Schicksal der Nacht [Pausiert]

Kapitel 11

Lu Takagi, Jäger der deutschen Vereinigung, saß im Auto und sah aus dem Fenster. Sein Blick schweifte über all die Menschen und Gebäude von Toyko. So sehr anders als in Deutschland sah es hier gar nicht aus. Aber der Junge wusste, das der Schein trügen konnte. Sicherlich gab es auch in Japan Städte, die arm und zerstört waren. Toyko war immerhin Japans Hauptstadt. Natürlich war das die Stadt gewesen, die zuerst nach einer Katastropfe wieder aufgebaut wurde. Die Lichter und Menschen ließ Toyko so belebt wirken, das man schon fast meinen konnte, sie hätten den Krieg vergessen. Das Einzige was dieses Erscheinungsbild störte, waren die Menschen oder Vampire, die das Zeichen der Vereinigung auf ihrer Kleidung trugen. Sie strichen durch die Straßen um überall nach dem Rechten zu sehen. Das zeigte, das sie hier vom Frieden noch meilenweit entfernt waren. Genauso wie in Deutschland. Auch wenn es momentan in den meisten Ländern nur wenige große Aufstände gab, war das nur der Anfang. Lu konnte nicht genau sagen warum er so dachte. Er hatte es einfach irgendwie im Gefühl.
"Alles in Ordnung Lu? Du siehst so nachdenklich aus." hörte er plötzlich eine Stimme neben sich. Seine Kollegin Gina starrte ihn an. Er nickte bloß.
"Was glaubst du, wie wird diese Vereinigung wohl sein?"
"Nicht anders als unsere auch." war nur seine Antwort darauf. Er und Gina waren schon in so einigen Ländern stationiert gewesen. Sie wussten bestens, das fast jedes Land ihre eigenen Vorstellungen hatte. Aber er meinte sein Leiter hätte erwähnen lassen das Japan ähnliche Interessen habe wie Deutschland. Frieden.. Lus Blick schweifte wieder aus dem Fenster. Das war nicht wirklich das, was er sich vorgestellt hatte. Gut, im Grunde genommen war ihm das ganze echt egal. Er wollte nur seine eigenen Ziele durchsetzen und wenn er dafür einen so bescheuerten Plan wie Frieden unterstützen musste, dann war das eben so.
"Hast du Angst? Das 'Er' in Japan sein könnte?" flüsterte seine schwarzhaarige Kollegin und beäugte ihn kritisch. Er grinste.
"Ich und Angst? Nein, es ist eher eine seltsame Erwartung. 'Er' ist gebürtiger Japaner, also stehen die Chancen nicht schlecht."
"Und du bist sicher, das du das kannst?" hörte er wieder ihre leise Stimme. Schwang da etwa Sorge mit?
"Ich werde noch viel trainieren müssen bis ich stark genug bin. Aber genau deswegen nehme ich alle Aufträge an die ich kriegen kann." erklärte er ihr. Irgendwie hatte er das Gefühl, das sie sowas in der Art ständig besprachen. Er wusste auch schon fast, was als nächstes von ihr kommen würde.
"Aber wenn du Hilfe brauchst, dann sagst du mir Bescheid." Genau das hatte er erwartet. Er nickte brav, so wie er es immer machte. Auf Gina konnte man sich jederzeit verlassen, das wusste er. Dennoch war das eine Sache in die er sie nicht mit hineinziehen wollte.. in die er eigentlich niemanden mit hineinziehen wollte. Doch das konnte er ihr nicht sagen.

"Wir sind da." verkündete Kasumi nach einiger Zeit und sah nach hinten. Nach dem Gespräch zu Beginn der Fahrt hatte keiner der beiden mehr ein Wort gesprochen und Lu hoffte inständig, das Kasumi nichts mitbekommen hatte.
"Es ist ja schon fast dunkel." Gina stieg erstaund aus dem Auto. Lu tat es ihr gleich. Sie hatte Recht. Der Himmel war in wunderschönen roten und oragenen Farben gefüllt. So sehr wie schwarzhaarige Junge auch die Nacht verabscheute, umso mehr liebte er die Dämmerung und die Morgenröte. Er könnte stundenlang hier stehen und dem Schauspiel des Farbwechsels zusehen, wenn Kasumi ihn nicht in die Realität zurück holte.
"Momentan sind die meisten unserer Mitglieder im Einsatz, aber ich denke bei den wenigen die noch hier sind, kann ich euch erstmal vorstellen, was sagt ihr?" Beide nickten. Sie würden eine ganze Weile nun hier bleiben, da war es gut, wenn man die Kollegen kannte. Eine gewisse Vertrauensbasis war erforderlich um einen ordentlichen Kampf bestehen zu können, davon war er fest überzeugt. Das hieß nicht, das er mit jedem der Jäger einen auf Besten Freund machen wollte. Ein bisschen Vertrauen reichte schon und wenn es nur das Vertrauen in die Fähigkeiten des anderen waren.

Das Gebäude von Japan war von außen etwas kleiner als das deutsche. Jedoch schien es schon gleich auf den ersten Blick moderner zu wirken. Dieser Eindruck blieb auch, als die beiden Neuankömmlinge der Leiterin ins Innere folgte. Hier schien die Technik echt auf dem neusten Stand zu sein. Überraschenderweise war es drinnen viel größer als man von Außen hätte ahnen können.
"Die Hälfte unserer Anlage befindet sich unter der Erde, da wir hier in Japan ziemlich viele Vampire haben, die uns unterstützen. Außerdem ist dieses Gebäude damit unauffälliger." erklärte die braunhaarige Frau vor ihnen. Lu nickte. Das klang plausibel.
"Sind das die Neuen?" hörten sie eine Stimme von weitem. Am Ende des Ganges lehte eine junge Frau an der Wand. Der Junge brauchte nicht lange um zu erkennen, das sie eine Vampirin war.
"Ja, das sind Lu Takagi und Gina Frey." beantwortete Kasumi die Frage. Die Vampirin mit dem blonden Haaren nickte.
"Daphne Morgan, freut mich euch kennen zu lernen." stellte sie sich vor, als sie etwas näher getreten waren. Interessiert beäugte Lu sie. Der Name 'Morgan' kam ihm bekannt vor.
"Ich dachte es interessiert dich, das unser Gast entlich Fortschritte macht." plauderte die Vampirin munter, während sie alle tiefer ins Innere begleitete.
"Hoffentlich hilft ihr das." War da ein betrübter Unterton in Kasumis Stimme?! Natürlich hatte der Junge keine Ahnung wovon sie sprachen, aber irgendwas war ungewöhnlich. Aus reiner Neugier und weil ihm nicht einfiel woher er den Namen der Vampirin kannte, lauschte er einfach dem Gespräch. Wenn er es richtig mitbekommen hatte, unterhielten sie sich über einen Gast. Dieser Gast war ziemlich offensichtlich ein Vampir. Er war kein Jäger und wahrscheinlich ein Mädchen. So viele Informationen konne er dem ersten Wortwechsel entnehmen. Doch warum war sie hier?! In Deutschland war es nicht üblich, Vampire einzuladen wenn sie keine Jäger oder Verbrecher waren.
Nach einiger Zeit waren sie an einer großen Schwungtür angekommen. Kasumi erklärte den beiden Neuen, das sich dahinter die Kantine befand, in der man zu jeder Tages- und Nachtzeit essen konnte. Daphne wollte sich von ihnen verabschieden, als ein Mädchen mit kupferfarbenden Haar durch die Tür kam.
"Oh, sind das etwa unsere neuen Helferlein?" rief sie vergnügt und lächelte vor sich hin. Sie war auch eine Vampirin, sah aber jünger als als Daphne.
"Wenn ich vorstellen darf.." sprach Daphne schließlich an Lu und Gina gewandt.
"Das ist Kyoko Kyo. Ich bin verantwortlich für den kleinen Wirbelwind." Das Mädchen grinste breit und hielt ihnen ihre Hand hin.
"Lu Takagi und das ist meine Kollegin Gina Frey." stellte er sich vor und schüttelte die Hand der Vampirin. Ihre Hände waren ziemlich kalt. Diese Tatsache und die Worte von Daphne ließen darauf schließen, das Kyoko früher ein Mensch gewesen sein muss. Verwandelte Vampire hatten immerhin eine ziemlich niedrige Körpertemperatur, da durch die Verwandlung einige Funktionen des Körpers ausgesetzt oder verlangsamt wurden. Warum das so war, erforschten die Menschen bis heute, doch noch hatte niemand etwas herausgefunden. Immerhin war das bei geborenen Vampiren nicht der Fall.
Kasumi verabschiedete sich nach einem kleinen Wortwechsel von Kyoko und auch Daphne verlies die Gruppe weil sie noch etwas essen wollte. Lu und Gina folgten weiter der Leiterin durch die Gänge, die nach einiger Zeit an einer weiteren großen Tür stehen blieb.
"Ich hoffe zwar nicht, das ihr so schnell mit diesem Teil des Gebäudes Bekanntschaft macht, aber hier geht es zum Krankenflügel." erklärte sie und ging durch die Tür. Hinter der großen Tür war alles in weiß gehalten und viele Türen waren zu sehen. Manche waren mit Zahlen beschriftet, bei anderen standen wiederum Wörter wie 'Operation' und 'Labor'. Also im Grunde sah dieser Teil aus wie ein normales Krankenhaus. Nur etwas moderner. Vor einer Tür blieb Kasumi stehen und klopfte. Nach einer Aufforderung von innen, kam sie rein.
"Guten Abend Damian, ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt." begrüßte sie einen braunhaarigen Jungen, der in einem Krankenbett saß. Der Junge schüttelte den Kopf. Auf einem Stuhl neben seinem Bett saß ein weißhaariges Mädchen mit einem Buch in der Hand. Als Kasumi zu sprechen begonnen hatte, wanderte ihr Blick zu ihnen hinüber und Lu konnte gut die roten Augen erkennen. Was machte ein Vampirmädchen im Krankenzimmer eines Jägers?
"Ich wollte dir eigentlich nur unsere beiden neuen Jäger vorstellen." redete die braunhaarige Chefin weiter und trat einen Schritt zur Seite damit der Junge namens Damian einen besseren Blick auf sie hatte.
"Das sind Lu Takagi und Gina Frey." stellte sie die beiden vor und der Junge nickte.
"Ich bin Damian White. Wie ihr seht, bin ich leider gerade nicht in der Lage Aufträge auszuführen. Aber in ein oder zwei Wochen sollte ich wieder komplett auf den Beinen sein." stellte sich der Junge im Krankenbett vor. Ein großer Verband um seinen Kopf war nicht zu übersehen. Er musste wohl einen schweren Auftrag hinter sich gehabt haben.
"Und wer ist das?" wollte Lu wissen und zeigte auf das Vampirmädchen, welches auf dem Stuhl saß. Ihr Blick wurde für einen kleinen Moment etwas Schreckhaft als der schwarzhaarige Junge zu ihr nickte.
"Das ist Haruka. Ein Vampirmädchen welches wir vor einigen Wochen auf den Straßen von Tokyo gefunden haben. Sie ist eine Reinblüterin, hat allerdings ihr Gedächtnis verloren." erklärte Kasumi den beiden neuen. Diese sahen sie verwirrt an. Eine Reinblüterin mit verlorenen Gedächtnis?! War das vielleicht der seltsame Gast von dem Daphne vorhin gesprochen hatte?!
"Wir versuchen alles damit sie ihr Gedächtnis wiederbekommt, aber bis jetzt wissen wir leider nicht mal zu welcher Familie sie gehört. Keine Vereinigung hat bis jetzt etwas von einer Reinblüterin namens Haruka gehört."
"Und sie weiß wirklich gar nichts?" fragte Lu erstaund nochmal nach. Der Junge konnte sich das nicht so wirklich vorstellen. Diesmal antwortete Damian.
"Richtig. Bis vor kurzem hatte sie sogar vergessen das sie selber ein Vampir ist. Klingt ziemlich seltsam ich weiß, aber es war wirklich so. Bis jetzt kann sie sich nur an ihren Namen erinnern. Das sie kein Mensch ist, hat sie auch vor kurzem erst realisiert." Dafür erntete er einen verwirrten Blick.
"Sowas geht?!" Lu konnte sich nicht vorstellen, das Vampire vergessen konnten, das sie Vampire waren. Immerhin hatte sie auch noch keinen Menschen getroffen, der vergessen hatte, das er ein Mensch war. Aber das weißhaarige Mädchen sah die beiden so scheu an, das es tatsächlich glaubhaft schien. Durch ihre Stärke waren Vampire nämlich von Natur aus alles andere als scheu. Vor allem Menschen gegenüber.
Es klopfte und ein Mädchen mit schwarzen Haaren und blau-pinken Strähnen öffnete die Tür.
"Damian, ich wollte dir..." sprach sie, stoppte aber, als sie die ganzen Menschen sah.
"Oh, ich wusste nicht das du so viel Besuch hast. Ich wollte dir eigentlich nur das Abendessen bringen." sprach sie und trat mit einem Tablett in der Hand durch die Tür.
"Du hättest dir keine Umstände machen brauchen, ich wäre auch alleine aufgestanden." meinte Damian darauf nur aber für diesen Satz erntete er einen offensichtlich bösen Blick des Mädchens. Lu betrachtete derweilen das Mädchen ganz genau. Irgendwas störte ihm an sie.
"Vergiss es Damian. Erstens darfst du nicht aufstehen und zweitens helfe ich doch sowieso manchmal in der Krankenstation aus." redete sie weiter. Kasumi trat neben Lu und Gina.
"Darf ich euch beiden eine weitere Jägerin vorstellen?! Das ist Hime Hinasaki. Sie ist ein Halbgeist wie du Lu, ist zwar als Jägerin ausgebildet worden, versucht sich aber nun an einer weiteren Ausbildung zur Ärztin." Während sie sprach, lächelte Hime beide freundlich an.
"Dann seit ihr also unsere Unterstützung aus Deutschland. Freud mich euch kennen zu lernen." Lu nickte kurz.
"Mein Name ist Lu Takagi, das dort ist Gina Frey. Freut mich." antwortete er knapp. Dieses Mädchen hatte immernoch etwas an sich, was sein Interesse weckte.
"Ich denke, wir lassen Damian dann mal seine Ruhe und ich zeige euch euer Zimmer?" sprach Kasumi derweil und die beiden Neulinge nickten. Etwas Ruhe nach der langen Fahrt wäre vielleicht nicht schlecht. So folgten sie der Leiterin auf den Gang. Lu immernoch sehr nachdenklich. Wenn ihm nur einfiel was ihn so störte.
Sie verließen den Kranenflügel und gingen eine Treppe nach oben. Während sie durch einen weiteren Gang schlenderten, fiel es ihm wie Schuppen aus den Augen.
"Dieses Mädchen ist 'Ihm' viel zu ähnlich.." flüsterte er und Gina sah seinen Kumpel fragend an. Doch Lu bemerkte das gar nicht, so war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
"Kasumi-san.." fing er an doch die junge Frau unterbrach ihn.
"Du kannst die Höflichkeiten ruhig weglassen." lächelte sie den 17-Jährigen an. Er nickte.
"Dieses Mädchen gerade.. Hime. Sie ist ein Halbgeist hattest du gesagt?" Kasumi nickte zur Bestätigung.
"Weiß man, wer ihr Vater ist?" wollte Lu wissen. Verwundert sah die Braunhaarige ihn an.
"Wieso willst du das wissen?" war ihre Gegenfrage.
"Sie sieht einem bestimmten Vampir ziemlich ähnlich, der in Deutschland schon einige Schwirigkeiten gemacht hat. Ich würde gerne wissen ob mein Verdacht richtig ist."
"Nun.. bestätigt ist zwar nichts, aber wenn man den letzten Worten ihrer Mutter glauben schenken darf, dann hieß ihr Vater Renji Suzuki. Jedoch konnte bis heute niemand einen Vampir mit diesem Namen ausfindig machen. Deswegen sind wir uns nicht sicher ob das stimmt." Lu wäre fast stehen geblieben, als er den Namen des Vampires hörte. Er konnte sich gerade noch so eines Besseren besinnen.
"Und?" sprach Kasumi ihn an. Er wusste erst gar nicht was sie von ihm wollte. Erst nachdem der Junge ein paar Minuten in die fragenden Augen geblickt hatte, fiel es ihm wieder ein.
"Ach so, nein. Nein, dann war das jemand anderes. Von diesem Namen habe ich leider auch noch nie was gehört." Kasumi nickte und schien ein wenig enttäuscht zu sein. Lu dagegen spührte den stechenden Blick von Gina in seinem Nacken. Er wusste genau was sie dachte. Immerhin wusste sie, das er gelogen hatte.
Renji Suzuki.. natürlich kannte er diesen Namen. Den Namen seines eigenen Vaters würde wohl niemand einfach vergessen.