Kapitel 14

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Ängstlich versteckte sich Risa Tepes in ihrem Zimmer. Sie wollte auf keinen Fall jemanden der Terstarossa-Familie über den Weg laufen. Die beiden ältesten Töchter Masaki und Izumi waren mehr als gruselig. Risa konnte nicht verstehen warum ihr Bruder für diese Mädchen arbeitete. Überhaupt wusste sie so gut wie nichts von seiner Arbeit. Sie wusste nur, das er jemanden suchen sollte. Aber normalerweise interessierte er sich nicht für verschwundene Vampire. Warum also war das diesmal anders?
Es klopfte an der Tür.
"Risa-sama, das Dinner ist angerichtet." sprach eine der Bediensteten des Hauses.
"Ich habe keinen Hunger." erwiederte die kleine Vampirin nur. Sie wollte den anderen Reinblütern nicht unter die Augen treten.
"Masaki-sama wünscht Ihre Anwesenheit." war darauf nur die Antwort der Dienerin. Das kleine blonde Mädchen schüttelte nur den Kopf. Masaki war bei weitem die letzte Person, die sie jetzt sehen wollte.
"Sag Masaki das ich zum Mitternachtsessen anwesend sein werde. Ich möchte jetzt wirklich nichts essen."
"Verstanden." Risa konnte hören, wie sich die Bedienstete von der Tür entfernte. Jetzt hatte sie wenigstens noch ein paar Stunden für sich. Aber was sie damit anfangen sollte, wusste das kleine Vampirmädchen auch nicht. Nur bei einem war sie sich sicher, sie wollte auf keinen Fall weiter von Masaki für ihre dunklen Machenschaften benutzt werden.
Risa Tepes Vertraute waren nämlich Fledermäuse. Die Tiere, die am ehesten mit Vampiren assoziiert werden. Daraus folgte natürlich, das die Blondine zu den mächtigsten Reinblütern gehören musste, die momentan über diesen Planeten wandelten. Aber das sah das kleine Mädchen ganz anders. Sie war erst 15 menschliche Jahre alt und sah aus wie eine 10 Jährige. Wie sollte sie da zu den Stärksten gehören?!
Außerdem war sie mit den Zielen von Masaki nicht einverstanden. Sie wusste nicht warum es so war, aber die Testarossa-Familie hatten untereinander kein gutes Verhältnis. Egal welche Entscheidungen anstanden, die Familienmitglieder arbeiteten mehr gegeneinander als miteinander. Bei der Tepes-Familie war das ganz anders. Aber vielleicht lag das auch daran, das diese nur noch aus sie und ihrem Bruder Mikael bestand. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben und ihr Vater hatte sich kurz darauf das Leben genommen. Er stand einfach in der Sonne und hatte seiner Frau hinterher getrauert. Jedenfalls hatte das ihr Bruder erzählt.

Als Risa sicher war, das niemand mehr auf dem Flur herum lief, stand sie von ihrem Bett auf. Die Sonne war vor ungefähr einer Stunde untergegangen und jetzt müsste das Abenddinner im vollen Gange sein. Ob ihr Bruder wohl auch daran teilnahm? Jedenfalls nutzte Risa diese Gelegenheit fast täglich um sich für ein paar Stunden aus dem Schloss zu schleichen. Seitdem König Richard spurlos verschwunden war und Masaki seine Position vorläufig übernommen hatte, durfte sie die Residenz der Königsfamilie nämlich eigentlich nicht mehr verlassen. Aber das konnte Risa einfach nicht auf sich sitzen lassen. Sie hatten ja keine Ahnung wie sehr das Mädchen darunter leidete. Nicht zuletzt da sie einer der wenigen Vampire war, die besondere Fähigkeiten hatte. Etwas, das selbst unter Reinblütigen nicht oft vorkam. Ihr Bruder besaß sowas allerdings auch. Er konnte die Gedanken und Erinnerungen anderer lesen, wenn er dessen Blut trank. Risa selbst besaß Flügel mit denen sie durch die Nächte fliegen konnte. Fledermausflügel natürlich. Vielleicht war Masaki deshalb so missgünstig zu ihr und Mikael. Weil sie neidisch war. Sie besaß nämlich keine Fähigkeiten. Was auch bedeutete, das sie kein Anrecht auf den Trohn hatte. Denn diesen darf nur das Kind mit dem Erbe der Familie besteigen. Die stärkste Fähigkeit in der Vampirgeschichte. Richard besaß sie natürlich. Seine zweite Tochter Izumi besaß zwar nicht diese, aber eine andere Fähigkeit. Deshalb war ihr Anrecht eigentlich größer. Und dann war da noch...

