Kapitel 13

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Daphne begleitete Mina ins Innere. Das Schloss war sehr düster und irgendwo schloss jemand alle Fensterläden. Also waren noch andere Dienstmädchen neben Mina im Anwesen geblieben.
"Wie lange ist es nun her, das er nicht mehr unter uns weilt.." flüsterte die blonde Vampirin langsam. Das jung aussehende Dienstmädchen schwieg. Mina war immer schon seine treueste Untergebene gewesen. Sicher vermisste sie ihn. Daphne konnte nicht abstreiten das es ihr genauso erging, auch wenn sie ihn gar nicht vermissen sollte. Er war niemals gut für sie gewesen und sie hatte das zu spät gemerkt. Dennoch hatte sie viele Dinge von ihm gelernt. Vielleicht nicht viele gute Dinge, aber Daphne hätte auch nie von sich behauptet, das sie gut sei. Nein, sie war nun mal ein Wesen der Nacht und als diese war sie gefährlich und tötlich. Also alles andere als gut. Wer etwas anderes behauptet war entweder blind oder dumm.
"Können wir Euch etwas anbieten, Daphne-sama?" sprach das Dienstmädchen höflich. Sie schüttelte nur den Kopf.
"Ich möchte euch keine Umstände bereiten, Mina." war ihre Antwort darauf. Doch das braunhaarige Dienstmädchen lächelte nur leicht.
"Wir haben schon seit Jahren keinen Besuch mehr gehabt. Ihr macht uns also gewiss keine Umstände." Daphne nickte nur. Dennoch, sie war nur hier um Mina ein paar Fragen über das Königshaus zu stellen. Die Chance das sie etwas wusste war zwar gering, aber sie mussten jedem Hinweis nachgehen. Mina begleitete Daphne in einen großen Saal. Auch hier sah immernoch alles aus wie früher. Die großen, bodentiefen Fenster, die um diese Tageszeit gut verhängt waren um ja kein Tageslicht durchzulassen. Der lange Tisch an dem gut hundert Gäste Platz nehmen konnten. Der goldene Kronleuchter, von dem Daphne bei ihrem ersten Besuch damals so fasziniert war. Ja, selbst ihre Lieblingsrosen standen noch als Dekoration auf dem Tisch. Er hatte es damals angeordnet nachdem sie für einige Zeit zu ihm gezogen war. Trozdem wunderte es sie. Sie hatte hin bereits vor seinem Tod verlassen und dennoch.. Irgendwie versetzte sie der Anblick dieser schwarzen Rosen einen Stich ins Herz. Nach all den vielen Jahren vermisste sie ihn immernoch. Nach all den Dingen die er getan hatte, konnte sie ihn nicht vergessen. Das konnte sie nie.
Cole Satori, der Herr dieses Anwesen. Sie sah ihn immernoch vor sich mit seinen schwarzen Haaren, die er nie hatte bändigen können. Wild lagen sie auf seinem Kopf und doch machte ihn das nur umso attraktiver. Er war ein Adeliger. Zur Hälfte nur Japaner. Seine Mutter kam aus England, wenn Daphne sich recht erinnerte. Dort hatte sie ihn auch kennen gelernt, denn auch sie hatte viele Verwandte in diesem Land. Immerhin stammte ihre Familie auch ursprünglich von dort.
"Irgendwann werden wir uns ein hübsches kleines Schloss in England kaufen und in Frieden leben." hörte sie seine sanfte Stimme in ihrem Kopf. Ja, das hatte er ihr immer versprochen. Sie wollten dieses Land verlassen und nun war sie die Einzige, die noch hier war. Daphne setzte sich auf einen Stuhl und betrachtete den Raum weiterhin.
"Daphne-sama?" hörte sie plötzlich eine kindliche Stimme. Die Angesprochene sah auf. In der Tür stand ein kleines Mädchen in Dienstmädchenkleidung. Dem Aussehen nach war sie wahrscheinlich erst 10 Jahre alt, doch bei Vampiren konnte das sowieso täuschen.

"Daphne-sama! Ihr seit es ja wirklich!" Das Mädchen mit den vielen, langen, blonden Locken stürmte auf sie zu und fiel ihr um den Hals.
"Tomoyo, schön dich zu sehen." lächelte Daphne. Tomoyo war schon immer die Jüngste von Cole's Abkömmlingen gewesen. Er hatte sie verwandelt, nachdem ein durchgedrehter Vampir ihre Familie getötet hatte. Da dieser Vampir auch sein Diener war, fühlte er sich verantwortlich und wollte sich um das Mädchen kümmern. Daphne hatte es immer falsch gefunden sie schon so früh in einen Vampir zu verwandeln aber Cole mochte die Menschen nicht wirklich. So war Tomoyo nun für immer ein 10-jähriges Mädchen. Es tat Daphne immernoch im Herzen weh, wenn sie das kleine Mädchen ansah, doch sie hatte sich nie über ihr Schicksal beschwert. Viel mehr schien sie ein wenig Leben in dieses sonst so trostlose Anwesen gebracht zu haben. Zu den Zeiten in denen Daphne selbst noch hier wohnte, war Tomoyo ihre eigene kleine Dienerin gewesen. Das lockige Mädchen hatte Cole damals selbst drum gebeten gehabt.
"Tomoyo, holst du bitte etwas Blutwein." sprach Mina freundlich und setzte sich neben der Adeligen an den Tisch. Das kleine Mädchen nickte und lief freudig wieder aus dem Raum.
"Sie ist noch genauso aufgeweckt wie früher." lächelte Daphne und sah Mina an. Diese nickte.
"Sie bringt nach all den Jahren immernoch gute Laune ins Anwesen. Viele von den Bediensteten sind mittlerweile gegangen doch sie ist mir nie von der Seite gewichen. Sie kümmert sich viel um dieses Haus und ich glaube es würde Tomoyo das Herz brechen, wenn sie dieses Anwesen verlassen müsste."
"Ich bin beeindruckt, das ihr immernoch an diesem Anwesen festhaltet und so viel Arbeit hineinsteckt. Es muss schwirig sein, ohne ihn an Lebensmittel zu kommen." Mina nickte und in ihrem Blick lag eine seltsame Trauer.
"Mina?" sprach Daphne langsam. Sie sah wieder auf und man konnte deutlich merken, das sie versuchte die Trauer wieder zu verbergen.
"Stimmt etwas nicht?" Doch das Dienstmädchen schüttelte nur den Kopf.
"Es ist nur.. es wird immer schwiriger.. da habt Ihr Recht." Wahrscheinlich wollte Mina nicht darüber reden, doch Daphnes Instinkt sagte ihr, das es wichtig sein könnte.
"Klingt als würde da mehr dahinter stecken. Was genau ist los, Mina?" Das Hausmädchen vermied den Blick in Daphnes rote Augen und sah auf ihre Knie.
"Bitte.. erzählen Sie Tomoyo und den anderen nichts davon... Aber ich arbeite nebenbei für die Königliche Familie." Daphne horchte auf. Das klang tatsächlich danach, als ob sie hier nützliche Informationen bekommen könnte.
"Aber was ist so schlimm daran, das die anderen es nicht wissen dürfen? Euer Meister ist tot, es ist doch ganz normal sich andere Arbeit zu suchgen."
"Das schon. Aber es ist die Arbeit.." Minas Blick lag weiter auf ihren Knien.
"Was für eine Arbeit?" hackte Daphne nach. Wenn Mina es so dringend versteckt halten wollte, dann musste es ja schon etwas wirklich schlimmes sein.
"Ich arbeite.." Das Dienstmädchen schluckte leicht. "...indem ich lästige Menschen und Vampire beseitige.." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
"Also im Klartext.. du arbeitest als Mörderin." sprach die Adelige das aus, was Mina vermeiden wollte. Das Mädchen vor ihr krallte ihre Hände in ihre Knie und nickte.
"Schon okay Mina. Ich werde es niemanden verraten. Aber ich möchte dafür, das du mir einen Gefallen tust." sprach Daphne weiter. Sie wollte diese neue Information nicht ausnutzen, aber sie konnte nicht zimperlich sein. Nicht in der Welt der Vampire. Hier musste man mit allem arbeiten, was man vor die Füße bekam.
"Ich nehme an, Sie meinen den Grund für Ihren Besuch." Daphne nickte.
"Ich würde dir gerne ein paar Fra-..." weiter kam die Blondine nicht. Die Tür zur Halle wurde wieder geöffnet und Tomoyo kam erneut in den großen Saal.
"Einmal Blutwein, den besten Jahrgang, den wir im Keller hatten. Hergestellt aus den schlimmsten Mördern des letzten Jahrhunderts. Wenn ich mich richtig erinnere, schmeckte Ihnen das Blut besser, je schlechter der Mensch war. Ich hoffe das ist immernoch so, Daphne-sama." Das kleine Mädchen stellte zwei Gläser auf den Tisch und öffnete die Flasche um sowohl Mina als auch Daphne etwas einzuschenken.
"Danke Tomoyo, es freut mich, das du dich daran erinnert hast." lächelte Daphne. Es stimmte. Je schlimmer der Mensch war, desto besser schmeckte ihr das Blut. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals für all die schlechten Taten, die sie schon begangen hatte. Bei Vampiren hängt der Geschmack von Blut oft vom Charakter ab. Also war Daphnes Charakter wohl wirklich nicht der Beste. Aber das störte die Vampirin wenig. Solange sie ihre Überzeugungen leben konnte und diese war Momentan, das es besser war, mit den Menschen zu leben.
"Tomoyo würdest du bitte Akari und Shina helfen?" sprach Mina während Daphne schon mal ein wenig an ihrem Glas nippte.
"Was? Aber ich wollte noch etwas bei Daphne-sama bleiben." rief das Mädchen entgeistert und bließ beleidigt ihre Wangen auf.
"Du kannst später noch mit ihr reden."
"Aber Akari und Shina schaffen das schon alleine." versuchte es Tomoyo weiter.
"Tomoyo! Muss ich mich wiederholen?" Das Mädchen schüttelte geknickt den Kopf und verließ den Saal wieder.

Schicksal der Nacht [Pausiert]Where stories live. Discover now