Verhör

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'Papa, ich dachte du musst arbeiten?' frage ich so freundlich wie möglich.
'Olga hat mir gesagt das Essen ist fertig' erwidert er.
'Was ha-' will Olga ansetzen, doch mein Vater unterbricht sie.
'Wie ich sehe hast du Besuch mitgebracht'
'Papa, Diego, ich glaube ihr kennt euch noch' sage ich.
'Hallo Senor Castillo' sagt Diego eingeschüchtert und gibt meinem Vater die Hand.
'Diego, schön dich wiederzusehen' sagt mein Papa und schüttel Diegos Hand.
'Es ist hoffentlich in Ordnung für sie, wenn ich mitesse?' fragt Diego nervös.
'Natürlich' sage ich sofort, damit mein Papa nichts mehr sagt. Diego rückt mir wie ein Gentleman den Stuhl zurecht und setzt sich dann neben mich. 
'Erzähl mir etwas über dich Diego' bittet mein Vater Diego. 
'Und die Peinlichkeiten gehen los' murmel ich.
'Da gibt es nicht viel zu erzählen, ich bin 18 Jahre, wohne mit meinem besten Freund in einer WG und gehe auf  Violettas Schule'
'Wie kannst du die Schule finanzieren?'
Was für eine nette Frage..
'Ich habe ein Stipendium bekomme' erklärt Diego.
'Dann bist du genau so talentiert wie meine kleine?' fragt Olga und füllt uns allen auf.
'Nein nicht mal annähernd' lächelt Diego.
'Denk nicht so schlecht von dir, du bist gut' widerspreche ich ihm.
'Du kannst uns ja dann mal zeigen wie schön du singen kannst' grinst Olga begeistert von ihrer Idee.
'Mal sehen' sagt Diego schüchtern. Wir beginnen mit Essen, als mein Papa wieder die Konversation aufnimmt.
'Wie sieht es eigentlich mit Familie aus Diego? Hast du Geschwister oder so etwas?'
'Ja, meine Eltern leben mit meiner kleinen Schwester in Neuseeland' 
'Wieso sind sie nicht hier?'
'Die finanziellen Mittel reichen nicht aus um hier zu überleben'
'Aber du lebst ja auch hier'
'Ich schaffe es auch mal 2-3 Tage ohne richtiges Essen und warmen Schlafplatz'
Unter dem Tisch greife ich nach Diegos Hand, da er mir gerade leid tut, so ins Verhör genommen zu werden.
'Seit wann bist du schon hier?'
'Schon lange, kann mich nicht so genau erinnern, aber ich war schon früh sehr selbstständig, also ist das kein großes Problem gewesen'
'Papa, darf ich Diego in Zwei Wochen mit zur Feier mitbringen?' lenke ich schnell ab.
'Ich hab nicht so gern Fremde bei einer Betriebsfeier dabei Violetta'
'Er ist mein Freund!' sage ich empört.
'Aber ich kenne ihn doch kaum'
'Ich gehe dann mal, ich muss noch.. Hausaufgaben machen, ich geh schnell meinen Rucksack holen' sagt Diego, lässt meine Hand los und steht auf.
'Du bist der schlechteste Vater der Welt' fluche ich und gehe Diego hinterher.
'Es tut mir leid Diego, er ist manchmal-'
'Er hat doch recht, außerdem passe ich nicht da hin, genau wie in dieses Haus'
'Gehst du jetzt?'
'Ja, ich glaube es ist besser so'
'Ignorier ihn einfach, wir können auch hier oben Essen und dann einen Film schauen oder was auch immer' sage ich und hoffe ihn umzustimmen.
'Süß von dir, aber ich geh lieber, wir sehen uns morgen Prinzessin' sagt Diego, nimmt seinen Rucksack auf die Schulter und küsst meine Wange, ehe er durch die Tür spaziert...

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