Risa schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, wenn sie jetzt über diese Dinge nachdachte. Lieber sollte sie sich schnell aus den Staub machen, wenn sie noch ein paar Runden fliegen wollte. Vor dem Mitternachtsessen würde sie sich nämlich nicht drücken können.
So öffnete das kleine Mädchen die Tür einen Spalt und schlüpfte hindurch. Schnell tappte sie über die kalten Fliesen des Schlosses. Schuhe trug sie keine. Diese Kleidungsstücke hatten ihr noch nie zugesagt.
Auf dem Weg nach draußen war sie zum Glück niemanden begegnet. Das große Tor des Schlosses war natürlich zu, doch der Vorhof besaß kein Dach, weshalb Risa die Augen schloss und sich auf ihre schwarzen Flügel konzentrierte. Leicht wie eine Feder stieß sie sich vom Boden ab und glit durch die Lüfte. Ohne Probleme überflog sie die Mauern des Vorhofes. Freude kam in ihr auf, als sie den Wind in ihren Haaren spührte. Fliegen gab ihr ein Gefühl von Freiheit. Freiheit die sie eigentlich nicht hatte.
Der Mond war auch an diesen Tag wieder wunderschön. Am Himmel waren keine Wolken zu sehen und so konnte man den abnehmenden Mond und die Sterne um ihn herum gut beobachten.
Plötzlich hörte Risa einen Schuss. Kurz darauf spürte sie einen Schmerz in ihrem rechten Flügel und sie konnte sich nicht mehr in der Luft halten. Wie ein Stein fiel sie der Erde entgegen. Der Aufprall war weniger schmerzhaft als sie erwartet hatte, doch die Stimmen um sie herum, ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren.
"Was ist das denn? Ich dachte du wolltest nen Vogel vom Himmel holen."
"Ist das kein Vogel?"
"Hast du keine Augen im Kopf? Das ist ein Mädchen." Risa versuchte sich aufzurichten um zu sehen wer da sprach. Wahrscheinlich irgendwelche Menschen die keine Ahnung hatten wer sie war.
"Hey sieh mal, die kleine hat ja ganz schön rote Augen."
"Sieh an, dann ist uns also ein kleiner Vampir ins Netz gegangen und dann auch noch mit komischen Flügeln. Das ist höchst interessant."
"Glaubst du, dafür kriegen wir viel Geld?" Geld? Worüber sprachen die Männer da? Risa wollte keine Menschen verletzen weshalb sie sich erstmal ruhig verhalten hatte, doch langsam wurde ihr das Ganze unheimlich. Sie hatte es zwar geschaft, sich aufzusetzen aber ihr Flügel schmerzte immernoch. So konnte sie auf keinen Fall fliegen. Also blieb ihr nur die Möglichkeit wegzulaufen.
"Ich bin sicher, das sich dafür ein hübsches Sümmchen ergeben wird." sprach einer der Männer weiter und ging auf sie zu. In seinen Händen hielt er goldene Ketten mit Rubinen besetzt. Risa wusste ganz genau was das war. Normalerweise diente dieser Schmuck dazu, das Vampire auch am Tag nach draußen konnten. Aber er unterdrückte die Vampirkräfte so stark das Risa sich nicht mehr wehren konnte, sobald sie sowas trug. Sie musste um jeden Preis verhindern, das dieser Kerl ihr diese Dinge anlegte und wenn sie dafür Gewalt nutzen musste. Gerade wollte sie ihre Vertrauten rufen, als eine weitere Stimme aus der Ferne zu hören war.
"Könnt ihr mir mal verraten, was das wird Jungs?" fragte eine weibliche Stimme und Risa konnte ein schwarzhaariges Mädchen auf die beiden Männer zugehen sehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 01, 2017 ⏰

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Schicksal der Nacht [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt