Wattpad Original
There are 8 more free parts

#3

37.9K 2.1K 572
                                    

Damian

Todmüde saß ich im Bus und lehnte mich mit geschlossenen Augen an die Fensterscheibe. 

Montagmorgen. Auf dem Weg zur Berufsschule.

Es war gestern spät geworden. Zu spät. Aber wie könnte ich nein sagen, wenn meine Kollegin Hayley mich zusammen mit den anderen aus der Firmen-Freundesgruppe zum Essen einlud? Und erzählte, dass sie unseren Chef geheiratet hatte. Im Büro war schon Frühling, nur bei mir herrschte tote Hose.

Ich gähnte und warf dann einen Blick aus dem Fenster. Nur noch zehn Minuten, dann war ich bei der Irrenanstalt. Gestern hatte ich noch kurz mit Noah geschrieben, ein recht lustiger Typ, mit dem ich schon das letzte Jahr Berufsschule verbracht hatte. Er hatte seine Ausbildung auch verkürzen können, wir waren also zusammen in einer Klasse. Wenigstens gab es also mindestens eine normale Person, mit der ich die nächsten drei Wochen verbringen konnte.

Lustlos schlenderte ich kurze Zeit darauf zu dem grauen Betonklotz, der fast wie ein Gefängnis aussah. Um mich herum waren zahlreiche namenlose Schüler, deren Gesichter ich nicht in meinem Kopf abspeicherte. Wozu auch?

Bei der Eingangstür erkannte ich Noah, der mir zuwinkte und ein paar Schritte auf mich zuging. Wir begrüßten uns mit Handschlag und ich war echt froh, ihn zu sehen.

"Na, alles klar bei dir?" Noah sah mich von der Seite an, während wir nach drinnen gingen. 

"'Türlich." Ich grinste ihn an. Seine blonden Haare standen wirr nach oben und er sah aus, als wäre er erst vor zehn Minuten aus dem Bett gefallen. Noah war ein Chaot, aber ein strukturierter Chaot. 

"Also, wo müssen wir hin?" Wir schlenderten zum Infoscreen und warteten auf die Anzeigen für die aktuellen Klassen der Berufsschule. Vier Mal wurde ich in der Zeit angerempelt und war jetzt schon mehr genervt als gut war. 

"MK212", murmelten wir dann gleichzeitig, als unsere Klasse endlich angezeigt wurde. Zusammen machten wir uns auf den Weg und schlängelten uns durch die Leute durch. Es roch abgestanden und nach Linoleum, ich hasste den Geruch. 

"Ich bin ja mal gespannt, ob es ein paar nette Chicks in unserer Klasse gibt", kam es vergnügt von Noah, der sich aufgeregt die Hände rieb, während wir die Treppe in den ersten Stock erklommen. Erst wollte ich ihm für den Gebrauch des Wortes "Chicks" eine runterhauen, doch dann fiel mir auf, dass er mich mit seiner Aussage an mein Vorhaben erinnerte, endlich mal Blair zu vergessen. 

Ich betrachtete die Mädchen um mich herum genauer und setzte jetzt mein charmantestes Lächeln auf, anstatt irritiert die Augenbrauen zusammen zu ziehen. Und schon lächelten die ersten Mädchen mir entgegen.

Funktionierte doch prima.

Die Tür zum Klassenzimmer war offen und nur wenige Schüler hatten schon Platz genommen. Wir zwängten uns in die zweite Reihe und rutschten ganz bis zum Fenster durch. Dort konnte man sich meistens ganz gut vor den Blicken der Lehrer verstecken, ohne dass es offensichtlich wirkte, wie wenn man sich in die hintere Ecke verfrachtet hätte.

Wir versuchten, es uns in den unbequemen Holzstühlen gemütlich zu machen und ich holte meinen Laptop raus, um die Dokumente für den Unterricht vorzubereiten. Das hatte ich eigentlich gestern machen wollen, doch das Essen mit den Kollegen war erfreulicherweise dazwischen gekommen.

Ich sah konzentriert auf meinen Bildschirm, als Noah neben mir plötzlich leise einen Pfiff ausstieß.

"Oh Mann, das werden drei gute Wochen!"

Ich hob den Blick und sah ihn an, dann folgte ich seinem Blick zur Tür.

Und starb innerlich.

From Friendzone With Love (Wattys2016-Gewinner)Where stories live. Discover now