Kapitel 10

425 26 3
                                    

Josh und Nathalie begleiten mich zu den anderen auf die Lichtung, so wie sie alle unseren Hauptplatz nennen. Ich konnte mich nicht von Newt verabschieden und ihm damit auch nicht das sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Ich frage mich, wann ich das nächste Mal die Gelegenheit dazu bekommen werde. Natürlich kann er mich auch besuchen, wenn die anderen dabei sind, doch dann kann ich es ihm nicht sagen. Und zwischen Tür und Angel will ich es ihm auch nicht einfach so reindrücken. Ach Mann, wieso hat sich alles gegen mich verschworen? Sie haben doch bisher auch noch keine Probleme damit gehabt, wenn ich Zeit im Wald verbracht habe. „May, wir machen uns doch nur Sorgen um dich, du brauchst jetzt nicht sauer auf uns zu sein. Wir haben nur das Gefühl, dass dich irgendetwas bedrückt und du dich deswegen zurückziehst. Ich weiß nicht, warum du es uns nicht sagst, das hast du doch bisher immer getan. Auch, wenn Josh viel Zeit bei den Baumeistern verbringt, die versuchen, altes wieder herzustellen und ich viel mit anpacken muss, heißt das doch nicht, dass wir keine Zeit mehr für dich haben. Du bist doch unsere beste Freundin." Während wir durch den mittlerweile stockdunklen Wald laufen, spüre ich, wie Nathalie sich eng an mich drückt und ihren Arm um mich legt. Ich spüre den Wind, der mit meinen Haaren spielt und seufze. So gerne würde ich ihnen die Wahrheit sagen können. So gerne würde ich mich einfach öffnen können, die Wahrheit ans Licht kommen lassen und ihnen sagen, was wirklich wichtig ist. Denn es liegt mir auf dem Herzen. Nicht umsonst sind die beiden meine besten Freunde, sie sind das, da ich ihnen vertraue und es ihnen auch sagen will ... Insgeheim weiß ich, dass ich es nicht immer vor ihnen verbergen kann, da sie mich durchschauen. Ich muss mir nur den richtigen Zeitpunkt wählen, sodass garantiert auch niemand anders davon Wind bekommt und dann kann ich nur hoffen, dass sie mir glauben und nicht denken, dass ich komplett durchgeknallt bin. Mit Gedanken an Newt schlendere ich neben den beiden durch den Wald, den anderen immer näher kommend. Ich will nicht zurück zu meinem Alltag, ich brauche noch Zeit, um mich wie ein freier Mensch fühlen zu können und wenn ich schon nicht mit Newt reden kann, dann werde ich wenigstens an ihn denken dürfen und das auch ganz in Ruhe. Denn das habe ich mir auf jeden Fall verdient, das würden auch alle anderen so sehen, wenn sie von allem wüssten, was hier vor sich geht. „Ich danke euch beiden wirklich. Es ist wirklich nichts Schlimmes, ich brauche einfach nur ein bisschen Zeit für mich und ich hoffe, ihr versteht das. Bitte, gebt sie mir und ich verspreche euch, dass ich mit euch reden werde, wie man das unter Freunden macht. Ihr wisst, dass ich es euch erzählen werde, ich kann einfach keine Geheimnisse vor euch haben, doch diese Zeit brauche ich jetzt noch." Die beiden blicken mich verständnisvoll an und nicken mir zu. Dann umarmen sie mich beide noch. Wir sind momentan wieder bei den anderen angekommen und sie wissen, dass jetzt diese Zeit ist, die ich für mich brauche. Dafür bin ich ihnen so dankbar, dass sie so verständnisvoll sind. Die besten Freunde habe ich hier an meiner Seite. Schon eine Minute, nach dem ich alleine bin, bin ich zu einem Entschluss gekommen: Ich kann nicht mehr länger warten und deswegen werde ich heute Nacht, wenn alle schlafen, wieder in den Wald schleichen und Newt von allem erzählen. Er muss es erfahren und ich muss es ihm einfach sagen. Ich kann es nicht noch länger für mich behalten. Hoffentlich schlafen heute alle schnell ein ...

Endlich ist es so weit. Ich musste mich einige Zeit lang wirklich quälen, da ich selbst hundemüde bin, doch auf der anderen Seite bin ich so aufgeregt, wenn ich an Newts Reaktion denke, dass mir ganz warm ums Herz wird und ich mit einem Schlag wieder hellwach werde. Dann höre ich wieder den ruhigen Atem der anderen und habe keine Ahnung, ob ich das wirklich durchhalten werde. Noch nicht alle schlafen und ich habe das Gefühl, dass manche heute mit Absicht länger brauchen, als wollten sie dafür sorgen, dass ich so müde werde und dann einfach einschlafe. Natürlich ist das Quatsch, doch es kommt mir wirklich so vor. Ich habe zwar erst vor wenigen Stunden das letzte Mal mit Newt gesprochen, doch ich vermisse ihn schon sehr. Merkwürdig, ich weiß, doch so bin ich nun einmal. Ich habe mich wirklich an ihn gewöhnt und mein kleiner Schutzengel ist mir sehr ans Herz gewachsen, auch wenn ich seine Hilfe so gut wie gar nicht benötige. Es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn man weiß, dass es jemanden gibt, der auf einen aufpasst und für einen da ist und dass ich mit ihm reden kann. Ich kann auch nichts wirklich vor ihm verbergen, dadurch, dass er übernatürlich ist, hat er eine bestimmte Verbindung, die es ihm ermöglicht, zu erkennen, wie ich mich fühle. Spürt er auch, dass ich aufgeregt bin und mich wie ein kleines Kind fühle, ihn wiederzusehen und ihm das alles zu berichten? Sicherlich hat er mittlerweile schon mitbekommen, dass ich ihm irgendetwas verschweige und er wartet nur gespannt darauf, was es denn wohl ist. Langsam stehe ich aus meiner Hängematte auf und lausche ein letztes Mal. Ich höre nur das Atmen und das Geschnarche von einigen, doch sonst ist es mucksmäuschenstill. Jetzt ist meine Chance, jetzt oder nie. Schnell mache ich die ersten Schritte in Richtung Wald, die Fackeln helfen mir momentan noch, dass ich den Weg erkenne. Hoffentlich falle ich im Wald nicht hin und breche mir irgendetwas. Wobei, dann ist ja eigentlich wieder Newt für mich da. Mein Schutzengel. Und nun werde ich ihm erzählen, wie wir ihn retten können.

Angels in paradise [Maze Runner/Newt FF]Where stories live. Discover now