Kapitel 23

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Ich laufe durch die Menge, mit klopfendem Herzen, während ich überall versuche, ihn irgendwo zu entdecken. Wo ist er denn nur? Newt, wo bist du? Melde dich bitte! Ich kann das alles nicht! Wenn ich noch viel länger durch diese Crankmenge laufen muss, werde ich wahrscheinlich aufgeben, da ich das nicht kann. Es macht mich einfach fertig. Sie sehen alle so unglücklich aus, ich sehe ihre verwirrten Blicke und weiß, dass ich nichts für sie tun kann. Das ist ein total grausames Gefühl, wenn sie mich so ansehen, als wollten sie mich fressen. Ich weiß aber auch, dass sie total leiden und mich am liebsten anflehen würden, dass ich ihnen helfen sollte. Doch das kann ich nicht. Ich kann ihnen nicht allen helfen. Heute bin ich hier, um Newt zu retten, was ich irgendwie schaffen muss. Ich darf nicht scheitern ... Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn er wegen mir sterben müsste. Nein! Da darf ich gar nicht dran denken! Newt wird nicht sterben, nicht so lange, wie ich da bin und ihn retten werde! Denn ich liebe ihn und werde ihm deswegen helfen! Er wird ein tolles Leben haben und in Sicherheit sein. Ich laufe noch ein paar Schritte mit diesem widerlichen Gestank, dann muss ich fast würgen, der Gestank an dieser Stelle ist irgendwie noch viel schlimmer als an anderen Stellen. Es ist so widerlich. Ich lasse meinen Blick widerwillig über die Cranks schweifen und muss dann erschrocken nach Luft schnappen. In meinem Brustkorb zieht sich alles zusammen. Ich fange an zu zittern und drücke das kalte Transvice noch dichter an mich. Das kann nicht er sein. Er sieht nicht aus wie Newt, das ist irgendjemand anders, der nur ein paar kleine Ähnlichkeiten mit ihm hat. Doch das stimmt nicht, egal wie sehr ich versuche, mich dagegen zu wehren, ich weiß, dass das Newt ist, der da vor mir sitzt. Was ist denn nur mit ihm passiert? Ich glaube, ich habe ausgeblendet, wie schlimm Cranks wirklich aussehen, wenn es sie erwischt. Newt hat total verschwitzte, fettige Haare, die ihm in die Stirn hängen. Sein ganzer Körper ist von grünlich-blauen Adern überzogen, die pulsieren, als würden sie gleich explodieren und das Crankblut in der Gegend herumspritzen. Ich habe Angst vor ihm, als mich sein irrer Blick trifft. Da ist keine Spur von Erkennen. Mir war klar, dass er nicht wissen kann, wer ich bin, doch diesen Blick hätte ich mir niemals ausmalen können. Er sieht mich an wie ein Jäger seine Beute ansieht. Er sieht aus, als würde er sich gleich auf mich stürzen und mich verspeißen. Mein Herz rast wie eine Machine. Das ist nicht mein Newt. Er ist ein Monster. Ich muss ihn dringend retten! Aber wie nur? Wie soll ich es schaffen, ihn in dieser Verfassung zu überzeugen, mit mir in eine Seitengasse zu gehen, damit ich dann mit meinem Transvice auf ihn zielen kann und damit allem hier ein Ende setzen kann? Damit ich ihm eine bessere Zukunft ermöglichen kann. Wie soll ich das denn bitte schaffen? Mich verlässt jeglicher Mut und ich bin kurz davor, aufzugeben. Meine Liebe aufzugeben. Wenn ich ihn so sehe, schwindet jeglicher Gedanke, dass ich ihn retten könnte. Wie soll ich das verhindern können? Wie soll ich denn bitte verhindern können, dass der Brand sein Gehirn zersetzt und ihn noch weiter zerstört als er es eh schon ist. Ich habe Angst vor ihm. „Mhh, du siehst lecker aus, meine Hübsche! Komm her und lass dich kosten", lallt er vor sich hin und streckt seine Hände grapschend nach mir aus. Angewidert weiche ich ein paar Schritte zurück, doch dabei stoße ich gegen einen anderen Crank, der sich dort befindet. Dieser Crank packt mich am Knöchel und fängt an, seinen geöffneten Mund an mein Bein zu bewegen, während ihm der Sabber aus dem Mund läuft. Panisch fange ich an, um mich zu treten und mache wieder ein paar Schritte auf Newt zu. Ich sehe ihm in die Augen, versuche dort irgendetwas von dem Newt zu erkennen, den ich so liebe und den ich erkenne. Die Augen sind seine, sie sind so schön braun wie sie schon immer waren, doch sein Blick ist so leer, als würde er gar nichts mehr über sich wissen. Als wäre alles aus seinen Erinnerungen geraubt worden. Er weiß ja nicht einmal mehr, dass Sonya seine Schwester ist, was ihm zwar durch WICKED geraubt wurde, doch auch all die Lichter, seine Freunde, würde er nicht mehr erkennen. Er ist nur noch ein Tier, das keinen Willen mehr wie ein Mensch hat. Er hat nur noch Triebe und der jetzige ist, dass er mich essen will. „Newt ...", meine Stimme zittert, „ich kann dich retten, glaube mir. Ich kann dem allem ein Ende setzen. Den Gedanken, die Stimmen, die zu dir sprechen, du musst sie nicht mehr länger hören. Du kannst diesen Ort verlassen und brauchst all das hier nicht mehr zu sehen. Es wird besser sein, dir wird es gut gehen, du kannst wieder Newt sein. Du musst mir glauben, du wirst deine Schwester wiedersehen." In seinem Blick kann ich leider nicht im Geringsten erkennen, dass er versteht, was ich meine. Hört er mir überhaupt zu? „Ich habe keine Schwester ... Das hier ist mein Schicksal, ich bin ein Crank und gehöre hier zu meinen Freunden. Heute Abend werden wir bowlen gehen und ein paar Menschen verspeisen, das haben sie mir anvertraut, aber das ich niemandem sagen." Er fängt an, zu lachen, als hätte gerade einen total witzigen Witz erzählt und er würde sich gerade total amüsieren. Mich überzieht eine starke Gänsehaut, da ich das nicht ertrage. Meine Hoffnung, dass alles wieder gut wird, schwindet mit jeder Sekunde mehr. Das hat doch alles keinen Sinn. Wie soll ich ihn denn nur retten? Das ist doch völlig unmöglich! Er ist völlig verwirrt und da kann man nichts mehr machen. Ich könnte es nur versuchen, wenn ich mich mit ihm auf eine Stufe stelle. Vielleicht hört Newt besser auf mich, wenn ich mich auch wie ein Crank verhalte. Wenn ich total wirres Zeug rede und es deswegen schaffe, ihn dazu zu bewegen, mir zu folgen. Es muss total wirr klingen und er darf nicht ahnen, dass das gespielt ist, sonst habe ich keine Chance mehr. Wenn ich es nicht schaffe, dass er mir glaubt und mir folgt, dann wird mich jegliche Hoffnung verlassen, denn dann kann ich nichts mehr machen. Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffen werde. Ich kann nicht sehr überzeugend sein und wenn ich Angst habe, kann es bei mir sehr leicht passieren, dass ich etwas gründlich Falsch mache und dann alles in einer Katastrophe endet. Diese Katastrophe würde bedeuten, dass ich Newt verliere und nie wiedersehe. Dass er für immer als mein Schutzengel gefangen sein wird und in der Realität tot ist. Ich werde ihn nie glücklich machen können und er wird so enttäuscht von mir sein, dass er den Kontakt zu mir abbrechen wird. Und mir wird das alles das Herz brechen, das weiß ich. Wenn ich scheitere, werde ich das nicht verkraften können. „Meine Freunde sind um die Ecke ... Wir waren gerade jagen ... leckere Menschen. Ich könnte dich reinschmuggeln und wir könnten mitessen. Dann müssen wir aber leise sein. Es wäre eine gute Stärkung vor dem Bowlen." Ich zucke zusammen, als Newts Augen aufleuchten, als ich etwas von Menschenjagd und Essen von Menschen erzähle. Doch ich habe es wohl geschafft, ihn zu überzeugen, denn er steht jetzt auf und läuft mir hinterher. Am liebsten würde ich rennen, damit er es sich nicht mehr anders überlegen kann, doch ich muss wie ein Crank handeln. Deswegen humpele ich ein bisschen und schlurfe auch. Newt folgt mir tatsächlich, er schnüffelt in der Luft, als wollte er versuchen, die Menschen zu riechen. Als wir zusammen in einer Seitenstraße sind, muss ich das tun, wovor ich große Angst habe. Ich richte das Transvice auf ihn.

Angels in paradise [Maze Runner/Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt