13.Kapitel

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"Gab es denn Ärger" wollte Charlotte wissen, denn in der heutigen Gesellschaft war das Standesdenken nicht mehr so fest verankert wie noch in meiner Generation.
"Richtigen Ärger gab es zum Glück nicht, doch es gab immer wieder kleine Zickereien von Seiten der Dienerschaft..."

Charlotte nickte und beobachtete mich mit ernsthaftem Blick, "und wie hat die Familie deine Eltern und Geschwister aufgenommen?"

"Zunächst wirkten der Lord und die Lady ein wenig abgeschreckt. Denn noch nie zuvor waren sie mit solch einer Situation konfrontiert gewesen. Doch nach einer Weile tauten sie auf. Und wurden sogar sehr freundlich...

Meine Eltern bekamen das beste Gästezimmer im ganzen Haus. Ich ging mit nach oben, um meiner Mutter beim auspacken behilflich zu sein. Denn ich wusste, dass sie die Hilfe einer Kammerzofe niemals akzeptieren würde.

"Wie geht es dir" fragte meine Mutter, während sie einige Kleidungsstücke aus dem Koffer nahm und zusammen legte...
"Ich bin sehr aufgeregt" gab ich zu.
"Warum? Doch nicht wegen der Hochzeit?" Besorgt musterte meine Mutter mich.
Ich zuckte mit den Schultern.

"Also deswegen musst du nicht nervös sein, du hast den besten Mann den es für dich geben könnte. Und er liebt dich. Ein größeres Glück kann es nicht geben..."

Ein Klopfen ertönte und kurz darauf trat Catherine ein. Meine Mutter senkte demütig den Kopf und knickste.
"Ich habe etwas für dich" flüsterte Catherine, der diese Demut sichtlich unangenehm war.

Neugierig beobachtete meine Mutter, wie Catherine eines ihrer Ausrangierten Abendkleider hervor zog. Denn natürlich hatte sie für die Hochzeit mindestens zehn neue Kleider zur Auswahl.

"Das kann ich nicht annehmen" stammelte meine Mutter verunsichert.
Catherine lächelte und hielt das Kleid vor den Körper meiner Mutter.
"Ich denke, das passt wie angegossen" stellte sie fest und überreichte meiner Mutter das Kleid feierlich.

Meine Mutter errötete und griff mit zitternden Fingern nach dem Kleid. "Vielen Dank" sagte sie kleinlaut...
"Eigentlich bin Ich diejenige, die dankbar sein sollte" gab Catherine zu, "denn ich bin jeden Tag froh, dass Clara in unserer Familie ist. Und sie wird eine wundervolle Frau für George sein..."
Nun war es an mir zu erröten. Ich wusste zwar, dass Catherine mich sehr mochte, doch dass sie mich so gerne hatte, hätte ich nie erwartet.

***

Offenbar war nicht nur meine Mutter neu eingekleidet worden sondern auch mein Vater und mein Bruder. Und meine Schwestern trugen alte Kleider von Violette, Sophie, Anna und mir.
Doch Ich erkannte, dass meine Schwestern sich ihre Haare selbst gemacht hatten. Denn sie waren entgegen der aktuellen mode und sahen so aus, wie sie sie immer getragen hatten.

Das Dinner verlief sehr still, denn niemand wagte sich ein Thema anzuschneiden. Aus Angst, dass einer der Anwesenden komisch reagieren würde.
Die Diener warfen sich immer wieder bedeutungsvolle Blicke zu und einige reagierten recht unfreundlich auf meine Familie...
George war der einzige, der es sich wagte etwas zu sagen. Er unterhielt sich mit meinem Bruder Thomas, doch natürlich klammerten sie Themen wie den Krieg aus. Eigentlich war das einzige Thema unsere Hochzeit...

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IIIDonde viven las historias. Descúbrelo ahora