Fünf

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„Endlich. Ich dachte schon, du futterst den ganzen Teig weg, bevor ich auch nur das kleinste bisschen in den Ofen stellen kann", sage ich und wische mir mit dem Handrücken über die Stirn. Simon sieht mich lachend an und pustet mir auf die Stirn.

„Du hast da Mehl", sagt er, als der Versuch fehlschlägt, das Mehl so wegzupusten. Ich wische es mit dem Ärmel meines Pullovers weg. „Darf ich denn jetzt den Rest so essen?" Er deutet auf die Rührschüssel, in der noch Teigreste kleben.

„Ach, mach ruhig." Seufzend sehe ich durch die Küche, die aussieht, als wäre ein Tornado hindurchgefegt. Simon und ich hatten Spaß, klar, wir haben die ganze Zeit herumgealbert und es letzten Endes auch geschafft, zumindest einen Teil des Teigs in den Ofen zu befördern. Simon nimmt etwas Teig auf den Finger und schmiert es mir auf die Wange. „Hey!", protestiere ich, doch er küsst mich und entfernt so den Teig von meiner Wange. „Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich sonst alleine backe."

Er grinst schief, während er den Rest des Teigs aus der Schüssel isst. „Tut mir leid, aber du kannst das einfach viel zu gut. Schmeckt echt super."

Ich deute anklagend mit einem Schneebesen in seine Richtung. „Weißt du, was noch besser schmeckt?"

„Deine Küsse?", entgegnet er grinsend.

„Ich meinte eigentlich Brownies, wenn sie auch gebacken sind, aber wenn du meinst..." Ich lasse ihn weiter die Teigreste essen, während ich an der Spüle stehe und die Küchengeräte abwasche. Dann spüre ich, wie mein Handy in meiner Hosentasche vibriert. Ich sehe kurz auf mein Handy. Eine neue Nachricht von Juliet Hansen.

Hey Alexa, ich wollte nochmal nachfragen, ob du Silvester auch zu mir kommst. Du hast gestern nur gesagt, du würdest mal überlegen.

Ich sehe kurz zu Simon hinüber und überlege, ob ich ihn fragen sollte. Warum sollte ich allerdings? Er hat mir schon angeboten, woanders hinzugehen, wieso muss ich ihn dann noch fragen? Außerdem bin ich eine erwachsene Frau, ich kann tun und lassen, was ich will.

Klar, wie spät?

Während ich noch etwas mit Julie schreibe, höre ich das Piepsen des Backofens. Meine Güte, wir haben fast eine halbe Stunde lang miteinander geschrieben. Ich lege das Handy weg und hole die Brownies aus dem Ofen. Simon sieht auf. „Darf ich probieren?"

„Nein, du hilfst mir erst noch, hier aufzuräumen." Ich sehe noch einmal auf mein Handy. Ich hatte Julie gefragt, was sie für den Abend geplant hatte und ob ich ihr irgendwie helfen kann.

Ich wollte noch zwei andere Ladies einladen, Mädelsabend. Wenn du helfen möchtest, könntest du eventuell Musik mitbringen?

Ich antworte ihr noch schnell und halte Simon davon ab, sich doch noch einen Brownie zu nehmen. „Lass das. Gleich kannst du probieren. Wenn die verdammte Küche sauber ist." Er legt eine Hand auf meinen Rücken und streicht über meinen Nacken. Ich bekomme eine Gänsehaut.

„Ich helfe dir, aber dann hör auch auf, am Handy zu sein. Was ist überhaupt so wichtig?" Weil er mein Freund ist, kennt er den Sperrcode für mein Handy. Er überfliegt die Konversation mit Julie und sieht mich an. „Schön. Du gehst in letzter Zeit wieder öfter raus, hm? Zwei Mal innerhalb von einer Woche, das ist öfter als im bisherigen Jahr, oder?"

„Du bist doof!", rufe ich und werfe ein Geschirrtuch in seine Richtung. Obwohl das schon stimmt. Ich gehe nicht gerne aus, und wenn, dann eigentlich nur mit Simon. „Hast du was dagegen?"

„Nein, ich finds schön. Gut zu wissen, dass meine Freundin noch andere Sozialkontakte außer mir hat." Er hebt mich hoch und küsst mich. Ich lache und muss mich an ihm festhalten. Solche Momente mit meinem Freund zusammen liebe ich einfach. Er gibt mir das Gefühl, wirklich zu leben. Glücklich zu sein. Mit diesem Menschen will ich alt werden.

Meine Güte, ich bin echt sentimental. Wir sind noch jung, wir haben Zeit. Simon hilft mir noch beim Aufräumen, bevor wir uns dann beide auf die frischgebackenen Brownies stürzen.

JulietWhere stories live. Discover now