Kapitel 12

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Gemächlich ging Riley an der Tür zum Treppenhaus vorbei, bog nach einigen Metern links ab und befand sich nun auf der anderen Seite der rechteckigen Dachfläche. Der Abstand zwischen dem quaderförmigen Block in der Mitte, in welchem man wieder nach unten kam, und dem dreißigzentimeterhohen Geländer am Rand war relativ schmal, sodass die Gruppe eine Schlange bilden musste. An erster Stelle war Riley, gefolgt von Megan und dem vorlauten Jungen. Den Schluss bildeten die zwei anderen Auftragskiller.

Vor einem metallenen Quadrat, eingelassen im Boden, hielt sie an. Die anderen stellten sich in einer Reihe an der Wand auf, während die Frau sich bückte und mithilfe eines befestigten Griffs den silberglänzenden Deckel öffnete. Was dahinter zum Vorschein kam, war ein langer Schacht, der senkrecht hinunter führte, und nach wenigen Metern von gänzlicher Schwärze verschluckt wurde.

Langsam erhob Riley sich wieder, dann blickte sie in die Runde.

„Kürbiskopf, du kommst vor." Verdutzt schauten sich die vier Neulinge an. Dem großen, dürren Mann wich sofort die Farbe aus dem Gesicht und er musste schlucken. Da sich sonst keiner rührte, machte er vorsichtig einen Schritt nach vorne.

„Nicht du, Ron Weasley. Ich meinte Mister Aftershave." Sichtlich erleichtert presste er sich wieder an die Mauer. Die kühle Oberfläche tat ihm gut, und er entspannte sich wieder. Der Junge in Hemd und Jeans war noch verwundert über seinen neuen Spitznamen, doch er fühlte sich angesprochen und trat zu Riley. Diese packte ihn gleich beim Kragen und brachte ihn, durch ein geplantes Manöver, zum Stolpern. Er fiel auf die Knie und bereitete sich schon seelisch darauf vor, ins Leere zu fallen, als er von hinten einen Widerstand spürte. Die Frau zog ihn weg und ließ ihn dann unbeachtet fallen.

„Deinem Gesicht nach zu urteilen, siehst du jetzt nicht mehr so selbstbewusst aus, nicht wahr?", spottete sie.

Durch den harten Aufprall platzte ihm die Unterlippe auf. Die kleinen, dunkelroten Tropfen, die auf den Beton trafen, bildeten einen starken Kontrast zu dem langweiligen Grau. Der Mann wischte sich mit der Hand über den Mund, um den Blutfluss zu stoppen, immer darauf bedacht, dass nichts auf sein weißes Hemd tröpfelte.

Danach richtete er sich auf, und sagte seinem Gegenüber ins Gesicht: „Und das wars jetzt? Mehr nicht?" Riley fing nach diesen Worten an, zu grinsen.

„Gott, nein. Bei weitem nicht", antwortete sie und schüttelte dabei den Kopf, „Du muss echt noch eine Menge lernen, vor allem, wie man harten Schlägen ausweicht."

Verwirrt sah er sie an. Noch ehe er den Satz begreifen konnte, spürte er einen durchdringenden Schmerz, konzentriert an seiner rechten Wange. Von seiner schon verwundeten Lippe ausgehend, fühlte er ein lautes Pochen und ein unerträgliches Stechen. Er fasste sich an die Nase, die ebenfalls etwas von dem Fausthieb abbekommen hatte, doch augenblicklich wanderten seine Hände in die Magengegend und er krümmte sich. Diesen Moment nutzte Riley aus, um ihm zwischen die Beine zu treten. Von Schmerz erfüllt knallte er zu Boden, als ihm sein Angreifer die Füße mit einer schwungvollen Bewegung wegriss. „Haben alle gut aufgepasst?", fragte Riley die Unerfahrenen. Stumm nickten sie.

„Gut. Das sind nämlich die Basisschritte bei der Selbstverteidigung."

Ein paar Sekunden gab Riley dem Jüngling noch Zeit, um sich von den Schlägen und Tritten zu erholen. Sie wusste, dass er nicht um Gnade winseln würde, so wie seine Mitstreiter, sondern, dass er sie nur noch mehr provozieren würde.

Und damit hatte sie recht, denn als er erneut auf den Beinen stand, meinte er bloß: „Und das wars jetzt? Mehr nicht?"

„Nein, Kürbiskopf. Bei weitem nicht", war ihre einzige Reaktion darauf. Sie überlegte ein bisschen, dann fasste sie einen Entschluss.

AuftragskillerTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang