlichen. Und so lange Arrow lebte, gab es solch Vorkommnis nicht. Der König blieb das ranghöchste Tier innerhalb der Lebewesen. Starb er, folgte der Zögling seiner Lenden. Jahrtausende Wechsel zeigten keine Veränderung in der Thronfolge auf. Dies war auch Arrows Wunsch. Natürlich blieb des Königs Herz eingefroren und ließ keinerlei Liebesbeziehungen zu. Er wäre angreifbar und schutzlos, wie ein junges Reh ohne Mutter. Frauen waren höchstens Gegenstände der Lust, ständig rief er sich dies in Gedanken zurück, brauchbar für das Bett und zum gebären eines männlichen Nachkommens nützlich. Ansonsten verspürte er keinen Funken Liebe.
Seufzend lehnte er seinen pulsierenden Kopf gegen die feuchte Scheibe des Fensters. Draußen hüllte noch immer die Kälte und der frische Morgen, die Wälder und den Himmel ein. Ab und an vernahm man leichte Fackellichter, welche in der Ferne verschwanden. Wahrscheinlich gewöhnliche Waldarbeiter und dessen schwere Rösser. Die Burg verschlang eine Menge Holz, da jeder Raum geheizt wurde. In dieser Hinsicht kannte der skrupellose König Mitleid und veranlasste für jeden einen warmen Raum sowie heiße Speisen. Sei es Suppe oder Brei, es sättigte für den Moment.
Kaum drehte sich der geschwächte König vom Fenster weg, verlor er die Kontrolle über seinen Körper und stürzte gen Boden. Erst später fanden Diener ihren Meister regungslos vor und verfrachteten ihn ins Bett.
Arrows Gesicht hatte über die Zeit deutlich gelitten, war eingefallen und fahl. Grippeschübe suchten ihn neuerdings häufiger heim und fesselten den König ans Bett. Fieberkrämpfe nagten an sein Gewissen und ließen ihn phantasieren. Oft sah er seinen Vater am Bett stehen, direkt gefolgt von seiner weinenden Mutter. Sie wiederholten sich in jeder Nacht drei Mal und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Hinterher blieb ein verwirrter Junge zurück, der keine Antwort darauf fand, was sie bedeuteten. 'Gehirngespinste versuchen mich ins Grab zu schicken.', faselte er ständig. Faith sorgte sich sehr um ihren verhassten Lord. Rund um die Uhr saß sie an seinem Bett, tupfte die Schweiß gebadete Stirn und versorgte ihn stets mit Flüssigkeit. Trotz ihrer angeekelten Empfindung und dem Hass gegenüber seiner Majestät, gewann die Fürsorge und Loyalität zu ihm. Seine Spielchen stießen in ihrer Nähe auf Ablehnung. Faith verstand seine Triebe im Bezug seiner verflossenen Frauen nicht. In jedem Menschen schlummerte immerhin die Fähigkeit Emphatisch auf einen anderen einzuwirken. Selbst ein jähzorniger und machtbesessener Mann konnte liebe verteilen und ertragen. Am liebsten hätte sie seine Vergangenheit erforscht, um herauszufinden was dort geschehen ist. Nichts gutes jedenfalls, das war klar gewesen. Plötzlich überkam der jungen Frau das Gefühl Leid zu verspüren und ihren König Trost zu spenden. All seine Charakterzüge waren Misshandlungen in seiner Kindheit. Nicht umsonst urteilte der Mann vorschnell oder reagierte über. 70% seiner Strafen waren unüberlegt und falsch. Allerdings hatte Faith keine Macht um ihre Freunde zu retten. "Was hat dich erst zu solch einen Monster gemacht?", flüsterte sie fragend in die Stille und musterte den schlafenden König. Sein Gesicht zierte etwas ruhiges und nettes, nichts schloss sich auf einen Barbaren. Kein Ausdruck von Gewalt zeichnete sich in seinen Augen ab. Beinahe verlor das Mädchen die Kontrolle über ihre Handlungen, obwohl Faith Abstand nahm. Gerne würde sie ihre Lippen auf Arrows legen und davon kosten, gar in seiner Nähe liegen und seine Wärme genießen. Vergleichbar mit der verbotenen Frucht. Verrannte man sich in etwas, erlebte man die Hölle auf Erden. In seine Fänge wollte und konnte sie sich nicht fallen lassen. Viele der Frauen waren längst gebrochen und für das Leben unbrauchbar. Faith fand sich in einem anderen Schicksal wieder und hoffte inständig ihre Wünsche wahrmachen zu können. Bisher sah ihr Weg bröcklig aus, geprägt durch Arrows Hand. Einerseits fühlte sie sich zu ihm hingezogen, wäre er kein rücksichtsloser Mann. Schönheit veränderte die Persönlichkeit eines Menschen und verpuppte das wahre Gesicht. Ernste Gefahren, gegenüber dieser unbeschreiblichen Macht des Mannes, erkannte man leider im letzten Augenblick. Oft war es dann für einen Rückzieher zu spät. "Warum brichst du die Herzen der Mädchen und schmeißt ihre Leiber hinfort? Entehrst sie und...", ihr König bewegte sich, worauf Faith stumm blieb. Ruckartig suchte sie eine neue Arbeit und fand den Ausweg darin, Holz in den Kamin zu werfen. Sie wollte die Nähe unterbinden und ihren Körper schützen. Ein kranker Arrow hatte mit Sicherheit genügend Kraft ihre Kleider vom Leib zu reißen und ihr die Unschuld zu nehmen. "Komm her, Weib.", er klang schwächlich, gedrückt und von der Krankheit fürchterlich geprägt. Wo war der gesunde König, welcher das Schwert gegenüber jeden erhob und die Mädchen nach Lust und Laune bestieg? Faith bemitleidete ihn und ging die wenigen Schritte in Richtung Bett. Erst jetzt bemerkte Arrow den verheißungsvollen Frauenkörper und biss sich angetan auf die Lippe. "Herr, endlich sind Sie aufgewacht. Wünschen Sie irgendetwas.?", allein ihre Stimme machte Arrow willenlos und schwach. Zarte Nadelstiche trieben sein Gemächt dazu an in der Hose schmerzvoll zu drücken. "Wie lange liege ich hier schon?", er ging nicht auf ihre Fragen ein. Zu sehr wollte sich Arrow ablenken und seinen Freund beruhigen. Andere Lösungen gab es nicht. "Höchstens 1 Stunde, Mylord.", antwortete sie ehrfürchtig. Woher sollte sie wissen, ob ihr Herr keine schlechte Laune hat? Aus ihm wurden nur die wenigsten Menschen schlau. Insbesondere sein bester Freund, der allerdings auf Weltreise war. In seiner Anwesenheit blieb der König ruhiger und vergriff sich seltener an den Frauen am Schloss. Jeder trauerte ihm nach, da man sich vorstellen konnte, dass die Tyrannei neue Ausmaße annahm. Sei es die Fesslungskünste, Foltermethoden oder der Bereitschaft über Leichen zu gehen. Faith erinnerte sich an ein junges Mädchen, dass früher vergewaltigt wurde und anschließen an den Hof kam. Man sagte sie sei Jungfrau, worauf sie dem König vorgeworfen wurde. Als er sich die Zeit nahm, kam die Wahrheit heraus. Ihre Strafe war die Schändung durch mehrere Ritter, die sie am Ende des Aktes ertränkt haben. Arrow sah dabei zu und ergötzte sich dran. Ein Schauer lief ihr den Rücken runter. "Setz dich, Mädel.", forderte er sie auf. Einen Augenblick bezweifelte sie, ob sie wirklich das Bett berühren sollte. Zu wissen, das dort mal mehrere Frauen lagen und manche davon Tod waren, schockierte sie. Faith wollte keine tote Hure werden! "Nun mach schon,", prompt setzte sie sich und blickte zum Boden. Angst kroch ihre Adern hinauf. Arrow spürte ihr Unbehagen und dennoch funkelte in Faith das Verlangen und die Neugier. Ekel völlig vergessen. 'Standhaft bleiben!', murmelte sie sich in Gedanken Mut zu. Hoffentlich half ihr diese Zuversicht seinen Fängen zu entkommen. Arrow hatte sich bereits aufgesetzt und strich der Dame das Haar zur Seite. Schauerartig brach auf Faith Haut eine Gänsehaut aus. Verräterisch, welch Sünde!  "Du bist wunderschön und deine Haut, so verdammt zart.", eindeutig eine Jungfer. Sein Opfer fühlte sich Sekunde zu Sekunde unwohler und doch, wollte Faith mit den heißen Flammen spielen. Rückzieher konnte sie zu jeder Zeit erwägen. Hoffentlich! "Mylord, ich...", Arrow mischte sich ein und legte die Lippen an ihren Hals. Ihr Herz pochte und ihr Blut rauschte. Fliehen war die einzige Option! Flammen zerstörten den Wall, Stück für Stück. Erst die Hand an Faith Rücken ließ Leben in ihr einkehren. "Gebe dich mir hin.", verlangte der König und öffnete die Schnurr des Korsetts. Zu viel für dieses Weib! Verhasst sprang sie wie ein wildes Pferd auf, erhob die Hand und verpasste ihrer Hoheit eine schrillende Ohrfeige. "So lange ich Lebe, werde ich mich Ihnen niemals beugen!", zischte sie und rannte unter Tränen aus dem Raum. Gefühle voller Hass, Verzweiflung und Erregung rannen ihr mit den salzigen Tränen die Wange herab. Ganz egal, ob Konsequenzen folgten. Freiwillig gäbe sie nicht ihre Jungfräulichkeit in die Hände des Mannes, der ihr Leben auf den Kopf stellte! Arrow, welcher sich die schmerzende Wange hielt, realisierte erst jetzt die Tat seiner Hofdame. Er schwor im Laufe der Zeit Rache zu nehmen und ihr Schicksal in seine Hände zu legen. Keine Frau schlug ihre Majestät und widersetzte sich seinen Befehlen. Die Ehre Arrows musste wieder ins rechte Licht gerückt werden.

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Neues Kapitel, neues Aufeinandertreffen der beiden Charaktere. Lasst mich bitte wissen, wie euch dieses Kapitel gefallen hat. Updates werden auch in Zukunft selten kommen, da ich keine Zeit habe. Dafür versuche ich die Kapitel in die Länge zu ziehen. Sorry. :(

Weakness - Liebschaften des KönigsWhere stories live. Discover now