Kapitel 12

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Mit langsamen Schritten ging Daphne Morgan durch eine im Schatten liegende Gasse. Da die Sonne schon fast untergegangen war, erreichten die Sonnenstrahlen die engen Wege nicht mehr. In fast einer Stunde würde Tokyo zudem sowieso im Dunkeln versinken. Die perfekte Zeit für Wesen wie sie. Ihr Auftrag heute war ein Gespräch mit einem Informanten. Meist ware das bemitleidenswerte Kreaturen, die für ein paar Tropfen Blut alles tun würden. Andere waren von ihrem Meister betrogen worden und versuchten sich einen Neuen zu suchen. Das dies unmöglich war, verschwieg die blonde Vampirin natürlich. Kasumi würde das gewiss nicht gut heißen, aber in der Welt der Vampire musste sch man ab und zu solcher Mittel bedienen.
"Daphne-sama, da seit Ihr ja." flüsterte eine Stimme aus dem Schatten. Eine Vampirin mit zerfetzter Kleidung trat aus einer Nische. Ihre Haut war an den Armen mit vielen kleinen Wunden übersäht.
"Wer war das.. und was haben sie mit dir gemacht?" fragte Daphne besorgt, als sie die junge Frau vor ihren Augen sah. Ihr zierliches und junges Aussehen erinnerte sie an Kyoko. Vielleicht war auch das der Grund wieso sich ein sanfter Unterton in ihre Stimme verirrte.
"D-das ist nichts.." entgegnete ihre Informantin und wich dem Blick von Daphne aus. Diese drückte ihren Fingernagel auf die Spitze ihres Zeigefingers bis sich dort kleine Blutstropfen sammelten.
"Du brauchst keine Angst zu haben. Erzähl mir einfach alles was du weißt." Mit diesen Worten hielt sie der Frau ihren Finger vor die Nase. Diese zuckte, als sie den Geruch des Adelsbluts vernahm. Fast schon gierig umschlossen die Lippen der zerzauten Vampirin den Finger. Die Wunden auf ihrem Armen schlossen sich augenblicklich und Daphne bemerkte, wie sich die junge Frau entspannte. Damit war ihr Ziel erreicht.
"Ich weiß leider nicht viel." begann die Frau zu berichten. Ihre Stimme klang nun schon viel kräftiger. Es war immer wieder überraschend, wie sehr sich das Blut eines Adeligen auf andere Vampire auswirkte. Wie musste es dann wohl sein, das Blut eines Reinblütigen zu trinken?! Innerlich schüttelte Daphne den Kopf um diesen Gedanken zu verjagen. Es gehörte sich nicht das Blut eines anderen Vampires zu begehren. Vor allem nicht das eines Reinblüters.
"Jede noch so kleine Kleinigkeit kann uns helfen." ermutigte Daphne die Vampirin zum Weitersprechen.
"Ich wohne in einem großen Schloss und bin dort nur eine von vielen Dienerinnen meines Herren." sprach sie. Den Namen ihres Herren sprach sie dabei nicht aus. Wahrscheinlich hatte sie Angst zu sterben, wenn sie ihn verraten würde. Auch wenn das was sie hier tat, genauso Verrat war.
"Mein Master ist momentan wenig zuhause, weil er nach einer verschwundenen Person sucht. Ich weiß nicht wen, er redet nicht viel darüber, wer das ist. Er erwähnt immer nur das er sie finden müsse weil sie doch ihm gehören würde." sprach sie weiter. Daphne legte die Stirn nachdenklich in Falten. Eine verschwundene Person die ihm gehören würde?! Als erstes kam ihr eine entflohene Dienerin in den Sinn, aber ein Reinblüter würde sich wohl kaum die Mühe machen diese selbst zu suchen. Diese hochgestellten Vampire hatten für alles ihre Leute.
"Was will er tun, wenn er sie gefunden hat?" fragte Daphne weiter nach.
"Ich weiß es nicht genau. Sie scheint ihm sehr wichtig zu sein. Wenn ich mich richtig erinnerte, sprach er sogar mal davon, sie zu heiraten." flüsterte die leise Stimme ihrer Informantin. Das wiederlegte ihre Theorie mit der verschwundenen Dienerin noch mehr. Kein Reinblüter würde jemals einen Vampir heiraten, der vorher ein Mensch war. Sowas kam vielleicht in einer Millionen Jahre einmal vor. Also so gut wie nie. Nicht das Reinblüter keine Affären in dieser Richtung hatten. Aber die Ehefrau oder der Ehemann eines Reinblüters stand genauso in der Öffentlichkeit wie dieser selbst. Daher wurde sehr darauf geachtet, das diese von guter Abstammung waren und wenn möglich sogar selbst reinblütig.
"A-außerdem..." sprach die Frau unsicher weiter und brach sofort wieder ab. Man konnte spühren wie nervös sie war. Ihre Augen sagten ganz klar, das sie nicht wusste ob sie diese Sache erzählen sollte. Daphne vermutete dahinter eine sehr wichtige Information, also hackte sie nach.
"Außerdem?" Die Frau sah leicht verschreckt hoch und schüttelte dann den Kopf.
"Ich glaube... das ist nicht relevant." versuchte sie sich jetzt aus ihrem missglückten Anfang zu reden. Doch das würde die Blondine nicht zulassen. Sie war neugierig geworden.
"Was relevant ist und was nicht, entscheide ich hinterher. Bitte erzähle mir alles. Keine Sorge, dein Meister wird das nie erfahren." Ihre Stimme hatte die Tonlage einer besorgten Mutter. Natürlich war das absolute Absicht. Den Job der Informationsbeschaffung machte sie schon seit Jahren. Da wusste man irgendwann wie man mit den verschiedensten Informanten umspringen musste. Diese Frau hier war beispielsweise so verschreckt, das man aufpassen musste, nicht zu harte Worte zu verwenden. Sicher war ihr Herr ein Tyrann.
"E-es geht das Gerücht herum... das.." wieder brach sie kurz ab und atmete tief durch. War dieses Gerücht so schlimm?
"Es heißt... der König wäre spurlos verschwunden.." brachte sie letzten Endes doch noch heraus. Verwundert sah Daphne dem Mädchen tief in die Augen. Doch eine Lüge konnte sie darin nicht erkennen. Viel mehr schien sie sich bei dieser Sache sogar noch sicherer zu sein, als bei den davor. Doch wenn das publik wurde, dann würde es ein Chaos geben. Wahrscheinlich war auch das der Grund, warum sie es erst nicht erzählen wollte.
"Was weißt du noch? Wie wird jetzt weiter über die Vampirwelt entschieden? Der König hat doch zwei Töchter, soweit ich weiß." Sie hatte die beiden Mädchen erst einmal gesehen. Das war noch zu einer Zeit, wo sie nicht für die Vereinigung gearbeitet hatte und einfach durch die Welt streifte. Da waren die Mädchen noch ziemlich jung gewesen. Sie schienen das leuchtend lilane Haar ihrer Mutter geerbt zu haben, soweit sich Daphne noch erinnern konnte. Das ganze war jedoch schon so viele Jahre her.. die Frau Königin war zu dieser Zeit schon von einem verbrecherischen Jäger ermordet worden. Vielleicht war ja der König die Person, die ihr Herr suchte. Auch wenn sich Reinblüter selten Sorgen um die Königsfamilie zu machen schienen. Viel mehr lag es wohl allen im Blut, selbst die Macht an sich reißen zu wollen. Eine Sache die Daphne nicht nachvollziehen konnte. Außerdem.. nein ihr Herr schien ganz klar ein Mann zu sein. Der würde kaum den König heiraten wollen.
"Drei Töchter... aber es ist nicht bekannt was sie machen. Mein Herr hat kein Wort darüber verloren." erzählte die Informantin weiter. Drei Töchter? Das war neu. Daphne war nie zu Ohren gekommen, das er erneut eine Frau an seiner Seite hatte und nach der Geburt der ersten beiden Töchter war deren Mutter ja bereits gestorben.
"Bist du dir sicher das es nicht doch zwei Töchter waren?" erkundigte sich daher die Blondine nochmal. Die junge Frau nickte.
"Mein Herr sprach immer von drei Mädchen." bestätigte sie nochmals ihre erste Aussage. Das war wirklich seltsam und Daphne nahm sich vor, dem nachzugehen.
"Vielen Dank, du hast uns viel geholfen. Wenn wir etwas für dich tun können, sag uns bescheid." meinte Daphne und legte einen kleinen Beutel mit Blut in die Hände der Frau. Danach machte sie auf den Absatz kehrt und ging die Gasse zurück. Für heute hatte sie genug gehört. Das musste sie erstmal überprüfen und verarbeiten. Vielleicht war es sogar ein wichtiger Hinweis das der König drei Töchter hatte. Zudem war dieser momentan nicht aufzufinden. Das war eine absolute Katastropfe. Viele Vampire hilten sich nur an die Regeln weil sie dem König treu ergeben waren. Gerade die anderen Reinblüter waren ohne einen König eher wie wild gewordene Bestien. Aber das würde wahrscheinlich auch erklären warum sie in Osaka auf ein Mitglied der Familie Tepes getroffen waren.
Moment mal.. dieser Mikael Tepes hatte auch jemanden gesucht, wenn sie sich recht erinnern konnte und es hörte sich nicht so an als wäre er an dem König interessiert. Würde auch keinen Sinn machen, denn die Familie dieses Vampires war schon immer scharf auf den Trohn gewesen. Vielleicht suchte er dasselbe wie der meister ihrer Informantin. Jedenfalls musste Kasumi das mit dem König schnellstens erfahren. Das war etwas das nicht nur Japan sondern die ganze Welt betraf.

Schicksal der Nacht [Pausiert]जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें