Kapitel 12

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Es ist eine Entscheidung, die innerhalb einiger Millisekunden gefällt wird. Ich kann nämlich nicht wirklich lange darüber nachdenken, ob ich ihn gewähren lassen soll oder es besser wäre, wenn ich mich zurückziehen würde. Ich schätze, das hat mein Unterbewusstsein einfach entschieden. Ich mag Newt ja wirklich, als mein Freund, doch bisher hatte ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie es denn wäre, wenn da mehr wäre. Ich habe da eigentlich auch nicht wirklich dran denken können, denn es ist ja so, dass er mein Schutzengel ist, er ist übernatürlich und eigentlich kann man mit keinem Engel zusammen sein. Ich kann ihn ja nur sehen und anfassen, wenn das bewusst von ihm gesteuert wird und er kann mich auch nur berühren, wenn er das bewusst entscheidet. Das muss also eine sehr bewusste Entscheidung von ihm gewesen sein. Mein Unterbewusstsein ist von der Idee sehr überzeugt und ich muss sagen, dass ich genau richtig gehandelt habe. Ich bin total froh, dass er diesen Schritt gemacht hat und jetzt fühle ich mich einfach wundervoll. Was eine Millisekunde alles ausmachen kann ... Sie kann einen guten Freund dazu bringen, mich zu küssen und dadurch so viel in mir auszulösen, dass ich meine Gedanken erst einmal ordnen muss, da ich an zu vieles gleichzeitig denke. Eigentlich sollte ich jetzt doch gar nicht denken! Ich muss diesen Moment genießen, denn er kann jede Sekunde zu Ende sein! Und das will ich auf keinen Fall! Ich spüre den sanften Druck seiner perfekt geformten Lippen auf meinen, spüre, wie sie sich an meine schmiegen. Seine Lippen haben sich einen Spalt geöfnet, durch den sich warme Luft zu meinem Mund bahnt und mir beinahe den Atem raubt. Meine ganze Haut ist mit Gänsehaut überzogen und meine Finger zittern, als ich sie anhebe und in seinen Nacken lege. Ich streiche über die Haut und fahre durch seine Haare, die sich total weich anfühlen. Wenn ich mir darüber bewusst werde, wie nahe er mir gerade ist, so nahe, wie mir noch nie ein Junge war, dann werden meine Knie weich wie Butter und ich drohe, umzukippen. All diese tollen Eindrücke nehme ich in einer solch kurzen Zeitspanne auf, dass ich gar nicht glauben kann. Dies ist mein erster Kuss und ich weiß jetzt schon, dass es der beste ist. Es kann gar keinen besseren mehr geben und ich will auch keine andere Person mehr küssen. Ich glaube, dass wenn Newt ein Mensch wäre, der hier ganz normal, wie alle anderen leben würde, dass ich mir dann gar nicht mehr viel Gedanken machen würde. Ich würde ihn fragen, ob er mit mir zusammen sein wollte. Selbst, wenn ich da nicht so viel drüber nachgedacht habe, denke ich, dass es eine Entscheidung des Herzens sein soll und das würde es hier definitiv sein. Mein Herz schlägt für ihn. Newt zieht sich auf einmal ein Stück zurück, seine Lippen lösen sich von meinen, in dieser Position, in der er ein paar Millimeter von meinen Lippen entfernt ist, verharrt er einen kurzen Augenblick. Es ist, als würde er mit sich ringen, mich nicht wieder zu küssen. Nun zieht er sich allerdings endgültig zurück. Er vergräbt sein Gesicht in seiner Handfläche. „Es tut mir leid, May. Das war ein Fehler, ich hätte das nicht tun sollen. Vergiss es bitte, ich will dich nicht verwirren. Wir sind Freunde, okay! Ich freue mich so sehr, dass du dich für mich einsetzt und diese Idee mit der Zeitmaschine und dem Transvice hast, darauf muss ich mich jetzt konzentrieren. Wir reden morgen, okay?" Er dreht sich einfach um und fängt schon an, langsam durchsichtig zu werden, was bedeutet, dass ich ihn gleich nicht mehr sehen kann. Was soll ich nun machen? Er kann doch nicht verlangen, dass ich das jetzt einfach vergesse, als wäre nichts gewesen oder? Dafür ist gerade wirklich zu viel passiert! Warum müssen Jungs so kompliziert sein? Hat er jetzt erkannt, dass es keine Zukunft hat, da er mein Schutzengel ist? Ich weiß, es hat nicht wirklich eine gute Aussicht auf die Zukunft, doch ich habe mich gerade einfach so gut gefühlt. Dieser Moment war irgendwie ... magisch und ich wünsche ihn mir zurück. Ich muss mir klar über meine Gefühle werden, ob das jetzt gerade nur eine kleine harmlose Schwärmerei ist oder ob da auch mehr draus werden kann. Ich muss das wissen ... Warum kann er nicht einfach bei uns sein? Doch das wird er, wenn mein Plan funktioniert! Das wird er, er wird hier bei uns sein! Hoffentlich meint er es ernst, dann können wir es vielleicht einmal probieren, es kann zwar sein, dass wir uns täuschen und beide doch nur Freundschaft füreinander empfinden, doch das kann ich jetzt ja noch nicht wissen. Das ist alles zu viel für eine Nacht. Ich denke, es ist besser, wenn ich ihm jetzt nicht hinterherlaufe. Wenn ich seinen Kuss jetzt erwidern würde, würde es alles wahnsinnig viel komplizierter machen und ich muss erst mal einen kühlen Kopf bewahren ... Ich sollte zurück zu den anderen und versuchen, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, sonst wissen morgen alle, dass irgendetwas passiert ist, da ich so müde bin. Ich kann und werde das niemandem erzählen. Ich muss mir alleine klar über meine Gefühle werden. Oh Mann, das wird wirklich nicht leicht ... Ich drehe mich weg von dem Punkt, an dem ich Newt das letzte Mal gesehen habe und trotte zu den anderen zurück. Zum Glück finde ich den Weg ohne Komplikationen. Allerdings mag der Schlaf einfach nicht kommen, als ich dann in meiner Hängematte liege. Ich höre das friedliche Schnaufen von den anderen und wünsche mir einfach nur, schlafen zu können und das ohne Träume. Ich will heute ausnahmsweise mal nicht von Newt träumen, da das nicht helfen würde, meine Gefühle zuzuordnen ...

Angels in paradise [Maze Runner/Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt