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Kapitel 4

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Irgendwie schaffte ich es tatsächlich, den nächsten Kursraum pünktlich zu erreichen. Nach dem holprigen Start am Morgen, konnte ich auch wirklich keine weiteren Zwischenfälle gebrauchen.

Unsicher suchte ich mir schließlich einen freien Platz vor der großen Fensterfront. Einzelne Regentropfen prasselten leise an die Scheibe, während die warme Luft im Inneren dafür sorgte, dass die Sicht nach draußen durch das Beschlagen der Fenster beeinträchtigt wurde. Meine Laune glich also dem aktuellen Wetter, denn Mathe war überhaupt nicht mein Ding. Der Raum füllte sich langsam und als der Lehrer pünktlich durch die Tür trat, verstummten auch die letzten Gespräche.

Trotz meiner Ablehnung dem Fach gegenüber, versuchte ich dem Unterricht so gut es ging zu folgen. Schließlich war ich darauf bedacht, nicht gleich zu Anfang ein negatives Bild zu vermitteln. Als endlich das erlösende Klingeln ertönte, kramte ich eilig meine Sachen zusammen, um schnellstmöglich in die Pause verschwinden zu können. Ich war gerade dabei, mich von meinem Stuhl zu erheben, als ich neben mir ein Mädchen bemerkte.

„Hey, wie war dein Name noch gleich?", wandte sie sich freundlich an mich, während ihre hellbraunen Augen mich interessiert musterten. Sie war ungefähr einen halben Kopf größer als ich und ihre kurzen, rotgefärbten Haare verliehen ihr irgendwie etwas Erwachsenes.

„Mia und wer bist du?", gab ich zurück und war erstaunt darüber, dass sie einfach so das Gespräch mit mir gesucht hatte.

„Mein Name ist Jessica und ich dachte, du könntest vielleicht etwas Gesellschaft vertragen", antwortete sie lächelnd, während sie sich eine rote Strähne hinter ihr Ohr strich.

Das Angebot nahm ich nur zu gerne an. Ein paar neue Leute konnten schließlich nicht schaden und außerdem schien Jessica wirklich nett zu sein. Wir schlenderten gemeinsam über den Schulhof, wobei Jessica mich durchweg mit Fragen löcherte.

„Seit wann bist du hier in Greenwich?", fragte sie interessiert und warf mir immer wieder neugierige Blicke zu. Anscheinend kam es nicht besonders häufig vor, dass Schüler aus anderen Ländern nach Greenwich kamen.

„Etwas mehr als zwei Wochen, aber es kommt mir schon vor wie eine Ewigkeit", gab ich zurück und versuchte meine Frustration darüber so gut wie möglich zu verbergen.

„Du wirst dich hier sicherlich schnell zurechtfinden", antwortete Jessica zuversichtlich und schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln. Aus irgendeinem Grund beruhigte mich ihre positive Art und ich war dankbar dafür, dass sie mich angesprochen hatte.

„Wenn du Lust hast, kannst du ja morgen mit mir zusammen in die Mensa gehen", schlug Jessica schließlich vor, kurz bevor die Pausenglocke unsere Unterhaltung beendete.

„Geht klar", stimmte ich schnell zu, bevor wir uns voneinander verabschiedeten und ich mich auf den Weg zu meinem Geschichtskurs machte.

****

Nachdem ich auch noch die letzte Stunde hinter mich gebracht hatte, verließ ich mit gemischten Gefühlen die Schule. Der Tag hatte wirklich unglücklich begonnen, aber insgesamt war mir bewusst, dass es auch deutlich schlimmer hätte kommen können.

Meine Mum wartete bereits in ihrem Auto vor der Schule und so beeilte ich mich, den Wagen schnellstmöglich zu erreichen.

„Wie war dein erster Tag?", begrüßte sie mich, bevor sie den Motor startete und den Wagen routiniert auf die Straße lenkte.

„Es war eigentlich ganz okay", antwortete ich wahrheitsgemäß, wobei ich den peinlichen Zwischenfall am Morgen natürlich unerwähnt ließ. Meine Mum musste nicht unbedingt erfahren, dass ich mir beinahe den Hals gebrochen hatte.

„Ich habe dir doch gleich gesagt, dass es gar nicht so schlimm wird", freute sie sich für mich und auch ich konnte mich auf der Rückfahrt endlich etwas entspannen. Immerhin hatte ich den ersten Tag in der neuen Schule tatsächlich überlebt.

Mia - Between Love and LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt