Kapitel 30

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Sie stieß ihn in die Finsternis und er stolperte fast über seinen eingepackten Smoking. Ein Blick in Richtung Tür verriet, dass die Frau noch schemenhaft zu erkennen war, wie sie die Dunkelheit betrat. Dann gab es ein lautes Geräusch und der Mann war in gänzlicher Schwärze eingehüllt. Die Frau in Lederjacke verriegelte den Ausgang.

„Nur damit du auf keine dummen Gedanken kommst." Dieser Mensch ist wahnsinnig! Wo bin ich überhaupt? Ich sehe nichts mehr. Eine Sekunde verging, dann eine weitere und nichts passierte. Sie konnte seine Angst förmlich riechen. Du musst jetzt schön ruhig bleiben. Denk logisch. Was würdest du in einer solchen Lage normalerweise als erstes tun?

Der Mann versuchte sich zurechtzufinden, indem er seine Umgebung auf allen Vieren abtastete. Der Boden war aus kaltem Stein und schien niemals enden zu wollen. Endlich wurde er erlöst und das Licht ging an. Es war eine einzige Glühbirne, die traurig an drei Kabeln von der Decke hing. Doch für ihn strahlte sie so hell, dass es fast wehtat.

„Also rechtmachen kann man es dir auch nicht", meinte die Frau. Mit der Hand vorm Gesicht bemühte er sich, den Standpunkt der Bewaffneten ausfindig zu machen. Diese war immer noch vor der Tür.

„Siehst du diese Lederhandschuhe?" Sie wedelte mit ihren Händen.

„Das sind Spezialanfertigungen. Im Moment schauen meine Finger noch heraus, aber jetzt", sie stülpte eine Art Aufsatz über diese, „sind sie gut geschützt. Ist das nicht eine tolle Erfindung?"

„Die gibt es schon länger."

„Auch mit Aufwärmfunktion bei frostigen Tagen? Ich hasse es, wenn meine Finger kalt sind." Er ignorierte sie und begutachtete lieber den Raum, in dem er sich befand. Er war komplett leer, doch der Mann erkannte die Schalldämmung an den Wänden. Keiner wird mich um Hilfe schreien hören. Er schluckte.

„Eben. Aber nun zu einem anderen Thema. Ich habe eine kleine Überraschung für dich."

Und das soll mich aufmuntern? Die ist ja gestört. Ich muss sie angreifen, wenn ich hier lebendig raus will. Aber sie trägt ihre Waffe noch bei sich. Ich muss sie in einem Moment der Unachtsamkeit erwischen. Der Mann richtete sich auf.

„Ach ja? Na dann hoffe ich mal, dass sie hübscher aussieht als du", entgegnete er ihr. Er probierte es mit der Provokationstaktik. Es funktioniert. Sie kommt näher und lässt sich von mir ablenken.

„An deiner Stelle würde ich aufpassen, was du sagst." Er starrte sie an, aber im Augenwinkel sah er immer auf die Pistole. Sie hält sie ganz locker in der Hand. Die Frau war nur noch Millimeter von ihm entfernt. Jetzt!

Blitzschnell ergriff er ihren rechten Unterarm und verdrehte diesen nach hinten. Ein Schuss löste sich und bohrte sich in die Decke. Geschickt schlüpfte er unter ihre Gliedmaße. Wie bei einem Tanz drehte sich die Frau mit ihm und konnte so ihre Extremitäten entspannen. Mit der linken Hand versetzte sie ihm schlagkräftig Hiebe, welchen er nicht allen ausweichen konnte. Plötzlich spürte der Mann ein starkes Ziehen und bemerkte, dass ihm jemand die Kehle zuschnürte. Er packte den fremden Arm und mit aller Kraft zog er ihn vom Halsbereich.

Das verschaffte ihm einen tiefen Atemzug, bevor er einen gewaltigen Schlag auf seine Nase bekam und für kurze Zeit in Ohnmacht fiel. Sehen konnte er nichts, aber er nahm für diesen Moment die Umgebung mit seinen anderen Sinnen wahr.

„Na toll. Jetzt hast du dir deine Überraschung versaut." Benommen blinzelte er und blickte in die giftgrünen Augen seiner Gegnerin. Wo ist der zweite? Sein Gesicht schmerzte. Er konnte kaum noch reden.

„Wer...wer war das?", stammelte er.

„Deine Überraschung." Er runzelte die Stirn. Dann sah er ihn.

„Luke?" Was machte der denn hier? Und seit wann, sieht er so kräftig aus?

„Wieso?", fragte der am Boden liegende Mann. Eine Antwort bekam er nicht mehr.

AuftragskillerWhere stories live. Discover now