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Ada 2 bab gratis lagi

#9

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"Was machst du denn da die ganze Zeit?", flüsterte ich Noah zu, während der Lehrer vorne irgendwas von... ich weiß nicht genau was erzählte. Noah spielte schon die ganze Zeit mit seinem Handy rum.

"Ich will testen, ob Blair und ich zusammenpassen", erklärte er mir mit einem Grinsen.

"Ach was." Jetzt war ich gespannt. "Und wie willst du das herausfinden?"

"Es gibt da eine App, da kannst du zwei Namen eingeben und dann wird dir angezeigt, wie gut man zusammenpasst." Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Das war so in etwa das dümmste, was ich je gehört hatte.

"Und was kommt da bei dir und Blair raus?"

"Moment, die App hat so ewig geladen." Während er die Namen eintippte, starrte er konzentriert auf das Display. "Verdammt", zischte er auf einmal.

"Was denn, zeigt das Ergebnis etwa null Prozent?", ärgerte ich ihn. 

"Nein, du Idiot, es sind 50,83 Prozent. Aber ich zeig dir gleich mal, wer zu null Prozent zusammen passt."

"Ach und das wären?"

"Na, du und Blair natürlich." Siegessicher tippte er unsere Namen in die beiden Felder. Und dann sah er sprachlos aus.

"Na, bin ich besser als du?" Ich konnte mir ein Grinsen kaum verkneifen. Wortlos hielt er mir sein Handy unter die Nase. 97,4 Prozent stand da. Not bad.

Ich konnte es nicht ganz unterdrücken, dass mir dieses Ergebnis doch ganz gut gefiel. Aber dann dachte ich wieder daran, dass mir die 97,4 Prozent vor einem halben Jahr einen Dreck geholfen hatten.

"Dann probiere ich es halt mit Isabelle, vielleicht habe ich da mehr Glück", grummelte Noah und tippte die Namen ein. Amüsiert sah ich ihm über die Schulter und konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken, als auf dem Bildschirm 93,15 Prozent erschien.

"Du hast bis jetzt eindeutig das falsche Mädchen angebaggert", stichelte ich grinsend.

"Hm, sei dir da mal nicht so sicher", murmelte er geheimnisvoll und steckte sein Handy wieder weg. Ich wusste nicht, was er meinte, aber die große Lust nachzufragen, hatte ich auch nicht gerade.

Ich sah wieder zu unserem Lehrer, aber seine Worte kamen nicht wirklich bei mir an, denn immer und immer wieder huschten meine Gedanken zu dem blonden Mädchen, das schräg hinter mir saß.

Tag drei in dieser Hölle war fast zur Hälfte rum, trotzdem war ich gefühlsmäßig schon vollkommen ausgelaugt. Dieses ätzende Schauspiel, von wegen Blair interessierte mich nicht, war härter als gedacht. Zum Glück hatte ich bis jetzt aber nicht den Anschein gegeben, dass ich in meinem Leben nicht vorwärts gekommen war, sondern mit ihr abgeschlossen hatte.

Hoffte ich zumindest.

Zehn Minuten später war die Doppelstunde vorbei und wir hatten Pause. Kaum waren wir aufgestanden, fragte Noah auch schon Isabelle und Blair, ob sie sich mit uns in die Aula setzen wollten. Vielleicht sollte ich mir einen neuen Berufsschule-Kumpel zulegen, denn dieser hier führte mich doch einfach nur ins Verderben.

Auf dem Weg nach unten seilte ich mich kurz ab, um mir am Kiosk ein Panini zu besorgen. Nach drei Stunden Unterricht war ich immer so hungrig. Oder lag es daran, weil ich mich zu Tode langweilte und mich deshalb besser auf die Bedürfnisse meines Magens konzentrieren konnte? Es war gut, dass ich gerne Sport machte, sonst hätte ich nach der Berufsschule auf jeden Fall immer gleich mal zwei Kilo mehr auf den Rippen, weil ich einfach andauernd am Futtern war.

Ich biss gerade hinein und drehte mich um, als Blair plötzlich vor mir stand und mich halb zu Tode erschreckte. 

"Hey", sagte sie vorsichtig und lächelte leicht. 

"Hi", murmelte ich mit vollem Mund und klopfendem Herzen und sah sie an. Ich ging einige Schritte weiter und sie tippelte neben mir her.

"Du, Damian..." Sie legte ihre Hand auf meinen Arm und brachte mich dazu, stehen zu bleiben. Ihre großen grünen Augen sahen mich forschend an und ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Für mich waren Blairs Augen immer wie ein Roman, der atemberaubende, berauschende Märchen auf Lager hatte. Ich erkannte darin so viel, konnte darin so viel lesen, gleichzeitig aber befanden sich darin auch zig verschlossene Türen, und ich wollte alles dafür tun, sie öffnen zu können.

"Was gibt's?", fragte ich sie leise. Sie war mir so nah. 

So. Nah.

"Ist... Ist alles gut zwischen uns?", flüsterte sie und sah dabei ganz ängstlich zu mir hoch.

Ob alles gut war zwischen uns? Wollte sie dieses Gespräch wirklich hier und jetzt führen? Wollte sie von mir hören, wie schlimm und herzzerreißend die letzten Monate waren? Wollte sie hören, dass ich sie eigentlich vergessen hatte? Wollte sie darüber reden, wie unaushaltbar es ohne sie gewesen war und wie sehr ich sie vermisst hatte? Oder wollte sie einfach ihr eigenes Gewissen beruhigen?

"Wieso, was soll denn sein?" Ich hatte ehrlich gerade überhaupt keinen Bock auf dieses Gespräch. Ich wusste, dass es nicht richtig war, so zu tun, als hätte ich keine Ahnung, wovon sie sprach. Damit machte ich es auch für sie nicht leichter, aber gerade eben überwog das Bedürfnis nach Selbstschutz. Und ich hatte einfach die Schnauze voll.

"Naja..." Sie schien kurz verunsichert. "Also... Reden wir jetzt wieder miteinander?" 

Irgendwie tat sie mir leid, weil ich sie so abfertigte, aber noch einmal von ihr zu hören, dass ich mir ja keine Hoffnungen machen sollte, würde ich nicht überleben.

"Sieht ganz so aus", lächelte ich deswegen einfach falsch und ging weiter. Ich verstand, dass die ganze Situation komisch war. Sechs Monate hatten wir kein Wort miteinander gewechselt und jetzt redeten wir plötzlich wieder, als wäre nichts gewesen. Das ergab selbst für mich keinen Sinn. 

Ich hatte mir schon oft überlegt, wie es wohl zwischen Blair und mir weitergegangen wäre, wenn ich nichts gesagt hätte. Wären wir einfach Freunde geblieben und ich hätte mich irgendwann damit zufrieden gegeben? Hätte ich weitermachen können, wie immer? Oder würde es mich innerlich zerfressen, nicht zu wissen, ob ich vielleicht die Chance meines Lebens vertan hatte?

Aber eigentlich brachte es auch nichts, sich jetzt den Kopf über 'Was wäre, wenn...' zu zerbrechen. Ich hatte meine Entscheidung getroffen und ändern konnte ich sowieso nichts mehr. Und irgendetwas sagte mir, dass eine klare Antwort doch besser als Ungewissheit war.

Ich aß im Gehen mein Panini weiter, einmal weil ich einfach so krass Hunger hatte, und zum anderen, weil Blair so hoffentlich kein Gespräch anfangen würde. 

Noah strahlte, als er uns erkannte, und rutschte ein Stück zur Seite, um Blair Platz zu lassen. Natürlich.

"Noah, du weißt doch, dass das nichts bringt", ärgerte ich ihn mit halb vollem Mund. Die anderen drei sahen mich komisch an. "Es waren nur 50,83 Prozent", erläuterte ich dann zwinkernd und Noah wurde plötzlich kreidebleich.

"Was waren 50,83 Prozent?", wollte Blair wissen, die noch immer kein Wort verstand.

"Nichts, Damian muss nur mal wieder überall seinen Senf dazugeben", fuhr Noah dazwischen, bevor ich etwas sagen konnte und warf mir einen warnenden Blick zu. Grinsend schob ich mir den letzten Bissen von meinem Panini in den Mund. Eigentlich könnte ich locker noch ein zweites vertragen. Morgen müsste ich mir fast etwas von Zuhause mitbringen, sonst würde ich mein hart erarbeitetes Geld nur fürs Fressen ausgeben.

Am liebsten hätte ich Noah doch noch auffliegen lassen und Blair brühwarm von der tollen Namen-Liebestest-App erzählt, aber dann dachte ich mir, dass das doch ein wenig zu fies wäre. Und als ich bemerkte, dass Blair mich nachdenklich musterte, entschloss ich mich, wirklich die Klappe zu halten. Von unserer hohen Übereinstimmung zu erzählen, würde nicht gerade den Eindruck erwecken, dass ich über sie hinweg war.

Aber genau das war ja mein Plan. Und den würde ich aufrecht erhalten, koste es, was es wolle.


From Friendzone With Love (Wattys2016-Gewinner)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang