Kapitel 5

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Eine Woche war vergangen, nachdem Daphne und Hime in die Vereinigung zurück gekehrt waren. Beide hatten übelste Verletzungen davon getragen und gerade Hime wäre gewiss gestorben, wenn sie kein Halbgeist gewesen wäre. Damian ging nachdenklich durch die Gänge der Krankenstation. Seine Kollegin war immernoch ohne Bewusstsein und würde gewiss noch länger in der Krankenstation bleiben müssen. Vielleicht sogar ein bis zwei Monate. In Anbetracht der Verletzung mag das kurz klingen, doch wenn man daran dachte das auch Vampirblut durch die Adern des Mädchens flossen, war das schon recht lang. Daphne dagegen war nach vier Tagen wieder auf den Beinen gewesen. Zwar nahm sie sich wohl noch eine erholsame Auszeit, aber die Krankenstation hatte sie nach den Tagen fluchtartig verlassen. Das war auch kein Wunder. Niemand mochte die Krankenstationen der Vereinigung. Denn egal in welcher Stadt man war, eines brachte dieser Ort immer mit sich... und zwar den Tod.
Damian gähnte, während der so durch die Gänge ging. Vorhin hatte er das Zimmer seiner verletzten Kollegin Hime besucht, aber auch da hatte sie kein Auge aufgemacht. Allerdings war sie mittlerweile außer Lebensgefahr. Das war gut zu wissen, denn es gab eine Sache die der junge Jäger gar nicht vertragen konnte. Den Tod von Kameraden. Wobei das die Vampire natürlich ausschloss, aber die sah er sowieso nicht als Kameraden an. Er akpeztierte sie eher als praktische Hilfsmittel. Natürlich würde er diese Ausdrucksweise bestimmt nicht vor Kasumi verwenden, denn sonst würde sie ihm nur wieder den Kopf waschen.
Damian öffnete eine Tür zu einem der Krankenzimmer und blickte direkt auf ein weißhaariges Mädchen. Apropo Vampir, das diese Kleine eine gefährliche Bestie sein sollte, konnte er immernoch nicht verstehen. Über eine Woche kümmerte er sich jetzt schon unfreiwilliger Weise um sie und bis jetzt hat sie sich weder an irgendwas erinnert, noch Anstallten gemacht ihn zu töten oder überhaupt einen Tropfen Blut anzurühren. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen, aber wie sollte man einem Vampir, der nicht mal wusste was Vampire sind, erklären sie solle Blut trinken. Hoffnungslos schüttelte Damian den Kopf. Es konnte ihm eigentlich egal sein, wäre da nicht die Tatsache das er seinen Kopf verlieren würde, wenn diesem Mädchen etwas geschehen würde.
Als er eintrat, sah sie auf. Ihre Augen waren mittlerweile ganz trüb geworden. Doch sie selber lächelte ihm leicht entgegen. Er war der einzige, dem sie eine Gefühlsregung richtig zeigte oder mit dem sie sprach. Natürlich schmeichelte das den jungen Jäger ein bisschen, aber es wäre ihm lieber bei einem Menschenmädchen gewesen. Dennoch bedeutete das wohl, das er seine Aufgabe richtig machte.
"Wollen wir heute mal etwas nach draußen gehen? Dann siehst du mal etwas anderes und vielleicht kommen ja auch einige deiner Erinnerungen zurück." fragte er, nachdem er sich auf einen Stuhl im Raum niedergelassen hatte. Am Anfang hatte dieser Stuhl neben der Tür gestanden, doch mittlerweile war er immer mehr Richtung Bett gewandert. Das zeigte wohl, das er sich langsam an ihre Anwesenheit gewöhnte.
"Nach draußen?" erklang ihre schwache Stimme fragend. "Aber das tut doch weh." Natürlich, vor ein paar Tagen hatte die kleine Vampirin gemerkt, wie schmerzhaft Sonnenlicht für sie war.

Sie konnte ihrer Neugierde nicht wiederstehen und war zu den Fenstern gelaufen. Abends, nachdem die Sonne untergegangen war, hatte sie das schon oft gemacht, so wollte sie unbedingt wissen, wieso es tagsüber anders war. Schnell hatte sie bereuht, die schweren Vorhänge beiseite geschoben zu haben. Als die Sonnenstrahlen ihre Hand berührten, bildeten sich dicke Brandblasen und sie stolperte schreiend zurück. Es war das erste Mal, das Damian ihre Stimme so laut gehört hatte. Die Vampirin war über ihre eigenen Füße gestolpert und dabei mit dem Hinterkopf gehen die Bettkante gestoßen. Danach war sie mit einem kleinlauten "Au.." erschöpft zu Boden gefallen und der junge Jäger musste sie wieder in ihr Bett zurück tragen, nachdem er die Vorhänge wieder zugezogen hatte. Nun hatte sie also auch noch einen Verband um ihr rechtes Handgelenk und Handrücken. Denn sie trank ja kein Blut und somit würde die Heilung lange dauern.

Zurück in der Realität holte Damian zwei goldene Armreife aus seiner Tasche in denen jeweils ein wunderhübscher Rubin eingelassen war. Er ging zu dem Vampirmädchen und legte sie auf die Bettdecke.
"Das sind besondere Schmuckstücke, mit denen du deine Kraft versiegeln kannst. Somit kannst du dann auch durch Sonnenlicht gehen." Das sie aber auch alle möglichen Angriffs- und Verteidigungsfähigkeiten, wie auch die Vertrauten oder die 'Dead Soul' versiegelten, sagte er ihr nicht. Schließlich würde sie mit all den Begriffen sowieso überhaupt nichts anfangen können. Die Kleine sah ihn jedoch skeptisch an.
"Wenn ich diese Dinger trage, kann ich nach draußen, ohne das es weh tut?" Ihre Sprache war wirklich die eines Kleinkindes. Damian nickte.
"Dann möchte ich." sagte sie leise lächelnd. Der Braunhaarige half ihr, die Armreife umzulegen. Natürlich passten sie perfekt, denn man hatte sie eigens nur für dieses Mädchen hergestellt. Die Vereinigung dürfte keine Kosten und Mühen scheuen um herauszufinden wer sie war, hieß es. Das war Damian nur Recht. Je ehr sie sich an alles erinnern konnte, desto eher wurde er sie los.
Während sie aus dem Bett sprang, zog er ein ein rotes, langärmliches Winterkleid aus einer Stofftasche.
"Du kannst ja schlecht in Krankenhauskleidung durch die Straßen laufen." Die Augen der kleinen Vampirin strahlten. "Wunderschön." Damit hatte Damian kaum gerechnet. Zum ersten Mal hatte sie zugegeben, das sie etwas gut fand. Er drehte sich um und verließ den Raum. Er war froh, das er ihr mittlerweile beigebracht hatte, sich alleine umzuziehen. Nach einigen Minuten öffnete sie die Tür und stand fertig angezogen im Rahmen. Ein roter Hut, passend zum Kleid, zierte ihren Kopf. Auch ihre Füße steckten in roten Stifeln.
"Dann lass uns gehen." sagte Damian und ging vor. Nach einiger Zeit sah er sich um und bemerkte, das die Kleine sich noch nicht vom Fleck bewegt hatte. Er ging zurück und sah sie fragend an. Doch sie sagte kein Wort sondern fing nur an, seine Jacke fest zu halten. Ganz offensichtlich hatte sie etwas Angst, obwohl ihr die Neugier ins Gesicht geschrieben stand. Seufzend fuhr sich Damian durchs Haar.
"Also gut, wir gehen gemeinsam." sagte er und hielt ihr seine Hand hin. Ein kleines Lächeln zeigte ihn, das sie wohl genau darauf hinaus wollte, als sie seine Hand nahm. So machte er sich mit ihr auf in die Stadt. Es war Kasumis Vorschlag gewesen, nachdem er sie eigentlich gebeten hatte, ihm einen Tag frei zu geben damit er ein paar Sachen für die Schule besorgen konnte. Da gab seine Chefin ihn diese Sachen und meinte es wäre eine hervorragende Idee, damit sie mal wieder die Aussenwelt zu sehen bekam. Ein bisschen ärgerlich auf Kasumi war er deswegen schon.

Schicksal der Nacht [Pausiert]Onde histórias criam vida. Descubra agora