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Kapitel 12

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Zu meinem Glück stellte die Dame im Sekretariat keine weiteren Fragen, als ich ihr mitteilte, dass ich mich für heute aufgrund von starken Bauchkrämpfen vom Schulunterricht abmelden würde. Wahrscheinlich hielt sie meine vom Weinen immer noch aufgequollenen Augen für das Resultat der Schmerzen. Sie wünschte mir mitfühlend eine gute Besserung, bevor ich ihr den Rücken zudrehte und den Raum verließ.

Ich wollte einfach nur nach Hause. Erleichtert ließ ich die Schule hinter mir und betrat die Landstraße. Es war ein sonniger Septembertag und die großen Kastanien warfen dunkle Schatten auf den steinigen Weg. Am Freitag war ich hier noch mit Josh entlanggegangen, stellte ich traurig fest. Der Gedanke an ihn versetzte mir einen Stich in die Magengegend. Schlag dir Josh endgültig aus dem Kopf, mahnte ich mich selbst. Ich atmete tief ein und beschloss, ihn ab jetzt aus meinem Herzen zu verbannen.

Es war ein beruhigendes Gefühl, endlich zu Hause angekommen zu sein. Meine Mum war noch auf der Arbeit, weshalb ihr mein verfrühtes Heimkehren fürs Erste nicht auffallen würde. Ich schleuderte meinen Rucksack achtlos in die Ecke und ließ mich niedergeschlagen auf mein Bett fallen. Wieder spürte ich Tränen aufsteigen, aber diesmal versuchte ich gar nicht erst, sie zurückzuhalten. Keine Ahnung, wie lange ich dort so lag, aber irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein. Das Klingeln unserer Haustür schreckte mich auf.

„Wer zur Hölle klingelt denn um diese Zeit bei uns?", murmelte ich halb verschlafen, während ich mich mühsam aus dem Bett rollte. Ein Blick auf die Uhr über meiner Zimmertür verriet mir, dass es bereits kurz nach 14 Uhr war. Ein wenig geschockt darüber, wie spät es bereits war, taumelte ich zum Fenster. Bevor ich durch die Scheibe erspähen konnte, wer da unten stand, klingelte es erneut. Wahrscheinlich der Postbote, überlegte ich. Ich presste meine Nase gegen das kühle Fensterglas und konnte kaum glauben, wen ich dort unten stehen sah: Josh.

„Was will der denn hier?", flüsterte ich geschockt, während ich mich mit dem Rücken instinktiv an die Wand presste. Ich konnte nur hoffen, dass er mich nicht gesehen hatte. In diesem Moment klingelte es schon wieder. Als ich bemerkte, dass ich sogar die Luft angehalten hatte, stieß ich sie mit einem lauten Seufzer aus. Ich lauschte der Stille und als ein paar Minuten vergangen waren, beschloss ich, erneut einen Blick aus dem Fenster zu wagen. Vorsichtig näherte ich mich der Scheibe und Erleichterung machte sich breit, als ich feststellte, dass Josh nicht mehr zu sehen war. Noch gestern wäre ich vor Freude ausgeflippt, wenn er mich besucht hätte, aber heute war alles anders. Ich durfte nicht zulassen, mich in etwas zu verrennen. Olivia hatte mir die Augen geöffnet, ich würde niemals eine Chance bei einem Typen wie ihm haben.

Ich hatte es mir bereits wieder in meinem Bett bequem gemacht, da hörte ich, wie meine Mum von der Arbeit nach Hause kam. Es war mittlerweile halb drei und normalerweise wäre ich noch in der Schule gewesen. Sie kam jeden Tag um diese Zeit nach Hause und bereitete das Essen vor, bevor sie mich gegen 16 Uhr von der Schule abholte.

„Hey Mum! Nicht erschrecken! Ich bin schon zu Hause, weil Geschichte ausgefallen ist!", rief ihr zu, während ich die Treppe in Richtung Erdgeschoss hinunterlief. Ich würde ihr natürlich nicht erzählen, was heute vorgefallen war, weshalb ich mich bemühte, ein möglichst neutrales Gesicht aufzusetzen. Sie war gerade dabei ihren Mantel an der Garderobe aufzuhängen, als sie mich mit einem Lächeln begrüßte. Anscheinend schöpfte sie keinen Verdacht.

„Wie war dein Tag?", wollte ich von ihr wissen.

„Super-duper", antwortete sie und ich freute mich aufrichtig, dass wenigstens ihr Tag angenehm gewesen sein musste. Einen Kommentar zu ihrem Lieblingswort verkniff ich mir dieses Mal, ich hatte wirklich andere Probleme. Gerade als ich etwas erwidern wollte, fasste sie mich an den Schultern und schob mich durch den Türrahmen in Richtung Wohnzimmer. „Du hast Besuch", hörte ich sie noch hinter mir sagen.

„Besuch?", fragte ich verwirrt, aber noch bevor sie mir antworten konnte, fand ich mich im Wohnbereich wieder.

Was ich dort zu sehen bekam, verschlug mir augenblicklich den Atem: Josh saß auf unserer Couch und schaute mich an.

„Du hast deine Hausaufgaben in der Schule vergessen. Da dachte ich, ich bring sie dir vorbei. Deine Ma war so nett und hat mich reingelassen", begrüßte er mich mit einem Zwinkern.

„Ähm ... danke, schätze ich", antwortete ich vollkommen überrumpelt, während ich verstohlen über meine Schulter in Richtung Küche blickte. Als ich mir sicher war, dass meine Mum begonnen hatte, das Essen zuzubereiten, ging ich zwei Schritte auf ihn zu. „Du solltest nicht hier sein", flüsterte ich eindringlich. Ich konnte in seinem Gesicht erkennen, dass er ziemlich verwirrt war. Als Josh den Mund öffnete, um mir zu antworten, kam meine Mutter mit zwei Gläsern Saftschorle herein.

„Wie schön, dass ich endlich mal einen deiner neuen Freunde kennenlerne", freute sie sich und lächelte von mir zu Josh, während sie uns die Getränke in die Hand drückte. Am liebsten wäre ich auf der Stelle schreiend weggelaufen.

„Wie war dein Name noch gleich?", wandte sich meine Mum nun direkt an Josh. Natürlich war ihre Neugierde sofort geweckt.

„Mein Name ist Joshua, aber meine Freunde nennen mich Josh", antwortete er freundlich, woraufhin meine Mutter zufrieden lächelte.

„Josh wollte gerade gehen", mischte ich mich schließlich in das Gespräch ein und deutete mit einer ungelenken Handbewegung in Richtung Tür.

„Ach was, bleib doch noch zum Essen, Josh. Mias Freunde sind hier immer willkommen", wiegelte meine Mum ab, während sie Josh erwartungsvoll ansah.

Ich riss geschockt die Augen auf und formte hinter ihrem Rücken ein stilles "No way" mit dem Mund in seine Richtung. Josh schaute mir direkt in die Augen, ehe er sich mit einem amüsierten Grinsen wieder meiner Mutter zuwandte: „Ich würde sehr gerne zum Essen bleiben, Ma'm."

Mia - Between Love and LiesOnde histórias criam vida. Descubra agora